Warnung der UN Weitere Organisationen betonen gefährliche Entwicklung bei HIV
Zum bevorstehenden Welt-Aids-Tag am 1. Dezember warnten jetzt mehrere UN-Organisationen sowie die Vereinten Nationen selbst vor potenziellen Rückschlägen im globalen Kampf gegen HIV. Eine aktuelle Analyse von Unicef, Unaids und Avenir Health zeigte, dass massive Kürzungen bei den Hilfsprogrammen zu einem dramatischen Anstieg von HIV-Infektionen und Aids-bedingten Todesfällen führen könnten.
Breite Kritik an HIV-Politik
Die Berechnungen der Organisationen zufolge könnte die Zahl der Kinder, die sich mit dem HI-Virus infizieren, bis 2040 um 1,1 Millionen steigen, falls die laufenden Programme in den betroffenen Regionen um die Hälfte gekürzt werden. Etwa 820.000 Kinder könnten in diesem Szenario an den Folgen von Aids sterben. Erst gestern hatte Großbritannien erklärt, ihre finanziellen Beiträge zum Globalen Fonds zur Bekämpfung von HIV, Tuberkulose und Malaria um 150 Millionen Pfund zu reduzieren – ähnlich wie Deutschland. Mehrere HIV-Fachverbände hatten dies in dieser Woche ebenso scharf kritisiert und sprachen von einer „fatalen Fehlentwicklung“.
Unicef warnte in einer Stellungnahme, dass die Fortschritte im Kampf gegen HIV weiterhin fragil bleiben und dass bereits in diesem Jahr Kürzungen bei den Mitteln für Prävention, Therapie und Unterstützung für Kinder, schwangere Frauen und stillende Mütter zu einem deutlichen Rückgang der Versorgung geführt hätten. Selbst bei Fortsetzung der aktuellen Programme zur Verhütung und Behandlung von HIV würden in den nächsten 15 Jahren voraussichtlich 1,9 Millionen Kinder neu infiziert und rund eine Million Menschen sterben.
Hoffnung durch neues HIV-Medikament
Trotz dieser düsteren Aussichten gibt es auch ermutigende Nachrichten aus den USA: Im Rahmen des „President's Emergency Plan for AIDS Relief“ (PEPFAR) wurden in den letzten Wochen die ersten Dosen eines neuen HIV-Medikaments mit Langzeitwirkung an zwei afrikanische Staaten geliefert. Das Medikament Lenacapavir bietet eine neue Behandlungsoption, bei der nur noch zwei Injektionen pro Jahr erforderlich sind – im Vergleich zu täglichen Pillen. Das Medikament hat sich in klinischen Studien als hochwirksam erwiesen und könnte insbesondere für schwangere oder stillende Mütter von Bedeutung sein, da es die Übertragung des Virus von Mutter auf das Kind während und nach der Schwangerschaft verhindern kann.
Die ersten Dosen von Lenacapavir wurden nach Eswatini (früher Swasiland) und Sambia geschickt, zwei Länder, die besonders stark von HIV betroffen sind. Eswatini hat mit 28,3 Prozent die höchste HIV-Infektionsrate weltweit unter Erwachsenen, während in Sambia etwa 12,1 Prozent der Erwachsenen betroffen sind. Die Lieferung wird als ein bedeutender Schritt in der HIV-Prävention gewertet, da das Medikament nicht nur die Behandlung von HIV-positiven Personen erleichtert, sondern auch eine wichtige Rolle in der Verhinderung von Neuinfektionen spielt.
Politische Herausforderungen
Die Ankündigung des neuen Medikaments erfolgt allerdings vor dem Hintergrund massiver Kürzungen bei den US-Hilfsprogrammen für HIV und Aids. Die aktuelle US-Regierung plant, die Gelder für PEPFAR und andere HIV/Aids-Programme sowohl im In- als auch im Ausland zu reduzieren. Diese Kürzungen haben bereits dazu geführt, dass einige Länder wie Kenia und Südafrika ihre HIV-bezogenen Dienstleistungen stark einschränken oder sogar vollständig einstellen mussten. In einigen Fällen wurde dies so drastisch, dass lebenswichtige Behandlungen für HIV-positive Menschen ausgesetzt wurden.
Diese Rückschläge gefährden nicht nur die Fortschritte der vergangenen Jahre, sondern auch das internationale Ziel der Vereinten Nationen, bis 2030 keine neuen HIV-Infektionen mehr zu verzeichnen. Obwohl die notwendigen medizinischen Mittel zur Behandlung und Prävention vorhanden sind, hängt der Erfolg des globalen Kampfes gegen HIV von einer konsequenten Finanzierung und gerechten Verteilung der Ressourcen ab.