Neue Wege in Schottland? Deutsche Aidshilfe hofft auf Vorzeigemodell für Deutschland.
Die schottische Regierung will Drogenbesitz im Eigenkonsum entkriminalisieren – eine Forderung, die seit Jahren auch in Deutschland von LGBTI*-Verbänden wie beispielsweise der Deutschen Aidshilfe kommen. Die Hoffnung ist groß, so die hohe Zahl von Todesfällen aufgrund von versehentlichen Überdosierungen und gepanschten Substanzen zu minimieren – ein großes Thema gerade in der LGBTI*-Partyszene. Ob Schottland mit dem Vorhaben durchkommt, hängt jetzt an Großbritannien.
Legalisierung von Drogen
Die schottische Regierung erklärte zu den aktuellen Plänen, dass die Legalisierung für Drogen für den Eigenbedarf erlauben würde, Menschen zu behandeln und zu unterstützen, anstatt sie zu kriminalisieren und sie damit auszuschließen. Das wiederum könne auch dazu beitragen, dass ehemalige Drogenkonsumenten leichter wieder Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen würden, gerade auch, weil sie keinen Eintrag ins Strafregister aufzuweisen haben. Auch so könne die Gefahr eines Rückfalls minimiert werden.
Eine Idee auch für Deutschland?
In Deutschland ist Drogenkonsum, gerade von Substanzen vor oder während dem Sex (Chemsex), nach wie vor ein großes Thema in der LGBTI*-Community, wie auch die Deutsche Aidshilfe immer wieder festgehalten hat. Mit Spannung blickt man daher nun nach Schottland, wie die Pläne weiter gedeihen könnten. „Dies sind ehrgeizige und radikale, faktengestützte Vorschläge, die dazu beitragen werden, Leben zu retten. Wir wollen eine Gesellschaft schaffen, in der problematischer Drogenkonsum als Gesundheitsfrage und nicht als Straftat behandelt wird. Dadurch wird Stigmatisierung und Diskriminierung gesenkt. Die Betroffenen könnten sich erholen und positiv zur Gesellschaft beitragen“, so die zuständige Staatssekretärin Elena Whitham.
Hohe Fälle von Drogentoten
Ähnlich wie in Deutschland mit 1.990 Fällen sind auch in Schottland die Fallzahlen bei den Drogentoten binnen eines Jahres erneut rapide angestiegen – zuletzt waren es im Land 1.330 Todesfälle in einem Jahr. Die Sterberaten gehören mit zu den höchsten in ganz Europa. Gerne wolle man auch konstruktiv mit der britischen Regierung zusammenzuarbeiten, um ein Fiasko wie zuletzt beim geplanten Selbstbestimmungsgesetz in Schottland zu vermeiden – die britische Regierung hat hier durch ihr Veto das Vorhaben gestoppt.
Aus der Downing Street in London kommen indes wenig hoffnungsvolle Töne. Ein Sprecher von Premierminister Rishi Sunak erklärte bereits: „Ich habe diese Berichte nicht gesehen, kann aber wohl schon sagen, dass es keine Pläne gibt, unsere strikte Haltung gegenüber Drogen zu ändern.“ Auch die oppositionelle Labour-Partei äußerte sich ebenfalls ablehnend, die finanzpolitische Sprecherin Rachel Reeves sagte: „Die kurze Antwort lautet Nein“.