Direkt zum Inhalt
Mut zur Veränderung

Mut zur Veränderung Die Mehrheit der Schwulen und Lesben in Kolumbien will sich nicht mehr verstecken – trotz Gewalt und Homophobie

ms - 12.08.2024 - 12:00 Uhr
Loading audio player...

Die Lage für Homosexuelle in Kolumbien ist nach wie vor schwierig – immer wieder kommt es zu massiven Menschenrechtsverletzungen, darunter auch Fälle von Folter, Misshandlungen und Morden, wie Amnesty International zuletzt bereits scharf kritisierte. Neuste Daten zeigen jetzt allerdings auf: So leicht lassen sich Schwule und Lesben im Land offenbar nicht unterkriegen. 

„Säuberung“ von Homosexuellen

Nach wie vor gibt es ein starkes Gefälle in puncto Toleranz zwischen größeren Städten wie Bogotá, Medellín, Cali oder Cartagena und dem ländlichen Raum. Seit rund zehn Jahren ist es Homosexuellen auch erlaubt, zu heiraten, seit 2015 dürfen sie Kinder adoptieren.  

Folter und Tod droht Schwulen und Lesben derzeit vor allem in jenen Gebieten, die vom Paramilitär kontrolliert werden – auf Flugblättern sowie online rufen diese zu einer „gesellschaftlichen Säuberung“ auf. Im Süden des Landes, Caquetá, wenden sich Rebellen an ihre Anhänger mit der Forderung, die Wohnungen von Homosexuellen zu vernichten. Auch auf Trans-Frauen hat es das Paramilitär offenbar abgesehen, nach Recherche des britischen Guardians sollen im letzten Jahr über vierzig Trans-Frauen ermordet worden sein. 

Mut zum Coming Out

Trotzdem zeigt sich im Land eine steigende Anzahl von Schwulen und Lesben kampfbereit – und immer mehr stehen offen zur ihrer Sexualität. Eine Umfrage von Universal McCann unter rund 4.500 Menschen im Land zeigte so jetzt auf, dass die Mehrheit der jüngeren Homosexuellen inzwischen offen lebt: 60 Prozent geben sich in der Öffentlichkeit zu erkennen, 67 Prozent sind vor ihren Freunden geoutet, 55 Prozent im Job und 62 Prozent erleben Unterstützung von ihren Familien. 

Der Mut treibe sie weiter voran, sodass laut der Studie viele schwule Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren „hedonistisch, unkompliziert, frivol“ unterwegs seien. Sie „erforschen und probieren sich gerne aus“, so die Autoren der Studie weiter. Trotz aller Gewalt und der Homophobie im Land sei dies ein positives Signal, denn mehr Sichtbarkeit gerade auch innerhalb der Familien könne so auch zu mehr Akzeptanz in der gesamten Gesellschaft führen.  

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.