Petition gegen Altersfreigaben Die neuen Altersüberprüfungen sorgen für massiven Ärger, in Großbritannien fordern 340.000 Menschen eine Kehrtwende
Bereits wenige Tage, nachdem die ersten Gesetze zur neuen Online-Altersverifikation in Teilen Europas eingeführt worden sind, gibt es in Großbritannien jetzt massiven Widerstand. In einer Petition fordern mehr als 340.000 Menschen das britische Parlament dazu auf, eine Kehrtwende zu vollziehen.
Auswirkungen auch in Deutschland
Was in Europa der Digital Services Act (DSA) ist, ist im Vereinigten Königreich in wesentlichen Bereichen der sogenannte Online Safety Act. Beide sehen verpflichtende Altersverifikationen für alle Nutzer online vor, insbesondere aber nicht ausschließlich bei den sozialen Medien. In Europa wurde das Projekt testweise in einigen Ländern im Juli dieses Jahres umgesetzt, in Deutschland soll das Verfahren 2026 verpflichtend werden. Bereits jetzt sind allerdings auch für viele deutsche User erste Auswirkungen spürbar, so schränkte X seit letzter Woche die Profile zehntausender Nutzer in der Bundesrepublik ein, deren Alter sich nicht auf den ersten Blick verifizieren lassen konnten und verweist auf ID-Verifikationsmöglichkeiten als zahlender Premium-User.
Britisches Parlament muss handeln
Queere Verbände in mehreren Ländern befürchten eine Zensur von LGBTIQ+-Themen sowie auch ungerechtfertigte Sperrungen beispielsweise im Bereich Dating. In Großbritannien scheinen sich diese Befürchtungen bereits zu bewahrheiten, online protestieren inzwischen viele Menschen gegen die neuen Richtlinien – davon sind insbesondere auch beispielsweise Grindr-Nutzer betroffen. Nach wenigen Tagen haben bereits mehr als 340.000 Briten eine Online-Petition unterzeichnet, die sich gegen die erzwungene Altersüberprüfung richtet. Aufgrund der großen Anzahl der Unterzeichner ist das britische Parlament nun verpflichtet, die Petition anzunehmen.
User müssen mittels Ausweis und Foto nachweisen, dass sie mindestens 18 Jahre alt sind, auch für Touristen gelten die neuen Regelungen. Nebst LGBTIQ+-Vereinen kritisieren auch diverse andere Organisatoren die strikten Richtlinien als zu restriktiv und viel zu weit gefasst – ein Widerspruch gegen eine freie und offene Zivilgesellschaft. Zudem greift das Gesetz in Großbritannien allumfassend, auch kleine Anbieter online müssen ein solches kostenintensives Verifikationssystem vorschalten.
Datenschutz und Sinnhaftigkeit
Dazu wurde hier wie dort mehrfach erwähnt, dass internetaffine User mittels VPN-Zugängen die Altersverifikationen umgehen können, einen wirklichen Schutz Minderjähriger vor Inhalten ab 18 Jahren biete das Verfahren also weiterhin nicht. Auch ist nicht immer klar, welche Inhalte wie eingestuft werden – und wer darüber final entscheidet. Gerade auch im Bereich LGBTIQ+ ein problematisches Unterfangen.
Zudem äußerten Datenschützer massive Bedenken über die Flut besonders sensibler Daten, die nun aufgrund der Altersüberprüfungen gesammelt werden würden. Es entstehe ein großes Sicherheitsrisiko mit Blick auf mögliche Hacker, darüber hinaus stelle sich die Frage, wie gläsern ein User künftig generell werde.