Rauch über dem Vatikan Was erhofft sich die Community von einem neuen Papst?
Heute beginnt das Konklave im Vatikan auf der Suche nach einem neuen Papst – doch was können LGBTIQ+-Menschen von den möglichen Nachfolgern von Franziskus (✝ 88) erwarten?
Reformgegner und Liberale
Mehr als 130 Kardinäle sind dieses Mal bei der Wahl des neuen Pontifex mit dabei, viele von ihnen erstmalig, weil der verstorbene Papst Franziskus viele neue Geistliche aus fernen Ländern berufen hat. Der Italiener Pietro Parolin (70) gilt derzeit als Favorit, doch Überraschungen sind im Vatikan immer möglich. Rein rechnerisch können derzeit 137 Männer Papst werden, all jene Kardinäle, die jünger als 80 Jahre sind. Aus Deutschland gibt es drei mögliche Kandidaten: Reinhard Marx, Gerhard Ludwig Müller und Rainer Maria Woelki – letzterer gilt als vehementer Kritiker von Schwulen und Lesben und ist ein strikter Gegner von jedweden Reformplänen aus Deutschland rund um eine neue Sexualmoral oder die Gleichstellung von Homosexuellen und Frauen.
Ab heute werden die Konklave-Teilnehmer in der Sixtinischen Kapelle eingeschlossen und streng von der Außenwelt abgeschirmt, bis der neue Pontifex für die rund 1,4 Milliarden Katholiken weltweit feststeht – benötigt wird eine Zweidrittelmehrheit der Stimmen.
Kritiker von homosexuellen Segnungen
Der verstorbene Papst Franziskus zeigte sich mit Blick auf die Community oftmals wankelmütig, tat verbal zaghafte Schritte auf Schwule und Lesben zu und ermöglichte unter gewissen Umständen die Segnung von Homosexuellen, erklärte an anderer Stelle aber immer wieder die Sündhaftigkeit von gleichgeschlechtlichen Menschen. Unter den aktuellen Pontifex-Kandidaten befinden sich nun einige besondere Hardliner wie Petér Erdö aus Ungarn – der 72-Jährige ist ein sehr konservativer Kardinal und Gegner von Reformen. Auch ein anderer Spitzenkandidat zeigt sich unbarmherzig: Der 76-jährige Raymond Burke aus den USA kritisierte immer wieder die Segnungen für homosexuelle Paare.
Hoffnung auf weitere Reformen
Das Katholische LSBT+ Komitee betont mit Blick auf die Papstwahl, dass Franziskus als erster Mensch in diesem Amt überhaupt „positive Akzente für queere Menschen“ gesetzt habe. „Seine Appelle an die weltweit politisch Verantwortlichen, die Strafbarkeit queerer Lebensformen zu beenden, kamen allerdings spät, und viele seiner Bischöfe trugen diesen Kurs noch nicht mal mit“, so Co-Sprecher Markus Gutfleisch.
Fraglich, ob der „atmosphärische Wandel in der römisch-katholischen Kirche“ mit einem neuen Pontifex erhalten bleibt.
Hendrik Johannemann aus dem LSBT+ Komitee: „Ich habe die große Hoffnung, dass der Nachfolger auf dem Stuhl Petri die dringend notwendigen Reformen der römisch-katholischen Kirche mit Mut weiter vorantreibt, damit die Kirche endlich zu einem Ort wird, an dem queere Menschen ihren Glauben in Fülle und ohne Angst leben können.“ Das Katholische LSBT+ Komitee ist ein kirchenpolitisches Arbeitsbündnis von LGBTIQ+-Katholiken und setzt sich für die Gleichberechtigung in der römisch-katholischen Kirche ein. Wann der berühmte weiße Rauch über dem Vatikan als Zeichen für die erfolgreiche Pontifex-Wahl in den nächsten Tagen erscheinen wird, bleibt ungewiss – ebenso wie die Zukunft jedweder Reformpläne der Kirche.