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Politisierung der Sexualität
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Politisierung der Sexualität Wie politisch ist Sex? Die Frage sorgt im Umfeld von Trumps zweiter Amtszeit als Präsident für Debatten in den USA

ms - 21.01.2025 - 16:00 Uhr
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Im Zuge der gestrigen Amtseinführung von Donald Trump erklärten nun mehrere Beziehungs- und Beratungseinrichtungen mit Schwerpunkt Sexualität in den USA, dass sie für das neue Jahr 2025 eine „Politisierung der Sexualität“ erwarten. Dabei gehe es darum, dass vor allem die homosexuelle Community verstärkt ihr Recht auf Intimität sichtbar einfordert. 

Sex als Statement

Mehrere Strömungen und Entwicklungen scheinen dabei in diesen Tagen zusammen zu laufen. Im jährlichen Sex-Trend-Bericht für 2025 betonte das Unternehmen Lovehoney so, dass Sex immer mehr auch als politisches Statement verstanden werden wird, gerade und im Speziellen bei nicht-heterosexuellem Geschlechtsverkehr – sozusagen eine Protestwelle gegen die befürchtete konservative neue Agenda im Zuge der zweiten Trump-Amtszeit in der Gesellschaft und an den US-Schulen. Der Diskurs über Sexualität und sexuelle Freiheit werde sich dabei in diesem Jahr zuspitzen. Besonders spielen so offenbar LGBTI*-Rechte, körperliche Autonomie aber auch das Recht auf Abtreibung eine tragende Rolle. 

Enthaltsamkeit als konservative Gegenbewegung

Der Kampf um die eigene Sexualität als freie, selbstbestimmte Handlung könnte auch durch dementsprechende konservative Gegenbewegungen weiter an Zulauf gewinnen. So etablierte sich zuletzt der Dating-Trend „Boy Sober“ in den USA, also das Lobpreisen von Enthaltsamkeit insbesondere in der jungen amerikanischen Generation Z. Sexpositive Menschen, die offen mit ihrer Sexualität umgehen, sollen dabei als minderwertig skizziert werden. 

Dazu passend zeigte eine neue  Umfrage unter 18 bis 24-Jährigen Amerikanern auf, dass in inzwischen 49 Prozent von ihnen sehr genau darauf achten, wie viele Sexualpartner ein möglicher Partner bereits hatte – das Klischee von sexpositiven Frauen, die als „Nutten“ herabgewürdigt werden, wie auch von sexpositiven Schwulen, die als krank und minderbemittelt eingestuft werden, lässt grüßen. Fachleute befürchten daher 2025 einen erneuten Anstieg von häuslicher Gewalt, Homophobie und Frauenhass.

„Die Politisierung von Sex stellt nicht nur persönliche Freiheiten in Frage, sondern auch die Art und Weise, wie wir als Gesellschaft Autonomie, Gleichberechtigung und individuelle Rechte sehen. In diesem polarisierten Klima ist es umso wichtiger, integrative, offene Gespräche über Sexualität zu fördern und sicherzustellen, dass jeder Einzelne sein eigenes sexuelles Glück erkunden kann“, so Pressesprecherin Verena Singmann, Sprecherin von Lovehoney. 

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