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LGBTI*-Zensur an Schulen
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LGBTI*-Zensur an Schulen “Zertifizierte Medienspezialisten“ durchsuchen alle Schulen in Florida

ms - 02.02.2023 - 11:00 Uhr

Florida macht ernst – nachdem im Juli 2022 das umstrittene “Don´t Say Gay“-Gesetz in Kraft getreten ist, breitet sich immer mehr Angst und Unbehagen an den Schulen im US-Bundesstaat aus. Nebst LGBTI*-Schülern, die sich selbst gefühlt immer mehr als unerwünschte Personen wahrnehmen, geht auch unter vielen Lehrkräften und Schuldirektoren die Furcht um, gegen die LGBTI*-Verbote zu verstoßen.

Angst vor drakonischen Strafen

Einige Schulbezirke reagierten in den letzten Monaten bereits in einer Art von vorauseilendem Gehorsam und ließen von Büchern und Unterrichtsmaterialen bis hin zu jedweden Gegenständen mit Regenbogenmotiven alles verschwinden. Die Angst ist dabei nicht unbegründet, sowohl Lehrer wie Schulen können bei Zuwiderhandlung drakonische Geldstrafen von mehreren 10.000 US-Dollar drohen. Trotzdem scheinen einige Lehrer die Zensur abzulehnen und wollen weiterhin einen inklusiven Platz in ihren Unterrichtsräumen schaffen, sodass sich auch homosexuelle oder queere Jugendliche sicher fühlen können.

Untersuchung durch staatliche “Medienspezialisten“

Dagegen nun formiert sich abermals Widerstand, in den ersten Schulbezirken finden von staatlicher Seite bereits Kontrollen statt, ob alle Lehrmaterialien und Bücher in den öffentlichen Klassenbibliotheken der neuen Norm entsprechen. Lehrer werden angehalten, ganze Büchereien aufzulösen. Alle Bücher in den Schulbibliotheken wie auch den Klassenzimmern selbst müssen jetzt vorab von einem “zertifizierten Medienspezialisten“ ausgewählt werden. Vor der Freigabe durch diesen Fachmann sollen die Lehrkräfte keine Bücher mehr an Jugendliche aushändigen, Büchereien zwischenzeitlich schließen oder Bücher direkt an einem nicht zugänglichen Ort aufbewahren.

Formelle Überprüfung aller Bibliotheken

Das betrifft explizit auch alle Bücher, die beispielsweise Lehrer privat gekauft haben, um sie ihren Schülern zur Verfügung zu stellen. Zudem werden alle Schulen und Lehrer aufgerufen, eine komplette Liste aller Bücher in Schul- und Klassenbibliotheken zu veröffentlichen, um es so den Eltern zu erleichtern, Bücher zu beanstanden. Bestärkt wurde diese Richtlinie nochmals erst vor wenigen Tagen Ende Januar in einem offiziellen Schreiben, in dem eine formelle Überprüfung der Schulbibliotheken ausdrücklich festgeschrieben wird.

Unterbindung von sexueller Erregung

Das Verbot selbst ist weit und beliebig interpretierbar verfasst, sodass selbst harmlose Kinderbücher je nach Betrachtungsweise als Hardcore-Pornografie ausgelegt werden können. Generell verboten sind alle Themen rund um die sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität, darunter auch Aufklärungsbücher oder fachgerechte Ratgeber für Jugendliche. Es gilt dabei unbedingt zu vermeiden, Bücher bereitzustellen, die in Schrift oder Bild eine “sexuelle Erregung hervorrufen könnten" – auch dies ein weites Feld der Interpretation.

Hartes Durchgreifen in allen Bereichen

Der Schulbezirk der Duval County Public Schools machte die Tage Schlagzeilen, weil die Bezirksleitung besonders rigoros derzeit gegen Verstöße vorgeht. So erklärte Paula Renfro, Chief Academic Officer von Duval, in einem Video an alle Schulen: "Bücher, die nicht auf der vom Schulbezirk genehmigten Liste stehen oder nicht von zertifizierten Medienspezialisten genehmigt wurden, müssen abgedeckt oder gelagert und für die Benutzung durch die Schüler gesperrt werden.“

Kurz darauf lies die Schulbezirksleitung auch alle Schulungsvideos auf dem hauseigenen YouTube-Kanal löschen, deren Ziel es war, Mobbing gegenüber LGBTI*-Jugendlichen vorzubeugen. Zudem beendete der Bezirk seine zwanzigjährige Partnerschaft mit einer lokalen gemeinnützigen LGBTI*-Organisation und untersagte einer High School die Aufführung eines Schülertheaterstücks, indem ein flüchtiger gleichgeschlechtlicher Kuss vorkommt. Die Verbote richten sich inzwischen auch gegen Bücher, die sich mit dem Rassismus in den USA befassen – so wurden zuletzt unter anderem Bücher über Martin Luther King Jr. oder Rosa Parks entfernt.

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