Outing bei den Republikanern „Traut euch und outet euch, Jungs“ fordert George Santos
In der Politik wird fürwahr viel gelogen, verschwiegen oder gerne verdreht – ob es sich dabei nun um persönliche Aspekte wie den Lebenslauf von Außenministerin Annalena Baerbock oder um große nationale Lügen wie die Behauptung über angebliche Massenvernichtungswaffen vor dem Irak-Krieg handelt. Einer, der das Lügen zum Geschäftsmodell erkoren hat, ist der schwule US-Politiker George Santos.
Eine langes Lügenmärchen
Inzwischen ist klar, dass der republikanische New Yorker Ex-Kongressabgeordnete Santos so ziemlich bei allem log, was irgendwie möglich war – ein gefakter Lebenslauf, angebliche Universitätsabschlüsse oder berufliche Qualifikationen bis hin zu seiner gespielten Opferrolle im Umfeld eines Amoklaufs auf einen schwulen Club. Alles Fake. Zudem muss er sich ab September vor Gericht verantworten, das Justizministerium wirft ihm Betrug, Geldwäsche, Veruntreuung sowie Diebstahl von öffentlichen Geldern und Falschaussage vor dem US-Kongress vor.
Auch über seine Vorliebe, als Drag Queen unterwegs zu sein, log der Republikaner – zumindest solange, bis sich daraus irgendwie doch Profit schlagen lassen könnte. Im Frühjahr dieses Jahres kündigte Santos an, sich wieder als sein Drag-Queen-Alter-Ego Kitara online im Fummel zu zeigen, natürlich nicht kostenfrei. Fans müssen 350 US-Dollar zahlen, um Santos als Drag bewundern zu dürfen. Santos wäre natürlich nicht Santos, würde er nicht auch hier zum Pinocchio werden – vollmundig hatte er angekündigt, 20 Prozent der Einnahmen gingen an zwei gemeinnützige LGBTI*-Verbände. Die allerdings wussten von ihrem Glück gar nichts und haben wohl bis heute kein Geld gesehen.
Heimlich schwule Republikaner
Und nun der neuste Clou des Politik-Clowns: Mit stolzgeschwellter Brust forderte der 36-Jährige alle schwulen Republikaner dazu auf, sich endlich zu outen und offen zu ihrer Sexualität zu stehen. Laut Santos gab es beim Parteitag der Republikaner letzte Woche jede Menge nicht geouteter Homosexueller. Dabei bezeichnete er das viertägige Event in Milwaukee direkt als „Grindr's Super Bowl“.
Und weiter: „Ich bin offen schwul und habe keine Skrupel, ein stolzer konservativer Republikaner zu sein. Traut euch und outet euch, Jungs. Kommt schon, das macht Spaß! Ihr könnt schwul und konservativ sein.“ Santos galt lange Zeit als Vorzeige-Schwuler der Republikaner und war der erste offen Homosexuelle der Partei, der in den US-Kongress gewählt worden war. Er ist seit rund drei Jahren mit seinem Mann verheiratet, sie lernten sich vor rund sieben Jahren über Grindr kennen.
So richtig warm wird die Gay-Community mit dem schwulen Lügenbaron allerdings trotzdem nicht, obgleich er mit seiner jetzigen Grundannahme vermutlich nicht ganz Unrecht hat: Grindr sowie die Plattform Downdetector bestätigten inzwischen, dass es an den vier Tagen in Milwaukee einen „signifikanten Anstieg“ bei der Nutzung und Nachfrage der schwulen Dating-App Grindr gegeben habe. Ähnliches hatte man zuvor bereits 2016 beim republikanischen Parteitag in Cleveland feststellen können.