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LGBTI*-Geschichte In sieben US-Bundesstaaten sollen künftig auch LGBTI*-Personen im Unterricht thematisiert werden

ms - 26.03.2024 - 10:30 Uhr

Es geht auch anders – das zeigen jetzt sieben US-Bundesstaaten, die sich dazu entschlossen haben, die Geschichte der LGBTI*-Community als festen Bestandteil in die Lehrpläne aller öffentlichen Schulen aufzunehmen.

Klares Statement gegen „Don´t Say Gay“

Es ist ein klares Statement, während auf der anderen Seite immer mehr Bundesstaaten überlegen, als Vorbild von Florida „Don´t Say Gay“-Gesetze umzusetzen – doch selbst im Sunshine-State musste das strikte Verbot von allen LGBTI*-Themen an Schulen unlängst nach einem gerichtlichen Streit teilweise zumindest zurückgenommen werden

Der demokratische Gouverneur von Washington, Jay Inslee, geht hier bewusst einen anderen Weg und unterzeichnete jetzt das neue Gesetz, sodass künftig alle Schulbezirke ab dem Schuljahr 2025/2026 auch die Geschichte von LGBTI*-Personen mit in den Lehrplan aufnehmen müssen. Ebenso verankert wird eine Verpflichtung, die Geschichte von schwarzen Personen sowie Menschen mit Behinderung zu thematisieren.

„Der Gouverneur war erfreut, ein Gesetz zu unterzeichnen, das darauf abzielt, dass sich Schüler aller Rassen und Identitäten in der Schule sicher und willkommen fühlen“, so Mike Faulk, Sprecher von Gouverneur Inslee. Dabei betonte Faulk zudem gegenüber NBC News, dass jüngste Forschungsergebnisse nahelegen, dass Lehrpläne, die LGBTI* einschließen, die Mobbingrate senken und dafür sorgen können, dass sich Kinder in der Schule sicherer fühlen. 

Lob von LGBTI*-Verbänden

Lob kommt von mehreren LGBTI*-Verbänden wie beispielsweise der Gender-Sexualitäts-Allianz. Die bisexuelle Sprecherin und selbst Highschool-Lehrerin in Sammamish, Kristie Bennett, erklärte: „Ich habe aus erster Hand erfahren, wie wichtig ein inklusiver Lehrplan sein kann und wie lebensverändernd es sein kann, einem Schüler zu helfen, sich selbst im Lehrplan zu sehen und nicht irgendwelche alten, toten weißen Typen aus dem Jahr 1700.“ 

Ein Meilenstein der LGBTI*-Geschichte, der Ursprung aller CSDs: Das Stonewall Inn in New York

Die Mär von der Frühsexualisierung 

Einmal mehr wird dabei betont, dass es bei den neuen Lehrplänen nicht um eine Form der Frühsexualisierung gehe – ein immer wieder gern vorgebrachte Kritik – , sondern schlicht um die Nennung auch von schwul-lesbischer Geschichte und Personen. Das Family Policy Institute of Washington hatte genau diesen Vorwurf nach Verabschiedung des neue Gesetzes abermals betont. 

Ken Shulman, Geschäftsführer der LGBTI*-Organisation Lambert House, fasst das so zusammen: „Es wird als zu kontrovers angesehen, Kindern gegenüber zu erwähnen, dass Thoreau schwul oder Walt Whitman schwul war. Alan Turing, der den ersten Computer erfand, bei der Entschlüsselung des Enigma-Codes half und den Zweiten Weltkrieg gewann, war ebenso schwul.“

Anerkennung von LGBTI*-Menschen

Und Danni Askini, Executive Director of National Programs for the Gender Justice League, ergänzt, dass die bloße Erwähnung von homosexuellen Personen im Unterricht genauso wenig eine Diskussion über explizit sexuelle Angelegenheiten sei, wie die Erwähnung von Müttern eine Diskussion über die sexuelle Fortpflanzung sei. „Die Anerkennung der Existenz von LGBTI*-Menschen sexualisiert niemanden und fördert kein sexuelles Verhalten.“

Sieben bis zehn Prozent der US-Bevölkerung seien LGBTI*, daher sei es angemessen, sie auch in die Geschichte der USA einzubeziehen, so Askini weiter, die mit einem Schmunzeln ergänzt: „Homosexuelle Menschen haben uns den Computer und die Mona Lisa geschenkt! LGBTI*-Jugendliche verdienen es zu sehen, dass sie nicht allein sind.“

Sieben US-Bundesstaaten 

Washington ist damit der siebte Bundesstaat, der binnen kurzer Zeit ein Gesetz erlassen hat, das LGBTI*-integrative Lehrpläne einführt. Zuvor verabschiedeten Kalifornien, New Jersey, Colorado, Oregon, Nevada und Illinois ähnliche Richtlinien. Bewusst sollen die neuen Gesetze auch als Gegenentwurf verstanden werden gegenüber den rund 600 Anti-LGBTI*-Gesetzen, die zuletzt jährlich seitens der Republikaner ausgearbeitet worden sind – viele davon richten sich direkt auch gegen Homosexuelle und queere Menschen an Schulen.  

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