Russland und HIV HIV-Experten warnen vor Russlands Einfluss in Osteuropa, der die HIV-Zahlen ansteigen lässt
Spätestens seit der Verschärfung des Anti-Homosexuellen-Gesetzes in Russland im Jahr 2022 ist auch der effektive Kampf gegen HIV-Neuinfektionen schrittweise und dramatisch immer weiter zum Erliegen gekommen. Rund eine Million Menschen leben in Russland inzwischen mit dem HI-Virus. Darüber zu reden oder Prävention zu betreiben, ist weitestgehend verboten, denn es wird in direkter Verbindung mit Homosexualität gebracht.
Russlands schädlicher Einfluss in Osteuropa
So dramatisch die Lage vor Ort ist, so dramatisch könnte die Situation auch in anderen Ländern werden, denn der Einfluss Russlands in Osteuropa breitet sich immer weiter aus und verschlimmert dadurch nach Einschätzung von HIV-Experten auch die Virus-Epidemie immer weiter. Michel Kazatchkine, Sonderberater der WHO Europa, betonte so jetzt gegenüber dem britischen Guardian, dass der russische Einfluss in den Nachbarländern „eindeutig ist und wächst“, einschließlich der Finanzierung von Sicherheitsdiensten und Innenministerien.
Damit einhergehend wird auch Anti-Homosexuellen-Propaganda betrieben oder wie in dieser Woche im Fall von Bulgarien direkt homophobe Gesetze mitbestimmt. In Osteuropa und Zentralasien sind die HIV-Neudiagnosen seit 2010 so bereits um rund 20 Prozent gestiegen, die Zahl der Aids-bedingten Todesfälle hat sogar um 34 Prozent zugenommen - das sind die höchsten Wachstumsraten der Welt.
Attacken auf Beratungszentren
Die meisten Neuinfektionen in der Region betreffen dabei sogenannte Risikogruppen, darunter hauptsächlich schwule Männer, Sexarbeiter sowie Menschen, die Drogen konsumieren. Bemühungen zur Verbesserung der Behandlung und zur Verhinderung von Infektionen werden dabei offenbar immer strikter durch die von Russland gesteuerte Propaganda behindert.
Massiv verschärft wurde die Situation jetzt noch einmal durch die Einschätzung der LGBTI*-Bewegung als Terrororganisation Ende 2023 – damit ist es der Regierung jetzt offiziell möglich, gegen alle Beratungseinrichtungen für LGBTI* und HIV vorzugehen. Dazu kommt, dass sowohl in Russland wie auch in anderen osteuropäischen Ländern immer mehr Menschen gar nicht erst einen HIV-Test machen oder selbst eine HIV-positive Diagnose verschweigen, aus Angst, als homosexuell angesehen zu werden. Auch in der Ukraine verschlechtert sich seit Kriegsbeginn so die Lage immer weiter, UNAIDS geht mittlerweile von mindestens 330.000 HIV-positiven Menschen im Land aus.