Mut zur Veränderung Die Mehrheit der Schwulen und Lesben in Kolumbien will sich nicht mehr verstecken – trotz Gewalt und Homophobie
Die Lage für Homosexuelle in Kolumbien ist nach wie vor schwierig – immer wieder kommt es zu massiven Menschenrechtsverletzungen, darunter auch Fälle von Folter, Misshandlungen und Morden, wie Amnesty International zuletzt bereits scharf kritisierte. Neuste Daten zeigen jetzt allerdings auf: So leicht lassen sich Schwule und Lesben im Land offenbar nicht unterkriegen.
„Säuberung“ von Homosexuellen
Nach wie vor gibt es ein starkes Gefälle in puncto Toleranz zwischen größeren Städten wie Bogotá, Medellín, Cali oder Cartagena und dem ländlichen Raum. Seit rund zehn Jahren ist es Homosexuellen auch erlaubt, zu heiraten, seit 2015 dürfen sie Kinder adoptieren.
Folter und Tod droht Schwulen und Lesben derzeit vor allem in jenen Gebieten, die vom Paramilitär kontrolliert werden – auf Flugblättern sowie online rufen diese zu einer „gesellschaftlichen Säuberung“ auf. Im Süden des Landes, Caquetá, wenden sich Rebellen an ihre Anhänger mit der Forderung, die Wohnungen von Homosexuellen zu vernichten. Auch auf Trans-Frauen hat es das Paramilitär offenbar abgesehen, nach Recherche des britischen Guardians sollen im letzten Jahr über vierzig Trans-Frauen ermordet worden sein.
Mut zum Coming Out
Trotzdem zeigt sich im Land eine steigende Anzahl von Schwulen und Lesben kampfbereit – und immer mehr stehen offen zur ihrer Sexualität. Eine Umfrage von Universal McCann unter rund 4.500 Menschen im Land zeigte so jetzt auf, dass die Mehrheit der jüngeren Homosexuellen inzwischen offen lebt: 60 Prozent geben sich in der Öffentlichkeit zu erkennen, 67 Prozent sind vor ihren Freunden geoutet, 55 Prozent im Job und 62 Prozent erleben Unterstützung von ihren Familien.
Der Mut treibe sie weiter voran, sodass laut der Studie viele schwule Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren „hedonistisch, unkompliziert, frivol“ unterwegs seien. Sie „erforschen und probieren sich gerne aus“, so die Autoren der Studie weiter. Trotz aller Gewalt und der Homophobie im Land sei dies ein positives Signal, denn mehr Sichtbarkeit gerade auch innerhalb der Familien könne so auch zu mehr Akzeptanz in der gesamten Gesellschaft führen.