Direkt zum Inhalt
Selbstbestimmung in Spanien

Selbstbestimmung in Spanien Weitere neue Richtlinien sollen zudem die LGBTI*-Community stärken

ms - 17.02.2023 - 08:23 Uhr
Loading audio player...

Mit einer knappen Mehrheit hat der spanische Kongress final am Donnerstag das neue Selbstbestimmungsgesetz beschlossen – 191 Abgeordnete votierten dafür, 151 enthielten sich oder waren dagegen. Dem Gesetz waren heftige Debatten sowohl in der Gesellschaft sowie auch in der Politik vorausgegangen. Mit dem neuen Gesetz ist ein Namens- und Geschlechtswechsel auch als Kind bereits möglich. Vor dem 12. Lebensjahr dürfen Kinder künftig bereits ihren Namen ihrem gefühlten Geschlecht anpassen, Schulen und Lehrer sind verpflichtet, darauf einzugehen. Ab dem 12. Lebensjahr darf die juristische Geschlechtsänderung auch in allen offiziellen Dokumenten erfolgen, zunächst noch unter Einbindung des Familiengerichts oder der Eltern, ab dem 16. Lebensjahr vollkommen eigenständig.

Verhärtete Fronten bleiben bestehen

Das neue Gesetz dürfte die verhärteten Fronten wohl auch weiterhin nicht befrieden, immer wieder hatten auch hunderte Ärzte sowie die Spanische Gesellschaft für Psychiatrie oder die Madrider Ärztekammer davor gewarnt. Auch während der Verabschiedung gestern im Kongress war es zu Demonstrationen vor dem Gebäude in Madrid gekommen. Besonders in der Kritik steht dabei, dass bisherige medizinische oder psychologische Abklärungen gänzlich entfallen, auch eine fachliche Diagnose einer Geschlechtsdysphorie ist nicht mehr nötig. Das neue Gesetz könne auch eine unreflektierte, geschlechtsangleichende Behandlung von Kindern massiv vorantreiben, so die Befürchtungen.

Die Trans-Community indes spricht von einem Befreiungsschlag für Trans-Menschen. Spaniens Gleichstellungsministerin Irene Montero von der Linkspartei hatte das Gesetz im Eilverfahren durch alle staatlichen Instanzen gebracht, teilweise vorbei an drei Beratungsgremien, die ansonsten normalerweise in solchen Fällen ihre Stellungnahmen abgeben. Moreno feiert das neue Gesetz und spricht von einem der “wichtigsten Gesetze dieser Legislaturperiode“. Mit dem finalen Beschluss wolle sie sich dafür einsetzen, dass das Gesetz zeitnah in allen Teilen Spaniens auch angewandt wird.

Weitere Maßnahmen für LGBTI*-Menschen

Nebst einem neuen Selbstbestimmungsgesetz will das beschlossene Gesetzespaket auch Veränderungen in anderen Aspekten für die LGBTI*-Community erzielen. Mit dabei ist auch ein landesweites Verbot von Konversionstherapien – erst diese Woche hatte die Menschenrechtskommissarin des Europarates ein Verbot dieser unseriösen “Homo-Heilungen“ für alle EU-Mitgliedsstaaten gefordert.

Ein weiterer jetzt beschlossener Punkt in Spanien ist ein neues Antidiskriminierungskonzept, dass künftig größere Unternehmen verpflichtend erstellen müssen – Firmen, die die LGBTI*-Community nicht unterstützen, darf der Staat künftig nicht mehr finanziell bedenken. Zudem sollen nebst lesbischen Frauen künftig auch alle queeren Personen Zugang zur künstlichen Befruchtung erhalten und LGBTI*-Ausländer sollen ebenso mehr Rechte in Spanien erhalten.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Opfer mit Böller angegriffen

Verdächtige 16 und 18 Jahre alt

Vor zwei Monaten kam es im Hamburger Stadtpark zu einem schwulenfeindlichen Angriff. Zwei Brüder wurden nun als Hauptverdächtige festgenommen.
Bilanz ESC 2025

Mehrwert für die Schweiz

Die Schweiz zieht ein positives Fazit über den ESC 2025 in Basel: Die Kassen klingelten und das Image hat sich deutlich verbessert.
Schwules Paar überfahren

Homophober Angriff in London

Mordprozess in London: Am Weihnachtsabend 2024 raste ein 30-Jähriger in eine Menschenmenge, darunter ein schwules Paar. Ein Mann starb dabei.
Lügen vor Millionenpublikum

Anti-LGBTIQ+-Rhetorik von rechts

In der „Tucker Carlson Show“ mit dem rechten Aktivisten Milo Yiannopoulos entlud sich wieder einmal eine Welle LGBTIQ+-feindlicher Rhetorik.
Lynchversuch an Universität

Student in Uganda angegriffen

Eine Gruppe homophober Studenten versuchte an der größten Universität in Uganda einen Kommilitonen zu ermorden. Jetzt hat der Fall erste Konsequenzen.
Neue Vorwürfe in England

Homophobie unter Polizisten

Erneut steht die britische Polizei in der Kritik: Verschleppte sie die Aufklärung von Raubüberfällen auf Schwule aufgrund von Homophobie?
Italiens neue Zensur

Verbotspläne schreiten voran

"Gott, Vaterland und Familie“: Nur Sexualkunde und LGBTIQ+ soll es an vielen Schulen Italiens bald nicht mehr geben, beschlossen die Parlamentarier.
Jugend unter Druck

Psychische Probleme stark vertreten

Viele queere Jugendliche haben Zukunftsängste, neuerdings auch mit Blick auf die Spaltung der Gesellschaft. Details offenbart eine neue Studie.