Neue HIV-Therapie weckt Hoffnung EU hat neues Medikament zugelassen
Die Europäische Kommission hat das langwirksame HIV-Medikament Lenacapavir (Sunlenca®, Gilead) zugelassen. Es ist der erste Vertreter der sogenannten Kapsid-Inhibitoren und wird nach einer oralen Einleitungsphase nur zweimal im Jahr als subkutane Injektion gegeben. Das neue Verfahren hat das Potenzial, HIV-Therapien zu revolutionieren und zudem für Menschen mit HIV eine verlässliche und beständige Therapie zu gewährleisten. Die neue Herangehensweise würde das Leben vieler HIV-Patienten so massiv vereinfachen und verbessern.
In der modernen HIV-Forschung wurden immer wieder in den letzten Jahren mehrere Ziele formuliert, ein zentraler Aspekt dabei ist, das Leben für Menschen mit HIV zu verbessern und eine hohe Lebenserwartung zu sichern. Ein wesentlicher Punkt dabei ist die regelmäßige und lückenlose Therapieverabreichung und hier setzen verschiedene Forschungsvorhaben der letzten Zeit an. Bereits seit Mai 2021 existiert auf dem Markt ein langwirksames Therapieregime. Es besteht aus dem Integrasehemmer Cabotegravir (Vocabria®) und dem nicht nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer Rilpivirin (Rekambys®). Die beiden Mittel werden in den ersten beiden Monaten intramuskulär injiziert, jeweils ein Medikament in eine Gesäßseite. Danach erfolgen die intramuskulären Gaben im Zweimonats-Abstand.
In puncto Einnahmeabstand übertrifft jetzt das soeben zugelassene HIV-Medikament Lenacapavir diese bisherigen Möglichkeiten noch. Bei der neuen Behandlungsvariante muss einem HIV-positiven Menschen nach einer 14-tägigen oralen Einleitungsphase in Form von Filmtabletten anschließend der Wirkstoff nur noch alle sechs Monate subkutan gespritzt werden. Zugelassen ist Sunlenca zur Behandlung von Erwachsenen mit einer multiresistenten HIV-1-Infektion, bei denen kein anderes supprimierendes, antivirales Regime zusammengestellt werden kann. Lenacapavir kann dabei durchaus als Revolution im Bereich der HIV-Medizin definiert werden, es ist der erste Vertreter der neuen Wirkstoffklasse der Kapsid-Inhibitoren. Die neue Therapiemethode stammt ebenso wie die PrEP oder die Umstellung auf die Einnahmemöglichkeit von einer Tablette pro Tag als Therapieart (“Once daily“) aus den Laboren der amerikanischen Pharma-Firma Gilead. Nach Angaben des Unternehmens hemmt Sunlenca im Gegensatz zu den meisten antiretroviralen Wirkstoffen, die nur auf eine Phase der viralen Replikation einwirken, HIV-1 in mehreren Phasen seines Lebenszyklus und weist keine bekannte Kreuzresistenz zu anderen bestehenden Arzneimittelklassen auf. Grundlage der jetzt erfolgten Zulassung sind die Daten aus einer Phase-III-Studie: 81 Prozent der Studienteilnehmer, die Lenacapavir zusätzlich zu einem optimierten Hintergrundregime erhielten, erreichten innerhalb eines knappen halben Jahres eine nicht nachweisbare Viruslast, wobei die Therapie sehr gut vertragen wurde. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehörten kleinere Reaktionen an der Injektionsstelle und Übelkeit.