Medienverbote in Katar Katar will Medien zu strikter Zensur zwingen
Einmal mehr sorgt Katar für Negativschlagzeilen rund um die Fußballweltmeisterschaft und die Situation von Homosexuellen in dem Emirat, die aufgrund ihrer Sexualität mehrere Jahre inhaftiert oder sogar hingerichtet werden können. Nun berichtet der britische Guardian auch von regelrechten Knebelverträgen, die internationale Medienanstalten unterzeichnen müssen, wollen sie aus Katar berichten. Ein weiterer Versuch ganz im Sinne auch der FIFA, die Spiele durchwegs einseitig positiv zu besetzen und die LGBTI*-Community sowie auch diverse Menschenrechtsaktivisten im November mundtot zu machen.
Damit Filmteams beispielsweise überhaupt eine Drehgenehmigung vor Ort bekommen, müssen sie versichern, dass sie keine Einheimischen in ihren Privaträumen filmen, das gilt explizit auch für alle Räume, in denen die Gastarbeiter untergebracht sind – im Zuge der Errichtung der WM-Stadien sollen nach seriösen Schätzungen bis zu 15.000 Gastarbeiter unter katastrophalen Arbeitsbedingungen gestorben sein. Ebenso verboten sind Filmdrehs in Universitäten, Krankenhäusern sowie auch bei Unternehmen, kurzum so ziemlich überall im öffentlichen Leben Katars. LGBTI*- sowie Menschenrechtsaktivisten sprechen von einer eindeutigen Zensur, dessen Ziel es sei, die dramatischen Zustände im Emirat zu verschleiern. Das sieht auch James Lynch, Sprecher der Menschenrechtsgruppe FairSquare, gegenüber dem Magazin “Stern“ so: „Wie viele Organisationen werden eine Berichterstattung über die sozialen Probleme Katars genehmigen, wenn sie dabei Gefahr laufen, vor Gericht zu landen?“
Für LGBTI*-Gruppen vor Ort treffen damit genau jene Befürchtungen ein, die sie mehrfach im Vorfeld der WM geäußert haben – der Fokus auf die dramatische Lage von Homosexuellen sowie auch queeren Menschen rückt immer weiter in den Hintergrund und spätestens nach dem letzten Tor werden LGBTI*-Menschen vor Ort wieder gänzlich sich selbst überlassen bleiben. Fraglich bleibt, wie die deutschen Medienanstalten mit der Situation umgehen werden, allen voran ARD, ZDF sowie auch Magenta TV, die für die Lizenzsenderechte viel Geld bezahlt haben. Gegenüber dem Tagesspiegel erklärte das ZDF: „Das ZDF setzt sich für eine umfassende Berichterstattung aus dem WM-Ausrichterland auch außerhalb der Stadien ein und ist mit der FIFA im Gespräch, was die Auflagen für die Drehgenehmigungen betrifft.“ Die ARD bestätigte ebenso, dass es die speziellen Richtlinien gebe und diese allerdings bereits altbekannt seien, man kenne solche Vorgaben auch aus Ländern wie China. Auch das Erste Deutsche Fernsehen wolle sich aber dafür einsetzen, ungefiltert über die WM und auch die Situation der Menschen vor Ort berichten zu können, frei von Zensur. Auch die ARD führt deswegen aktuell Gespräche mit der FIFA. Wie fruchtbar diese allerdings seien werden, darf stark bezweifelt werden, bisher ist der Weltfußballverband jedes Mal eingeknickt, wenn es um Menschenrechtsfragen ging, die gegen den Willen des Emirats standen. Eine ganz andere Form von Protest schlug indes vor wenigen Tagen der britische Ex-Stürmer Gary Lineker vor – gegenüber dem “Daily Mirror“ erklärte er: „Jetzt, wo alle auf Katar schauen, gibt es keine bessere Zeit für schwule Fußballer, sich zu outen und ein Land zu beschämen, in dem gleichgeschlechtliche Aktivitäten ein Verbrechen sind. Ich kenne mehrere schwule Premier-League-Spieler, die bereits kurz vor einer Bekanntmachung standen. Es wäre großartig, wenn einer oder zwei von ihnen während der WM ihr Coming-Out hätten.“