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Bundeswehr-Generalmajor nach Soldaten-Beschwerde suspendiert

War es sexuelle Belästigung? Bundeswehr-Generalmajor nach Soldaten-Beschwerde suspendiert

co - 26.09.2023 - 16:00 Uhr
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Bis vor kurzem war Generalmajor Markus Kurczyk (58) von der Luftwaffe Kommandeur des Zentrums Innere Führung in Koblenz. Diese Position hatte er erst seit 2022 inne. Zuvor war er Kommandeur des Landeskommandos Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin. Jetzt wurde Kurczyk von Generalinspekteur Carsten Breuer vorübergehend von seinen Aufgaben entbunden. Bis auf Weiteres wird Stabsleiter Thomas Berger vom Zentrum Innere Führung seine Pflichten übernehmen. Eine Begründung für die Suspendierung gibt es offiziell nicht. Laut dem Spiegel soll jedoch am Tag zuvor eine Beschwerde gegen Kurczyk beim Verteidigungsministerium eingegangen sein: Er soll einen Soldaten sexuell belästigt haben.

Die Beschwerde

Am Rande einer Party bei den Invictus Games 2023 in Düsseldorf soll Kurczyk versucht haben, einen Soldaten gegen dessen Willen auf den Mund zu küssen. Die internationalen Spiele sollen verwundete, verletzte oder erkrankte Streitkräfte bei ihrer Rehabilitation unterstützen Aufmerksamkeit und Anerkennung in der Gesellschaft schaffen. Auch die Bundeswehr war bei diesem Wettstreit zugegen.

Der Fall wird nun intern untersucht. Die Beschwerde ging am Freitag ein. Tags darauf wurde Kurczyk als Kommandeur des Zentrums Innere Führung der Bundeswehr suspendiert. Das Verteidigungsministerium informierte den Bundestag ebenfalls am Samstag über die Ermittlungen. Eine Stellungnahme des Generalmajors gibt es bislang noch nicht. Besonders brisant ist der Fall, weil das Zentrum Innere Führung militärische Führungskräfte aus- und weiterbildet, zum Beispiel auch zu ethischen Fragen. Es hat also einen massiven Einfluss auf die Führungskultur innerhalb der Bundeswehr.

Sexuelle Belästigung in der Bundeswehr

Tatsächlich gelten seit Anfang September bei solchen Fällen strengere Regeln, denn die Bundeswehr gab kürzlich eine neue interne Richtlinie zum „Umgang mit Sexualität und sexualisiertem Fehlverhalten“ heraus. Laut dieser Richtlinie ist jede Form der sexuellen Belästigung ein „schwerwiegender Angriff auf die Würde und die körperliche Integrität der betroffenen Person“ und werde nicht geduldet. Neben körperlichen Angriffen zählt die Bundeswehr dazu auch „Bemerkungen sexuellen Inhalts“ oder das Aufhängen von pornografischen Bildern in Kasernen. Vorgesetzte sollen sofort eingreifen und Ermittlungen in die Wege leiten.

Laut einem Bericht der Wehrbeauftragten aus dem März 2023 nahm sexualisiertes Fehlverhalten innerhalb der Bundeswehr zuletzt zu. Im Jahr 2022 gab es 357 meldepflichtige Verstöße gegen die sexuelle Selbstbestimmung – 2021 waren es noch 303 und in der Zeit vor der Corona-Pandemie noch weniger. Genaue Zahlen dazu wurden jedoch im Bericht nicht genannt. Laut der Untersuchung sind überwiegend Frauen von sexuellen Übergriffen betroffen (zu 80 Prozent). Ein Drittel der Vorfälle geschehe unter Alkoholeinfluss. 

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