Kleine Hoffnung in den USA Die größte LGBTIQ+-Jugendorganisation will zusammen mit dem Bundesstaat Kalifornien queeren Jugendlichen mit Suizidgedenken helfen
Ende letzter Woche wurde die staatlich finanzierte LGBTIQ+-Jugend-Hotline von der US-Regierung trotz massiver Proteste seitens queerer Vereine und zahlreicher US-Prominenter eingestellt – jetzt meldet sich die größte queere Jugendorganisation der USA, das Trevor Project, zu Wort und möchte versuchen, zusammen mit dem US-Bundesstaat Kalifornien, den Verlust auszugleichen.
Lebensrettende Anlaufstelle
Das Trevor Project betonte dabei erneut, wie lebenswichtig die LGBTIQ+-Suicide and Crisis Lifeline (988) war – seit ihrer Einführung im Jahr 2022 hatten die Betreuer mittels Telefon, SMS und Online-Chat rund 1,3 Millionen junge queere Menschen unter 25 Jahren beraten. Eine lebensrettende Einrichtung laut dem Trevor Project, das überdies betonte: Rund 1,8 Millionen homosexuelle und queere Jugendliche haben zuletzt binnen eines Jahres ernsthaft Selbstmord in Erwägung gezogen, die Suizidraten sind in den USA viermal so hoch wie bei heterosexuellen Gleichaltrigen. Die US-Regierung stoppte trotzdem das Projekt aus politischen Gründen, man wolle damit laut dem US-Gesundheitsministerium die Verbreitung "radikaler Ideologien" unterbinden.
Wertvoll, geschätzt und geliebt
Jaymes Black, Chefin des Trevor Projects, erklärte inzwischen, man sei letzte Woche tief geschockt gewesen und konnte kaum die richtigen Worte finden, warum die US-Regierung diese Rettungsleine tatsächlich gekappt hat. „Ich möchte, dass jeder junge LGBTIQ+-Mensch weiß, dass er wertvoll ist, geschätzt und geliebt wird, so wie er ist. Egal, was die Regierung sagt oder tut, es gibt Millionen von Menschen im ganzen Land und auch in eurer Ecke, die euch helfen. Wir sind hier, um euch zu unterstützen, immer!“
Black zeigte sich dabei kämpferisch und betonte überdies: „Es ist hart, aber wir sind noch lange nicht besiegt. Nichts – und ich meine nichts – wird uns davon abhalten, auf eine Welt hinzuarbeiten, in der sich jeder LGBTIQ+-Jugendliche sicher fühlt, gesehen und unterstützt wird, so wie er ist.“
Ausbau von Berater-Diensten
Die Krisendienste der Organisation stehen bereits jetzt rund um die Uhr kostenlos zur Verfügung und sollen nun weiter ausgebaut werden – dafür erbittet die Organisation Spenden. Jetzt schaltete sich auch Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom in die Debatte ein und erklärte, der Bundesstaat werde anstelle der US-Regierung zumindest stellenweise einspringen und mit dem Trevor Project eine Partnerschaft eingehen. Man hoffe zudem auf eine Signalwirkung für andere US-Bundesstaaten.
Die Berater der bestehenden kalifornischen Helpline für Suizidprävention werden ab sofort speziell im Bereich LGBTIQ+ geschult, um den Ausfall der nationalen Anlaufstelle für queere Jugendliche zu kompensieren. Einziger Wermutstropfen: Das Angebot ist leider nur innerhalb des Bundesstaates Kalifornien erreichbar. Newsom appellierte daher an andere Gouverneure, dem Beispiel seines Bundesstaates zu folgen. Die Trevor Project Kontaktstelle steht landesweit queeren Jugendlichen zur Verfügung.
Hier gibt es Hilfe
Die Berichterstattung über Suizid ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Viele Menschen, die durch Suizid sterben, leiden an einer psychischen Erkrankung. Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, versuche mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.
Mit Beratung steht dir auch der Coming Out Day Verein via Messenger oder E-Mail unter www.coming-out-day.de zur Seite. Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de