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Schweigen aus Protest!

Schweigen aus Protest! Fußballnationalspieler sind sauer über das Verbot der “One-Love“-Binde

ms - 23.11.2022 - 15:47 Uhr
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Der Frust innerhalb der deutschen Nationalmannschaft über das Verbot der FIFA, die ohnehin schon halbherzige “One-Love“-Nationalbinde nicht tragen zu dürfen, scheint groß. Vor dem heutigen Anpfiff des ersten WM-Gruppenspiels gegen Japan heute Nachmittag setzte das Team so ein deutliches Zeichen – alle Fußballer hielten sich demonstrativ beim Gruppenfoto den Mund zu. Schweigen aus Protest. 

Schweigen allein reicht nicht aus

Ob die Reaktion ausreichen dürfte, die erhitzten Gemüter rund um die Nationalmannschaft zu beruhigen, darf allerdings bezweifelt werden – in den Medien und auch von Seiten zahlreicher Vereine, LGBTI*-Organisationen aber auch Unternehmen wie REWE und VW war der Deutsche Fußballbund DFB und die Nationalmannschaft immer wieder scharf kritisiert worden. Die Süddeutsche Zeitung fasste die aktuelle Sachlage mit den Worten zusammen: „Deutschland ist Weltmeister. Und zwar im Rechtfertigen.“ War bereits die “One-Love“-Binde selbst nur ein Platzhalter für ein angeblich starkes Signal für Menschenrechte, Vielfalt und die LGBTI*-Community, ist das Einknicken aus Angst vor angedrohten Strafpunkten oder einer gelben Strafkarte für Kapitän Manuel Neuer an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten, gerade auch mit Blick auf die Lage der Homosexuellen in Katar, denen noch immer mehrjährige Haftstrafen drohen. Auch die Ankündigung des DFBs, gegen das FIFA-Verbot klagen zu wollen, dürfte nicht ausreichend sein.

Wie wichtig sind Menschenrechte wirklich?

So oft sich das FIFA-Chef Gianni Infantino auch wünschen möchte, diese Fußballweltmeisterschaft ist und bleibt eine höchst politische. Und immer wieder steht für jede Mannschaft und am Ende auch für jeden einzelnen Fußballspieler die Frage im Raum, wie er wirklich zum Thema Menschenrechte steht und ob all die schön klingenden Slogans zum Thema Vielfalt mehr als nur eine leblose Hülle sind. In verschiedenen Medien wurde bereits mehrfach auch dazu aufgerufen, dass die deutsche Nationalmannschaft geschlossen abreisen sollte oder alle europäischen Teams die Kapitänsbinde mit dem bunten Herzen doch tragen sollten – die FIFA kann kaum alle Vereine mit Punktabzügen belegen, am Ende stellt sich auch für den Milliardenkonzern gegenüber ihren Sponsoren wie Adidas oder Coca-Cola die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. Noch dazu arbeitet auch die FIFA mit großen Sponsoren zusammen, die sich zumeist selbst die Vielfalt jeden Pride-Sommer nur zu gerne auf die imageträchtigen Fahnen schreiben.

Ein Anfang in puncto Protest ist gemacht

So bleibt weiterhin vollkommen offen, was die weiteren Tage noch alles passieren wird, ruhig werden dürfte es kaum – zudem liegen die Einschaltquoten weit hinter dem, was die FIFA erwarten dürfte, es droht der Totalreinfall in puncto WM. Deutschlands beliebteste Drag-Queen Olivia Jones forderte den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft Manuel Neuer direkt auf, eine Regenbogenbinde zu tragen. Frei nach dem Motto: “Eier zeigen, Regenbogenbinde tragen!“ Soweit ist es heute nicht gekommen, Neuer trug heute im Khalifa International Stadion in Al-Rajjan nur die von der FIFA vorgegebene “No Discrimination“-Binde. Das heutige Zeichen des Teams, zwischen dem Abspielen der Nationalhymne und dem Anpfiff kollektiv die rechte Hand vor den Mund zu nehmen, mag ein Anfang sein. Als Protest ausreichen wird es indes noch nicht – aber zumindest dürfte FIFA-Chef Infantino selbst nicht sonderlich erfreut gewesen sein, er wurde live Augenzeuge der Aktion, als er als Ehrengast im VIP-Bereich saß.

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