Direkt zum Inhalt
Shitstorm um Arad Winwin
Rubrik

Shitstorm um Arad Winwin Verbale Attacken nach Trump-Glückwünschen, doch der Erwachsenendarsteller holt zum Gegenschlag aus

ms - 11.11.2024 - 15:00 Uhr

Während die queere US-Community zumindest in Teilen noch in einer Art von Schockstarre nach dem Sieg von Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl letzte Woche verharrt ist und die Hilfsanfragen seitdem bei den LGBTI*-Jugendberatungseinrichtungen massiv angestiegen sind, feiern andererseits einige prominente schwule Persönlichkeiten das Wahlergebnis – allen voran jetzt auch einer der bekanntesten schwulen Hardcore-Darsteller: Arad Winwin (34). 

Glückwünsche an Trump

Der als Mahmoud Reza Asefi im November 1989 geborene frühere Bodybuilder und spätere Pornodarsteller zeigte sich auf seinen sozialen Medien, allen voran auf Instagram, erfreut über Donald Trump als 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Er erklärte: „Nur das Beste und absolute Gratulation für unseren Präsidenten Donald Trump. Macht Amerika wieder großartig, erschwinglich und sicher. Liebe ist Liebe. Wir schaffen das gemeinsam.“

Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten, mehrere hundert Fans beschimpften den beliebten 34-jährigen Iraner, andere indes verteidigten ihn vehement. Binnen kürzester Zeit entwickelte sich daraus ein veritabler Shitstorm, die Mehrheit der Kommentare sind dabei negativ. 

Dolchstoß der Gay-Community?

Ein User schrieb beispielsweise: „Schwul, Immigrant, Pornostar! Du bist die Heilige Dreifaltigkeit jener Menschen, die Trump beleidigt und hinter denen die Republikaner her sind. Du wärst der erste, der abgeschoben wird.“ Der Hardcore-Kollege Lucas Dell kommentierte seine Trump-Glückwünsche nur mit „Ekelhaft und enttäuschend“. Ein weiterer User schrieb wütend: „Du lebst von der schwulen Gemeinschaft. Und doch unterstützt du einen Präsidenten, der der LGBTI*-Community nur schaden wird. Wie kann das Sinn machen?“

Einige weitere Fans online werfen Winwin außerdem vor, er verharmlose die angebliche Homophobie der Republikaner beziehungsweise wisse wohl gar nicht, was das eigentlich ist – letzteres dürfte angesichts der Lebensgeschichte des 34-Jährigen allerdings stark bezweifelt werden. 

Todesängste und eine Flucht

Winwin wurde in Teheran, Iran, geboren und wuchs in einer großen Familie auf. Er war sportlich sehr aktiv und nahm an Wettbewerben für Bodybuilding und Karate teil. Mit 18 Jahren wurde er vom Militär eingezogen und arbeitete drei Jahre als Soldat, bevor er im Jahr 2010 im Alter von 22 Jahren aus dem Iran floh. Später erklärte er im Interview, ihm sei damals klargeworden, dass er niemals in Freiheit im Iran hätte leben können und dass man ihn jederzeit aufgrund seiner Homosexualität töten hätte können. 

Zu Fuß floh der damals 22-Jährige über drei Tage hinweg über die Berge in die Türkei und wurde dort aufgrund eines gefälschten Passes sechs Monate inhaftiert. Die türkischen Behörden wollten ihn daraufhin in den Iran abschieben, wo er als Militärdeserteur gehängt worden wäre. Seiner Familie gelang es, einen Anwalt der Vereinten Nationen zu alarmieren, sodass Winwin in das UN-Flüchtlingsprogramm aufgenommen wurde. Schlussendlich kam er nach über drei Jahren in die USA, wo er zunächst für eine Aufzugsfirma, später als Go-Go-Tänzer und Unterwäschemodel tätig war, bevor er 2014 als Hardcore-Darsteller durchstartete.   

