Direkt zum Inhalt
Millionenstrafe für Hass

Millionenstrafe für Hass Schadensersatz von fast 1,2 Millionen US-Dollar wegen erfundenen Grooming-Vorwürfen

ms - 29.05.2024 - 15:00 Uhr
Loading audio player...

Das wurde zu einem teuren Nachspiel: Vor zwei Jahren während des Pride Monats im Juni 2022 attackierte die rechtskonservative US-Influencerin Summer Bushnell online die Drag-Queen „Mona Liza Million“ alias Eric Posey und behauptete in einem manipulierten Video, der schwule Drag-Künstler würde sei ein „Groomer“, er würde sich also in sexueller Absicht an Kinder heranmachen. Diese Fake News kommen Bushnell nun teuer zu stehen: Ein Gericht in Idaho verurteilte sie zur Zahlung von Schadensersatz in Höhe von rund 1,2 Millionen US-Dollar. 

Hasserfülltes Fake-Video 

In dem Video behauptete Bushnell auch, Posey habe während des Coeur d'Alene's Pride in the Park-Festivals in Idaho Minderjährigen seine Genitalien gezeigt. Der Trick: Die Influencerin stellte den kurzen Film offenbar bewusst unscharf online, sodass nicht wirklich zu erkennen ist, ob Posey nackt war oder nicht. 

Schlussendlich stellte sich allerdings heraus, dass der Drag-Darsteller auf dem Video durchwegs angezogen war, wie die Staatsanwaltschaft nach eingehender Untersuchung klarstellte: „Die Anschuldigungen der unsittlichen Entblößung oder anderer Straftaten können nicht durch die Beweise gestützt werden. Daher wird eine Strafverfolgung abgelehnt.“

Frontalangriff auf schwulen Performer

Das Video verfehlte indes seine Wirkung trotzdem nicht, bei der örtlichen Polizei in Coeur d'Alene waren zuvor bereits zahlreiche Anzeigen und Beschwerden eingegangen, obwohl keiner der Anzeigenerstatter persönlich vor Ort dabei gewesen war. Andere rechte Influencer griffen das Thema auf und verbreiteten es weiter, Posey selbst erhielt daraufhin immer wieder Morddrohungen.  

Der einzige Ausweg für den Drag-Darsteller: Er reichte Klage wegen Verleumdung ein und setzte sich damit zur Wehr: „Ich habe keine andere Wahl, als rechtliche Schritte einzuleiten, um die Verantwortlichen für die Lügen zur Rechenschaft zu ziehen. Ich hoffe, dass diese Zivilklage den hasserfüllten Desinformationskampagnen in Idaho ein Ende setzt.“

Kleinlaut vor Gericht

Vor Gericht musste der Anwalt der rechtskonservativen Influencerin Bushnell dann kleinlaut zugeben, dass seine Mandantin nie auch anderweitig nicht gesehen habe, wie Posey sich entblößt. Ein Irrtum ist also ausgeschlossen, Bushnell log wissentlich und absichtlich. Die Geschworenen vor Gericht verurteilten nach fünf Verhandlungstagen die Haterin daraufhin zu einer Gesamtstrafe von 1.176.000 US-Dollar Schadensersatz. Posey erklärte nach dem Urteil jetzt gegenüber der Presse: „Das Justizsystem hat getan, was getan werden musste.“ 

Hass-Video bleibt online

Einen Wermutstropfen gibt es indes doch: Das Video ist weiter online, der Richter erklärte vor Gericht, er könne Bushnell nicht anweisen, es zu löschen. Posey dazu abschließend: „Obwohl ich von jeglichem Fehlverhalten freigesprochen wurde, haben Provokateure das manipulierte Video meines Auftritts immer weiter verbreitet und damit nicht nur mich diffamiert, sondern auch einen Angriff gegen die LGBTI*-Community im ganzen Land angezettelt.“ 

Seit mehreren Wochen versuchen rechtsgerichtete Gruppen in den USA verstärkt, durch solche und ähnliche Aktionen, die Mär von den „bösen Homosexuellen“, die allesamt pädophil seien, erneut in die breite Öffentlichkeit zu tragen. LGBTI*-Organisationen befürchten, dass diese Taktik an Radikalität noch weiter in diesem Jahr zunehmen wird, je näher die Präsidentschaftswahl im November rückt.  

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.