Ein Schritt nach vorne! Parlament in Südkorea berät über gleichgeschlechtliche Ehe.
Es ist fürwahr nur ein erster Schritt in die richtige Richtung, doch wird er im Land selbst bereits als „historischer Moment“ gefeiert: Die Gesetzgeber in Südkorea haben den ersten Gesetzesentwurf für die gleichgeschlechtliche Ehe vorgelegt. Unterstützt wird das Vorhaben von einer parteiübergreifenden Gruppe von Abgeordneten und mehreren LGBTI*-Bürgerrechtsinitiativen, die von einem entscheidenden Tag im Kampf für mehr Gleichberechtigung von Homosexuellen sprechen.
Druck auf die Regierung erhöhen
Der Gesetzentwurf zur Gleichstellung der Ehe, der von Jang Hye-yeong von der kleinen Oppositionspartei „Gerechtigkeit“ eingebracht und von zwölf weiteren Abgeordneten aller großen Parteien mitgetragen wurde, zielt darauf ab, das koreanische Zivilgesetzbuch so zu ändern, dass auch Personen gleichen Geschlechts heiraten können. Es ist unwahrscheinlich, dass der Gesetzentwurf tatsächlich gleich verabschiedet wird, aber er ist Teil von mehreren Gesetzvorschlägen, die schrittweise den Druck auf die Regierung erhöhen sollen.
In weiteren Gesetzestexten geht es dabei dann auch um zivile Partnerschaften und die Rechte von unverheirateten Frauen. Die Situation ist aktuell auch deswegen günstig, weil erst vor kurzem ein Gericht im Land entschieden hat, dass gleichgeschlechtliche Paare Anspruch auf den gleichen Versicherungsschutz durch die staatliche Krankenversicherung haben wie heterosexuelle Paare – es ist das erste Mal in dieser Art, dass damit der Rechtsstatus von Homosexuellen offiziell im ostasiatischen Land anerkannt wurde.
Homosexualität abseits des Militärs legal
In Südkorea gibt es bisher auch keine gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, Homosexualität ist abseits des Militärs allerdings legal. Schwulen Mitgliedern des Militärs indes drohen hohe Haftstrafen. Die Ehe wiederum soll laut der Verfassung als „die Grundlage der Würde des Menschen und der Gleichheit der Geschlechter“ gegründet werden. Obwohl explizit keine heterosexuelle Verbindung erwähnt wird, ist dies bis heute gängige Auslegungssache.
Knappe Mehrheit befürwortet Homo-Ehe
In der Vergangenheit wurden Bemühungen, gleichgeschlechtlichen Paaren gleiche Rechte zu gewähren, von religiösen Gruppen abgelehnt. Angesichts der drohenden demografischen Krise in Südkorea, zu der auch eine weltweit rekordverdächtig niedrige Geburtenrate gehört, werden nun allerdings zunehmend Forderungen laut, den Begriff der Familie neu zu definieren. Inzwischen sprechen sich nach Angaben von Hankook Research auch eine knappe Mehrheit von 52 Prozent der Einheimischen bereits für eine Homo-Ehe in Südkorea aus.