Schwule in Kenia Ein juristischer Etappensieg sorgt für mehr Hass gegenüber Schwulen.
Eigentlich könnten homosexuelle Menschen in Kenia in diesen Tagen feiern, denn sie haben vor dem Obersten Gerichtshof einen kleinen Etappensieg errungen – die Richter urteilten, dass sich Gay-Organisationen offiziell mit allen Rechten als NGOs (Nichtregierungsorganisationen) registrieren lassen dürfen. Ein Erfolg – eigentlich. Denn die Kehrseite der Medaille ist, dass die Stimmung gerade gegenüber männlichen Homosexuellen seit Bekanntgabe des Urteils noch feindlicher geworden ist.
Verfünffachung der Angriffe
Mit einer derart drastischen Gegenreaktion haben offenbar auch die LGBTI*-Gruppen und Menschenrechtsaktivisten vor Ort nicht gerechnet, doch die Zahlen sprechen für sich: Die offiziell gemeldeten Angriffe gegenüber homosexuellen Menschen verfünffachten sich seit Januar beinahe auf rund 370 Vorfälle allein im März dieses Jahres. Im Januar hatte die Nationale Kommission für die Rechte von Schwulen und Lesben (NGLHRC) noch 78 Fälle verzeichnet.
Kenias Präsident stellt sich gegen Gay-Organisationen
Daran dürfte auch Präsident William Ruto einen nicht unwesentlichen Anteil haben, er hatte vorab mehrfach versucht, dass sich die Gay-Organisation NGLHRC gar nicht erst offiziell als NGO eintragen lassen darf, denn damit gestattet Kenia dem Verein auch gewisse Schutzrechte. Nach der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs erklärte Ruto dann, man respektiere diese, aber das bedeute nicht, dass „wir ihr zustimmen müssen“.
Rückenwind durch Ugandas Hass-Gesetz
Rückenwind bekommen die Homo-Hasser zudem auch durch das neue Anti-Homosexuellengesetz, welches zeitnah in Uganda in Kraft treten soll und sogar Todesstrafen für Homosexuelle vorsieht. Viele Gegner von Schwulen sehen das als Vorwand, um jetzt auch in Kenia ungestraft mit direkter physischer Gewalt gegen homosexuelle Männer vorgehen zu können. Ähnlich wie in einigen anderen afrikanischen Ländern sind gleichgeschlechtliche Handlungen und Sex auch in Kenia nur für Männer verboten, nicht aber für Frauen. Schwule erwartet in Kenia bei einer Verurteilung bis zu 14 Jahren Haft.
Kenia überlegt Verschärfung der Verbotsgesetze für Schwule
Bisher galt Kenia trotzdem noch als Zufluchtsort gerade für schwule Männer und zuletzt gerade auch für jene aus Uganda – das könnte sich jetzt mit dem erneuten Gewaltanstieg gezielt gegen Schwule ändern. Nach Angaben von NGLHRC überlege die Regierung in Kenia derzeit auch, die Gesetze gegenüber homosexuellen Männern zu verschärfen – die Rede ist von lebenslangen Haftstrafen. Der Gay-Aktivist Kevin Mwachiro fasst das so zusammen: „Die Menschen haben das Gefühl, dass sie das Recht haben, dich anzugreifen. Und sie haben das Gefühl, dass sie dieses Recht haben, aufgrund dessen, was in den Medien und von der Regierung gesagt wird!“