Direkt zum Inhalt
Pride in Malawi
Rubrik

Pride in Malawi Rund 100 mutige Menschen nahmen am ersten CSD im Land teil, in dem Homosexualität mit 14 Jahren Haft bestraft wird

ms - 15.11.2024 - 10:00 Uhr

Während in Deutschland bei den CSD-Demonstrationen um mehr rechtliche Gleichberechtigung und Akzeptanz geworben wird, haben Prides anderenorts oftmals einen deutlich dramatischeren Hintergrund – im ostafrikanischen Malawi konnte jetzt die allererste große Demonstration für die Rechte von Homosexuellen stattfinden. Bis heute wird Homosexualität im Land kriminalisiert und sogar darüber diskutiert, die bestehenden Verbote zu erweitern und ein Anti-Homosexuellen-Gesetz wie in Uganda einzuführen. 

Langjähriger Kampf für Entkriminalisierung

Die Gay-Community kämpft indes unbeirrt um mehr Gleichberechtigung, auch, nachdem zuletzt im Juli dieses Jahres eine Klage vor dem Obersten Gerichtshof scheiterte – die Richter bekräftigen, dass Haftstrafen von bis zu 14 Jahren für homosexuelle Handlungen rechtmäßig seien. 

Mehr noch, die Richter bezweifelten in ihrer Urteilsbegründung sogar, dass Schwule und Lesben überhaupt diskriminiert werden würden. Internationale Menschenrechtsverbände sprachen von einem „schwarzen Tag“ für das Land und betonten, dass das Urteil gegen die eigene Verfassung, gegen internationale Menschenrechte und gegen die Afrikanische Charta verstößt. Der bisher zehnjährige Kampf zur Streichung des Homosexuellen-Verbots geht damit also weiter.

Ein Tag der Sichtbarkeit 

Aus diesem Grund plante der Schwulenaktivist und Mitbegründer der Nyasa Rainbow Alliance, Eric Sambisa, den allerersten großen Pride in Malawi – und wider aller Erwartungen ist ihm das zusammen mit der internationalen LGBTI*-Organisation All Out gelungen. Vor drei Jahren hatte es bereits einen CSD in kleiner Ausführung gegeben, nun also ein tatsächlicher Pride. 

„Für uns ist der Pride mehr als nur eine Feier. Es ist eine Chance, aus dem Schatten zu treten, stolz in der Gemeinschaft zu stehen und zumindest für einen Tag im Jahr Akzeptanz zu spüren. Hier in Malawi gilt es als Verbrechen, schwul zu sein. Aus diesem Grund werden wir von unseren Mitmenschen schikaniert, aus der Schule geworfen, bekommen keine Wohnung, werden abgewiesen und sind von noch viel Schlimmerem bedroht“, so Sambisa.

100 mutige Menschen bei Demonstration

„An dieser bunten Pride nahmen über 100 Menschen teil, von denen einige ihre Identität zum ersten Mal öffentlich feierten. Die Teilnehmer versammelten sich, sangen im Einklang, trugen Regenbogenfarben und schwenkten Fahnen und Schilder, die Botschaften der Liebe verbreiteten. Aber das war noch nicht alles. Die Nyasa Rainbow Alliance organisierte auch Podiumsdiskussionen mit LGBTI*-Rechtsaktivisten, Juristen und religiösen Führungspersonen aus dem ganzen Land, um zu diskutieren, wie die Gleichstellung im Land weiter vorangebracht werden kann“, so Kampagnenmanager Andrés von All-Out. Möglich gemacht hatten das Hunderte von Spenden aus der ganzen Welt, auch aus Deutschland. 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Ausgezeichnete Gleichstellung

Preise für Magdeburg und Kleve

Zum fünften Mal wurde der Gender Award für gute Gleichstellungspolitik vergeben. Der Hauptpreis ging in diesem Jahr an Magdeburg und Kleve.
Pornoverbot in den USA

Republikaner schocken mit Gesetz

Pornoverbot in den USA: Republikaner haben einen Gesetzentwurf in den Senat eingebracht, der jedwede Hardcore-Angebote bundesweit verbieten soll.
Einsatz gegen häusliche Gewalt

Großbritannien stellt Sonderfond

Großbritannien nimmt eine Vorreiterrolle ein und stellt jetzt Gelder für die Hilfe für LGBTIQ+-Opfer von häuslicher Gewalt bereit.
Geschichte wird gemacht

Lauren Chans Kampf für Sichtbarkeit

Premiere: Die größte Sportzeitschrift der USA Sports Illustrated setzt erstmals eine lesbische Frau aufs Cover: das Plus-Size-Model Lauren Chan!
Sicherheit bei Social Media

Kritik an Meta, X, Google und Co

Die großen Social-Media-Plattformen tun noch immer zu wenig für die Sicherheit von LGBTIQ+-Menschen online, betont die queere US-Organisation GLAAD.
Gedenktag Magnus Hirschfeld

90. Todestag des großen Mediziners

Heute vor 90 Jahren starb der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld. Mit einem vielfältigen Programm wird dem Vorreiters der Community gedacht.
LGBTIQ+-Rechte in Europa

Neue Rainbow Map der ILGA Europe

Neues Ranking der ILGA zur LGBTIQ+-Rechtslage in Europa: Deutschland rückt weiter vor und landet nun auf dem achten von insgesamt 49 Plätzen!
Comeback von Gus Kenworthy

Neustart des schwulen Olympioniken

Comeback: Der schwule Freestyle-Skisportler Gus Kenworthy will es noch einmal wissen und 2026 bei seinen vierten Olympischen Spielen antreten.
Bahnbrechender Erlass

Hassverbrechen in Österreich

Kehrtwende: Österreichs Justizministerin Sporrer setzt neue Richtlinien fest: Angriffe gegen LGBTIQ+ müssen ab sofort detailliert dokumentiert werden!