Direkt zum Inhalt
Neue Wege in Schottland?
Rubrik

Neue Wege in Schottland? Deutsche Aidshilfe hofft auf Vorzeigemodell für Deutschland.

ms - 11.07.2023 - 10:00 Uhr

Die schottische Regierung will Drogenbesitz im Eigenkonsum entkriminalisieren – eine Forderung, die seit Jahren auch in Deutschland von LGBTI*-Verbänden wie beispielsweise der Deutschen Aidshilfe kommen. Die Hoffnung ist groß, so die hohe Zahl von Todesfällen aufgrund von versehentlichen Überdosierungen und gepanschten Substanzen zu minimieren – ein großes Thema gerade in der LGBTI*-Partyszene. Ob Schottland mit dem Vorhaben durchkommt, hängt jetzt an Großbritannien.

Legalisierung von Drogen

Die schottische Regierung erklärte zu den aktuellen Plänen, dass die Legalisierung für Drogen für den Eigenbedarf erlauben würde, Menschen zu behandeln und zu unterstützen, anstatt sie zu kriminalisieren und sie damit auszuschließen. Das wiederum könne auch dazu beitragen, dass ehemalige Drogenkonsumenten leichter wieder Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen würden, gerade auch, weil sie keinen Eintrag ins Strafregister aufzuweisen haben. Auch so könne die Gefahr eines Rückfalls minimiert werden.

Eine Idee auch für Deutschland?

In Deutschland ist Drogenkonsum, gerade von Substanzen vor oder während dem Sex (Chemsex), nach wie vor ein großes Thema in der LGBTI*-Community, wie auch die Deutsche Aidshilfe immer wieder festgehalten hat. Mit Spannung blickt man daher nun nach Schottland, wie die Pläne weiter gedeihen könnten. „Dies sind ehrgeizige und radikale, faktengestützte Vorschläge, die dazu beitragen werden, Leben zu retten. Wir wollen eine Gesellschaft schaffen, in der problematischer Drogenkonsum als Gesundheitsfrage und nicht als Straftat behandelt wird. Dadurch wird Stigmatisierung und Diskriminierung gesenkt. Die Betroffenen könnten sich erholen und positiv zur Gesellschaft beitragen“, so die zuständige Staatssekretärin Elena Whitham.

Hohe Fälle von Drogentoten

Ähnlich wie in Deutschland mit 1.990 Fällen sind auch in Schottland die Fallzahlen bei den Drogentoten binnen eines Jahres erneut rapide angestiegen – zuletzt waren es im Land 1.330 Todesfälle in einem Jahr. Die Sterberaten gehören mit zu den höchsten in ganz Europa. Gerne wolle man auch konstruktiv mit der britischen Regierung zusammenzuarbeiten, um ein Fiasko wie zuletzt beim geplanten Selbstbestimmungsgesetz in Schottland zu vermeiden – die britische Regierung hat hier durch ihr Veto das Vorhaben gestoppt.

Aus der Downing Street in London kommen indes wenig hoffnungsvolle Töne. Ein Sprecher von Premierminister Rishi Sunak erklärte bereits: „Ich habe diese Berichte nicht gesehen, kann aber wohl schon sagen, dass es keine Pläne gibt, unsere strikte Haltung gegenüber Drogen zu ändern.“ Auch die oppositionelle Labour-Partei äußerte sich ebenfalls ablehnend, die finanzpolitische Sprecherin Rachel Reeves sagte: „Die kurze Antwort lautet Nein“.

Auch Interessant

Stinkefinger für EU und USA

Uganda schließt Pakt mit Russland

Der politische Druck auf Uganda nach dem „Kill the Gays“-Gesetz seitens USA und EU ist verpufft, das Parlament schloss jetzt einen Pakt mit Russland.
Krise bei LGBTI*-Influencern

Wohin flüchten nach dem TikTok-Aus?

Krise bei LGBTI*-Influencern in den USA: Wohin flüchten nach dem vermeintlich baldigen TikTok-Aus? ist RedNote die Alternative?
Milliarden gegen Missbrauch

US-Kirche zahlte fünf Milliarden

Neue Daten zu sexuellem Missbrauch in den USA: Die meisten Opfer waren Jungs. Die US-Kirche zahlte in den letzten 20 Jahren fünf Milliarden Dollar.
Kritik an der ePA

Offener Brief an Karl Lauterbach

Verbände und Gesundheitsexperten kritisierten jetzt die Sicherheitsprobleme bei der elektronischen Patientenakte- ein Problem gerade auch für LGBTI*.
LGBTI*-Jugendarmut

Alarmierende neue Studie

Eine neue Studie ist alarmierend: Rund 875.000 LGBTI*-Menschen unter 20 Jahren ist armutsgefährdet.
Digitale Gewalt

Angriffe auf politisch Engagierte

Die Mehrheit der politisch Engagierten und Politiker erlebt in Deutschland digitale Gewalt, besonders gerne auch mit dem Hintergrund von LGBTI*.
Hassverbrechen in Berlin

Beleidigungen und Körperverletzungen

Die Gewalt gegen LGBTI* nimmt an Brutalität und Quantität in Berlin weiter zu - das bestätigte jetzt die Queer-Beauftragte der Berliner Polizei.
Tony Slattery ist tot

Schwuler Komiker stirbt mit 65 Jahren

Er war Vorbild und Hoffnungsträger für die britische Gay-Community, nun ist Tony Slattery mit 65 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes verstorben.
Brisante Gästeliste

Amtseinführung von Donald Trump

Bei der Amtseinführung von Donald Trump werden einige Anti-LGBTI*-Staatschefs dabei sein - allen voran Georgia Meloni und Victor Orban.