LGBTI*-Klima weltweit Die meisten politischen LGBTI*-Rechte gibt es weltweit in Kanada
Mittelmäßig – so lässt sich in einem Wort die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation in Deutschland benennen, wenigstens nach den Daten des Franklin & Marshall Global Barometers Reports. Weltweit werden dabei die diversen Entwicklungen rund um LGBTI*-Menschen in den einzelnen Ländern untersucht. Die jährliche Studie befasst sich dabei im Kern mit der Politik und dem Klima in einem Land.
Mehr als die Hälfte der Welt, rund 62 Prozent, erhielt die schlechteste Note 5 (F). Deutschland wurde mit Note 3 (C) bewertet, also frei übersetzt „befriedigend“. Für die Studie wurden insgesamt rund 167.000 LGBTI*-Menschen in 204 Ländern befragt, in der Bundesrepublik kam es zu rund 3.200 Interviews.
Rückgang bei den LGBTI*-Menschenrechten
Dabei zeigen sich im Detail spannende Entwicklungen, wobei das Ranking generell von Null bis einhundert Prozent der zu erreichenden Ziele verankert wird. Bei den grundsätzlichen LGBTI*-Menschenrechten sank die Bundesrepublik dabei im Jahr 2022 auf 80 Prozent, die Jahre zuvor lag dieser Wert noch zehn Prozentpunkte höher.
Kernaspekte hierbei sind unter anderem die Frage nach der Kriminalisierung der sexuellen Ausrichtung im Land oder auch die bestehende Möglichkeit, sich friedlich zu Versammlungen und Prides zu treffen – gerade hier erlebt Deutschland in den letzten zwei Jahren und explizit noch einmal in diesem Sommer eine rapide Zunahme von Angriffen auf die LGBTI*-Community. Bei fast allen CSDs 2023 kam es zu verbalen und/oder physischen Attacken.
Zu wenig Einsatz bei Hassverbrechen
Genau hier im Bereich der Hassverbrechen versagt Deutschland aktuell am dramatischsten und holt gerade einmal noch 40 Prozent des Machbaren. Es geht darum, LGBTI*-Menschen in allen Lebensbereichen vor Gewalt zu bewahren – das findet aber in vielen Bereichen nach Angaben der Studie bis heute unzureichend statt und reicht von einem Verbot der Konversionstherapie im Wesentlichen nur für Minderjährige, nicht ausreichenden Gesetzen gegen Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung oder aber auch dem mangelhaften Umgang mit LGBTI*-Flüchtlingen innerhalb des Landes.
Akzeptanz und Sicherheit
Positiv hingegen sieht es bei den sozio-ökonomischen Rechten aus, hier konnte Deutschland sich weiter verbessern und im letzten Jahr tatsächlich die volle Punktzahl erreichen. Darunter verstanden werden Aspekte wie ein umfassendes Anti-Diskriminierungsgesetz, die Gleichstellung der Ehe oder auch die Einführung eines dritten Geschlechts (divers) in offiziellen Dokumenten. Rund Zwei-Drittel der LGBTI*-Menschen fühlen sich nach wie vor sicher in Deutschland, rund die Hälfte auch akzeptiert. Alles in allem erreicht Deutschland 73 Prozent – ein Rückgang um vier Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr davor.
Die meisten LGBTI*-Rechte gibt es in Kanada
So durchwachsen das Ranking für Deutschland allein ist, mit Blick auf die weltweiten Entwicklungen zeigt sich ein schlimmeres Bild – die Mehrheit der Länder versagt in Bezug auf die Menschenrechte von LGBTI* und bereits jetzt zeichnet sich in einstmals positiv geprägten Ländern ein Rollback ab, allen voran gerade auch in den USA, denen F&M Global Barometers in ihrem Bericht eine weitere Herabstufung in den kommenden Jahren prognostiziert. Am besten abgeschnitten weltweit haben Kanada (90%) und Uruguay (90%), gefolgt von Ländern wie Island, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Dänemark oder auch Schweden.