Schwul in der Stadt? Wohnungen in der Stadt sind 30 % teurer als auf dem Land
Die neuste Studie des Bundesamtes für Statistik belegt jetzt, wie dramatisch zuletzt die Preise für Mietwohnungen in den Großstädten mit LGBTI*-Szene angestiegen sind, darunter fallen Städte wie Berlin, München, Köln oder auch Hamburg. Die Vorabergebnisse des sogenannten Mikrozensus zur Wohnsituation für das erste Halbjahr 2022 zeigt dabei deutlich auf: Wer im städtischen Raum oder direkt in einer Großstadt lebt, zahlt im Schnitt rund 30 Prozent mehr Miete als auf dem Land.
Junge LGBTI*-Menschen wollen in die Stadt
Natürlich trifft diese Entwicklung gleichermaßen alle Menschen, wobei diese Situation für viele LGBTI*-Personen oftmals ein Stück weit noch dramatischer ist; gerade viele jüngere Homosexuelle wie auch queere Menschen zieht es zumeist in die Großstädte, weil nur hier ein entsprechendes Angebot an Community-Treffpunkten, Beratungszentren, queer-freundlichen Ärzten sowie aber auch Clubs, Bars und Dating-Möglichkeiten gegeben ist. „Haushalte in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern hatten nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr 2022 eine durchschnittliche Nettokaltmiete von 8,30 Euro pro Quadratmeter“, so das Statistische Bundesamt. Zum Vergleich: Im ländlichen Raum liegt diese im Durchschnitt bei 6,40 Euro.
Besonders betroffen: Queere Menschen
Besonders dramatisch zeige sich diese Preisentwicklung auch bei Haushalten, die 2019 oder später ihre Mietwohnung bezogen haben. Mehrfach hatte sich in diesem Jahr auch die queer-politische Sprecherin der Linken, Kathrin Vogler, bereits zur dramatischen Wohnungssituation gerade für LGBTI*-Menschen geäußert. Vogler forderte deswegen auch eine Grundsicherung für queere Menschen: „Eine bedarfsdeckende und sanktionsfreie Mindestsicherung gerade für queere Menschen ist eine humanistische Notwendigkeit. Die steigenden Lebenshaltungskosten betreffen arme und prekär beschäftigte queere Menschen mit besonderer Härte!“
Blinder Fleck: Armut in der Community
Problematisch sei dabei auch, dass gerade Themen wie Armut oder Obdachlosigkeit in der LGBTI*-Community kaum angesprochen werden, auch im aktuell geplanten Aktionsplan für 2023 findet sich dazu nichts. „Die soziale Lage von LGBTI* wird in den gesellschaftlichen Debatten weitgehend ausgeblendet oder sogar verzerrt dargestellt. Die Community erscheint in der Öffentlichkeit als fröhlich-bunte Gemeinschaft überwiegend gebildeter und gutverdienender Menschen. Dieses Klischee hat etwas damit zu tun, dass sich queere Menschen eher outen können, wenn sie in sozial gesicherten Verhältnissen leben und dass die besser Situierten auch über mehr Ressourcen verfügen, ihre Bedürfnisse und Forderungen öffentlich zu artikulieren.“
Dabei seien gerade LGBTI*-Menschen stärker von steigenden Mieten und der drauf folgenden Armut betroffen, beispielsweise allein auch deswegen, weil viele queere Personen in unterdurchschnittlich bezahlten Berufen tätig sind oder generell im Durchschnitt schlechter bezahlt werden. Immer wieder belegten Studien der letzten Jahre, dass vor allem schwule Männer bei gleicher Qualifikation schlechter bezahlt werden, je nach Studie können das bis zu 20 Prozent weniger sein.