Direkt zum Inhalt
Ein besonderes Seniorenheim

Ein besonderes Seniorenheim Ein Leben in Würde soll eine neue Einrichtung homosexuellen Opfern der Franco-Diktatur ermöglichen

ms - 20.03.2025 - 15:00 Uhr
Loading audio player...

Spanien würdigt mit einem besonderen Projekt schwule und lesbische Senioren – in Madrid wird Ende Juni dieses Jahres ein neues Altenheim eröffnet, das speziell für jene homosexuellen Rentner gedacht ist, die unter der Franco-Diktatur Verfolgung, Angriffe und Diskriminierung erlebt haben. 

Verhaftung, Folter und Willkür 

Während dem Franco-Regime unter dem rechtsgerichteten Diktatur Francisco Franco zwischen 1936 und 1975 war das Leben von Homosexuellen einer ständigen Bedrohung ausgesetzt. Der General ließ tausende Schwule und Lesben nur aufgrund ihrer sexuellen Orientierung jagen und verhaften, all jene, die dem nationalistischen, katholisch geprägten Gesellschaftsmodell aus seiner Sicht nicht entsprachen. Besonders auf schwule Männer hatte es die Polizei in jenen Tagen abgesehen. 

In Gefangenschaft waren viele von ihnen Willkür und Folter ausgesetzt – in Huelva und in Badajoz gab es dabei spezielle Gefängnisse nur für Homosexuelle. Trotz Bemühungen um Entschädigungen warten viele der lebenden Opfer bis heute auf eine echte Form der Gerechtigkeit. Das Perfide: Die allermeisten Dokumente aus der Zeit wurden vernichtet, konkrete Belege über die Menschenrechtsverbrechen gegen Homosexuelle existieren kaum noch. Noch immer gibt es im Land außerdem mehr als 2.000 anonyme Massengräber, in denen auch viele Homosexuelle ihre letzte Ruhestätte gefunden haben sollen. 

Ein Martyrium über Jahrzehnte

Ähnlich wie in Deutschland unter dem einstigen Schwulen-Verbotsparagrafen 175 bedeutete eine Verhaftung oder Verurteilung auch in Spanien eine lebenslange Scham, die Betroffenen waren hier wie dort als Kriminelle gebrandmarkt und bekamen nach ihrer Freilassung keine vernünftigen Jobs. Die Polizei informierte damals zudem die Nachbarschaft über den „schwulen Verurteilten“ – ein Leben in Armut bis ins hohe Alter hinein war vorgezeichnet. Überlebende berichteten in den letzten Jahren immer wieder von einem „jahrzehntelangen Martyrium“. 

Letzte Lebensjahre in Würde

Trotz einer inzwischen queerfreundlichen Politik in Spanien gibt es in vielen anderen Seniorenheimen bis heute noch Vorurteile gegenüber Homosexuellen, immer wieder erleben sie dort abermals Diskriminierung und Mobbing, immer wieder müssen sie ihre Identität als schwuler Mann oder lesbische Frau verstecken. Die neue Einrichtung im Stadtviertel Villaverde Alto in Madrid soll nun schwulen und lesbischen Überlebenden die Chance geben, ihre letzten Lebensjahre in Würde gestalten zu können. Die feierliche Eröffnung ist für den 28. Juni geplant – ein bewusst gewähltes Datum: In der Nacht zum 28. Juni 1969 begannen die Stonewall-Aufstände in New York, der Beginn aller Pride- und CSD-Demonstrationen heutiger Tage. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Opfer mit Böller angegriffen

Verdächtige 16 und 18 Jahre alt

Vor zwei Monaten kam es im Hamburger Stadtpark zu einem schwulenfeindlichen Angriff. Zwei Brüder wurden nun als Hauptverdächtige festgenommen.
Bilanz ESC 2025

Mehrwert für die Schweiz

Die Schweiz zieht ein positives Fazit über den ESC 2025 in Basel: Die Kassen klingelten und das Image hat sich deutlich verbessert.
Schwules Paar überfahren

Homophober Angriff in London

Mordprozess in London: Am Weihnachtsabend 2024 raste ein 30-Jähriger in eine Menschenmenge, darunter ein schwules Paar. Ein Mann starb dabei.
Lügen vor Millionenpublikum

Anti-LGBTIQ+-Rhetorik von rechts

In der „Tucker Carlson Show“ mit dem rechten Aktivisten Milo Yiannopoulos entlud sich wieder einmal eine Welle LGBTIQ+-feindlicher Rhetorik.
Lynchversuch an Universität

Student in Uganda angegriffen

Eine Gruppe homophober Studenten versuchte an der größten Universität in Uganda einen Kommilitonen zu ermorden. Jetzt hat der Fall erste Konsequenzen.
Neue Vorwürfe in England

Homophobie unter Polizisten

Erneut steht die britische Polizei in der Kritik: Verschleppte sie die Aufklärung von Raubüberfällen auf Schwule aufgrund von Homophobie?
Italiens neue Zensur

Verbotspläne schreiten voran

"Gott, Vaterland und Familie“: Nur Sexualkunde und LGBTIQ+ soll es an vielen Schulen Italiens bald nicht mehr geben, beschlossen die Parlamentarier.
Jugend unter Druck

Psychische Probleme stark vertreten

Viele queere Jugendliche haben Zukunftsängste, neuerdings auch mit Blick auf die Spaltung der Gesellschaft. Details offenbart eine neue Studie.