England sagt Sorry! Homosexualität war im britischen Militär jahrzehntelang verboten, tausende Schwule und Lesben verloren deswegen ihre Jobs.
Der britische Premierminister Rishi Sunak hat sich jetzt offiziell bei den schwulen und lesbischen Veteranen für die diskriminierende Behandlung entschuldigt, die sie in der Vergangenheit seitens der britischen Regierung erlitten hatten. Das sei ein „entsetzliches Versagen unseres Staats“ gewesen, so Sunak. Viele wurden aufgrund ihrer Homosexualität entlassen oder gezwungen, das Militär zu verlassen. LGBTI*-Verbände gehen davon aus, dass mehrere tausend Veteranen davon betroffen waren – bis ins Jahr 2000 hinein war es im britischen Militär verboten gewesen, homosexuell zu sein.
Rund 1.200 Homosexuelle berichten über Diskriminierung
„Viele von ihnen mussten schrecklichen sexuellen Missbrauch und Gewalt, homophobe Schikanen und Belästigungen erdulden, während sie diesem Land tapfer gedient haben. Heute möchte ich mich im Namen des britischen Staates entschuldigen“, so Sunak wörtlich bei seiner gestrigen Rede im britischen Unterhaus.
Dem vorausgegangen war ein unabhängiger Bericht über die Behandlung von homosexuellen Veteranen über mehr als drei Jahrzehnte hinweg. Geleitet worden war die Untersuchung von dem ersten offen schwulen Richter Großbritanniens, Lord Etherton. Gehört wurden dabei fast 1.200 Homosexuelle, die von dem Verbot betroffen gewesen sind. Trans-Menschen war der Dienst im Militär indes nicht verboten, außer sie waren selbst auch homosexuell.
Anerkennung des „enormen Schmerzes“
Die lesbische Veteranin Catherine Dixon erklärte, die Entschuldigung sei ein „wichtiger Schritt zur Erlangung von Gerechtigkeit“ für alle Betroffenen. „Viele wurden inhaftiert, erlebten Gewalt und lebten mit dem Makel strafrechtlicher Verurteilungen wegen der Person, die sie liebten, was einige obdachlos und viele arbeitsunfähig machte.“
Dem stimmte auch Emma Riley zu – sie arbeitete als Funkerin für die Royal Navy, wurde aber Anfang der 1990er Jahre verhaftet und entlassen, weil sie lesbisch ist. „Es ist eine Erleichterung, dass unsere Geschichte, unsere Erfahrungen und unser enormer Schmerz anerkannt und entschuldigt werden und dass die Streitkräfte und die Regierung, die das institutionelle Mobbing aufrechterhalten haben, nun zur Verantwortung gezogen werden“, erklärte sie gegenüber der BBC. Bereits vor rund zwei Jahren hatte sich bereits der berühmte britische Geheimdienst MI6 für das Verbot von Homosexuellen in seinen Reihen entschuldigt, das bis in die 1990er Jahre hinein Anwendung gefunden hatte.
Erfreut über die Entschuldigung zeigte sich auch der britische Sondergesandte des Premierministers für LGBT-Rechte, Nick Herbert: „Es wurde eine schreckliche Ungerechtigkeit gegen Menschen begangen, die ihrem Land dienten und gezwungen wurden, es zu verlassen, ohne einen anderen Grund als den, dass sie schwul waren. Jeder, der Zweifel an der Notwendigkeit einer Entschuldigung hat, sollte einfach den Etherton-Bericht lesen.“