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Soziale Medien
Rubrik

Soziale Medien und LGBTI* Machen große Plattformen nicht genug gegen Hasskommentare?

ms - 22.05.2024 - 13:00 Uhr

Zum vierten Mal in Folge vergab die LGBTI*-Organisation GLAAD in den USA mit ihrem sogenannten „Social Media Safety Index“ (SMSI) Bewertungsnoten für die großen Plattformanbieter der sozialen Medien.

Zu wenig Schutz für LGBTI* online?

Laut dem US-Verband gibt es eine direkte Verbindung zwischen gefährlicher Online-Rhetorik und gezielten Angriffen auf die LGBTI*-Community, weswegen GLAAD die Big Player online auch in besonderer Verantwortung sieht. Social-Media-Unternehmen würden sich dabei größtenteils bis heute weigern, ausreichende Regeln zum Schutz von LGBTI*-Personen durchzusetzen oder anzuwenden. 

Kritisiert wird neben dem „ungeheuerlichen Ausmaß an unzureichend moderiertem Anti-LGBTI*-Material“ auf allen Plattformen auch die Sperrung von LGBTI*-Konten oder deren Einstufung als Angebot nur für Erwachsene. Dazu käme eine generelle Unterdrückung oder Shadowbanning bei LGBTI*-Inhalten.   

Beste Bewertung von TikTok – doch warum?

Im Ranking hätten sich so zwar einige Plattformen leicht verbessert und andere leicht verschlechtert, doch unterm Strich seien die Werte nach wie vor „miserabel“. So vergibt GLAAD an alle sozialen Medien wie YouTube, Facebook, X, Instagram oder Threads die schlechteste Note F. Die einzige Ausnahme: Ausgerechnet TikTok wird mit der Note D+ bewertet, einem Mittelwert – und das, obwohl das chinesische Unternehmen immer wieder LGBTI*-Inhalte untergräbt sowie bekämpft und zudem im Verdacht steht, Spionage zu betreiben.

Begründet wird die bessere Bewertung für TikTok unter anderem damit, dass das Unternehmen erklärte, es würde keine Informationen über die sexuelle Ausrichtung der Nutzer sammeln. Kontrollieren lässt sich die Behauptung allerdings nicht. Zudem habe TikTok neue Diskriminierungsrichtlinien für Werbetreibende erlassen, die LGBTI*-Menschen nicht von Anzeigen ausschließen dürfen. Dazu würde das Unternehmen auch Deadnaming verbieten und im Gegenzug allen erlauben, andere User aufgrund vermeintlicher LGBTI*-Hasskommentare anzuzeigen, auch dann, wenn sie selbst davon nicht betroffen sind. Kritiker entgegnen hier allerdings, solche Möglichkeiten fördern massiv das digitale Denunziantentum.  

Reaktionen auf das Ranking

Auch die LGBTI*-Gruppe Human Rights Campaign sieht ein Kernproblem bei den Plattformen: „Wenn Social-Media-Plattformen Algorithmen verwenden, die Hass verstärken, ihre eigenen Richtlinien gegen Hass nicht durchsetzen und von der gezielten Ansprache von Gemeinschaften profitieren, leiden die Menschen – und die Demokratie wird untergraben.“

Die angesprochenen Konzerne selbst reagieren darauf zumeist unterschiedlich. X-Eigentümer Elon Musk will die Meinungsfreiheit des Kurznachrichtendienstes hochhalten, Meta (Facebook / Instagram) beteuert, bereits viele Richtlinien aktiv umzusetzen und das chinesische Unternehmen TikTok verspricht zum wiederholten Male Besserung. 

Wunsch nach mehr Sicherheit für LGBTI*

Laut GLAAD ist das Ziel des SMSI, die Sicherheit von LGBTI*-Nutzern zu erhöhen und verstärkt auf Anti-LGBTI*-Hass online hinzuweisen. „Amerika befindet sich an einem kritischen Punkt, wenn es um die Akzeptanz und Sicherheit von LGBTI* geht. Wir haben eine rekordverdächtige Unterstützung für die Gleichberechtigung von LGBTI*, aber wir leben in einem unsicheren Amerika für LGBTI*-Menschen, insbesondere für Transgender-Menschen. Wir streben danach, die pluralistischen Werte und Ideale zu verkörpern, an die wir alle glauben - wir wissen, dass wir gemeinsam stärker sind“, so GLAAD-Präsidentin und Geschäftsführerin Sarah Kate Ellis. 

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