Direkt zum Inhalt
Gewalt gegen schwule Obdachlose
Rubrik

Schwule Obdachlose Anstieg bei Angriffen von 35 Prozent binnen fünf Jahre

ms - 10.10.2024 - 12:00 Uhr

Bereits im letzten Jahr schlug die LGBTI*-Organisation ILGA Europe Alarm und erklärte, dass die Zahl der Homosexuellen und queeren Menschen unter den Obdachlosen in Europa rapide ansteigt. Zwischen 20 und 40 Prozent der derzeit obdachlosen Menschen in Deutschland sind Teil der LGBTI*-Community. Die neusten Daten des Bundesinnenministeriums zeigen nun in diesen Tagen zudem auf, dass die Gewalt gegen Obdachlose in den vergangenen Jahren stark angestiegen ist. 

Dramatischer Gewaltanstieg

Die Polizei verzeichnete im vergangenen Jahr mehr als 2.100 Straftaten gegen Obdachlose – fünf Jahre zuvor im Jahr 2018 waren es noch 560 Fälle weniger, ein Anstieg um 35 Prozent. Dabei vermuten die Experten und Ermittler, ähnlich wie bei der Hasskriminalität gegenüber Homosexuellen, dass die allermeisten Übergriffe gar nicht erst zur Anzeige kommen und damit auch nicht erfasst werden.  

„Ablehnung durch die Familie, höhere Armutsraten, Mangel an institutionelle und gemeinschaftliche Unterstützung sowie Diskriminierung durch Vermieter und Arbeitgeber tragen alle zu dieser erhöhten Gefährdung bei“, so die ILGA Europe. Dazu komme, dass homosexuelle Obdachlose bis heute oftmals „unsichtbar“ bleiben bei den Anlaufstellen und ihre besondere Lage nicht mitgedacht werde – viele von ihnen erleben so in Unterkünften für wohnungslose Menschen erneut Angriffe und Homophobie seitens anderer Obdachloser. 

Alleingelassen – auch in der Community

Gerade bei jungen Homosexuellen zeichnet sich eine besonders dramatische Lage ab, da sie überdies durch die ständige Scham und das Stigma auch von einem Coming-Out abgehalten werden. „Man kann sich nicht als LGBTI* outen, wenn man Angst um seine persönliche Sicherheit hat, und gleichzeitig kann man sich in der LGBTI*-Community nicht als obdachlos outen, weil man Angst vor Ausgrenzung durch Gleichaltrige hat“, so die ILGA weiter. 

Aus der Obdachlosigkeit wieder herauszukommen, ist für viele Homosexuelle dabei überdies besonders schwierig aufgrund von vielseitiger Diskriminierung und Homophobie, beispielsweise auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt. Knapp jeder zehnte homosexuelle Obdachlose lebt und schläft auf der Straße, so die Daten der LGBTI*-Umfrage II der Europäischen Grundrechteagentur (FRA). In der Befragung sagten zudem 38 Prozent der obdachlosen Schwulen und Lesben aus, dass sie bereits körperliche Gewalt erlebt haben – die Zahlen scheinen dabei nun zuletzt noch weiter angestiegen zu sein. 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Todesfall Roman Mercury

Todesursache sorgt für Bestürzung

Bestürzung im Todesfall Roman Mercury: Fans gehen davon aus, dass der 45-jährige Adult-Darsteller an „gebrochenem Herzen“ gestorben ist.
Selbstbestimmungsgesetz

Angst in der queeren Community

Die Angst in der queeren Community ist in diesen Tagen groß, dass das Selbstbestimmungsgesetz unter einer neuen Regierung überarbeitet wird.
Mordfall Sam Nordquist

Neue Details vor Gericht

In New York wurden vor Gericht nun weitere Details zum Mordfall Sam Nordquist bekannt: Der queere Mann wurde einen Monat lang grausam gefoltert.
Flucht nach Irland

Rosie O'Donnell lebt in Irland

Die lesbische US-Komikerin Rosie O'Donnell ist wegen US-Präsident Donald Trump nach Europa ausgewandert. Sie lebt nun in Irland.
Schwere Vorwürfe

Homophobie bei Vivienne Westwood?

Schwere Vorwürfe gegen das Modehaus Vivienne Westwood: Schwule Mitarbeiter sollen vom CEO immer wieder massiv beschimpft und gemobbt worden sein.
Angegriffen und missbraucht

Schwule Männer in Kamerun

Die Gewalt gegen schwule Männer in Kamerun wird immer dramatischer, warnen jetzt mehrere Verbände. Willkür, Attacken und Morde sind Alltag.
Sorge in Kanada

Trudeau-Nachfolger Mark Carney

Die Community in Kanada ist besorgt: Wie steht Trudeau-Nachfolger Mark Carney als baldiger neuer Premierminister zu LGBTIQ+? Bisher schweigt dieser.
Homo-Heilungen in den USA

Werden Verbote rückabgewickelt?

Der Supreme Court wird sich mit den bestehenden Verboten von Konversionstherapien in den USA befassen: Werden Homo-Heilungen wieder legal?
Absage an Meta

San Francisco Pride ohne IT-Gigant

Donnerschlag in den USA: Eines der größten CSD-Events der Welt, der San Francisco Pride, wirft Meta (Instagram, Facebook) aus dem Programm.