Hass seitens der LGBTI*-Community

Bemerkenswert an Winwin ist dabei, dass er im Gegensatz zu vielen anderen den Shitstorm nicht schweigend über sich ergehen lassen will, sondern jetzt online konterte und erklärte: „Das Schöne an Amerika ist die Redefreiheit. Aber leider kommt einmal mehr nur Hass, Wut, Wahnsinn und Negativität dabei heraus. Wenn so die ganze LGBTI*-Community und die Demokraten sind, dann will ich nicht mehr Teil davon sein. Klar, ich könnte den Kommentar-Teil online einfach sperren, sodass niemand mehr einen Kommentar abgeben kann, aber es dürfen gerne alle sehen, wie unsere LGBTI*-Community offensichtlich voller Gift, voller Wut ist. Vielleicht ist das der Grund, warum die LGBTI*-Community jeden Tag mehr Hass abbekommt und immer weniger akzeptiert wird.“

An die Community gerichtet, sagt Winwin außerdem: „Die LGBTI*-Community ist zu einer Gemeinschaft von Schafen geworden. LGBTI*s scheren sich einen Dreck um andere, nur noch um sich selbst. Ich habe die letzten 13 Jahre immer gekämpft, für meine Freiheit, meine Zukunft, mein Leben. Was ist seitdem passiert mit der Freiheit in diesem Land? Mit der Message, Liebe ist Liebe? Mit der Redefreiheit? Was ist passiert mit Respekt und Verständnis? Die Meisten in unserer Community sind inzwischen krank, verrückt oder leiden unter mentalen Problemen.“ 

Kein Respekt bei Demokraten?

Zuletzt lässt der schwule Iraner auch an den Demokraten kein gutes Haar: „Die Demokraten sind so lange freundlich und lieb, bis man ihnen nicht mehr zustimmt, dann greifen sie dich an und fressen einen bei lebendigem Leibe auf, einfach so. Ihr alle müsst nicht mit dem Sieg von Trump einverstanden sein, aber Respekt vor der Meinung anderer ist eigentlich ein Minimum für uns Bürger.“

Arad Winwin ist heute einer der weltweit erfolgreichsten Pornodarsteller mit einer massiven Online-Präsenz, allein auf Instagram, X und TikTok folgen ihm rund 1,1 Millionen Menschen. Er gewann mehrere Branchen-Preise und arbeitete für die meisten großen US-Studios wie CockyBoys, Falcon, Lucas Entertainment oder auch Men.com. Nach seinem Trump-Statement verlor der Iraner rund 14.000 Follower – angesichts seiner Reichweite eine überschaubare und sicherlich verkraftbare Größe. Mit seiner Freude über Trumps Wahlsieg ist Winwin auch nicht alleine, mehrere Kollegen aus der Branche haben sich inzwischen ebenso öffentlich zu dem Republianker bekannt, darunter Alex Grant, Big C und Devin Franco.  

Auch Interessant

Mentale Gesundheit

Erste Erfolge an den Schulen

Endlich auch mal gute Nachrichten: Das Modellprogramm mit Mental Coaches an Schulen zeigt erste Erfolge - ein Lichtblick gerade für LGBTI*-Schüler.
Mordprozess in New York

Perfide Überfälle vor Schwulenbars

Ein Mordprozess sorgt in New York derzeit für Schlagzeilen: Eine Bande soll Männer vor Schwulenbars betäubt und ausgeraubt haben, zwei Opfer starben.
Kokain in der Community

Warnung vor „Kokainschwemme“

Kokain in der Gay-Community: Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung warnte jetzt vor einer „Kokainschwemme“ in Deutschland.
Ehe für alle in Thailand

1.000 Paare sagen heute Ja!

Große Freude in Thailand: Ab heute können Schwule und Lesben im südostasiatischen Land heiraten - das wird mit einer Massenhochzeit zelebriert!
Trump schreibt US-Geschichte

Ein schwuler Mann als Finanzminister

Scott Bessent soll der neue US-Finanzminister werden – er wäre damit der ranghöchste offen Homosexuelle jemals in einer US-Regierung.
LGBTI*-Flüchtlinge

Unterbringung in Hamburg gestoppt

In Hamburg wurde die zentrale Unterbringung von LGBTI*-Flüchtlingen im Stadtteil Winterhude nach Protesten von Nachbarn final gestoppt.
Neue Verbote in den USA

Keine trans* Menschen im Militär

Die Vorbereitungen für ein Trans*verbot beim US-Militär laufen: Bidens Erlass zum Schutz von trans* Menschen im Militärdienst gestrichen.
Ermittlungserfolg in Hessen

Festnahmen nach Dating-Masche

Ermittlungserfolg in Hessen: Fünf Jugendliche wurden festgenommen, die mittels der Dating-Masche schwule Männer überfallen und ausgeraubt haben sollen
Tauchsportler des Jahres

Auszeichnung für Tom Daley

Freude bei Tom Daley: Zum fünften Mal gewinnt der schwule Brite bei den European Aquatics Athlete of the Year Awards.