Kirche von England Trauung von schwulen Paaren? Die Geistlichen kämpfen um ihre Stellung in der Gesellschaft
Die Kirche von England steckt nach wie vor in der Krise – mit einem weiteren Schritt in Richtung der Lebenswirklichkeit im 21. Jahrhundert, könnte die Spaltung der Gläubigen nun weiter vorangetrieben werden. Im Mittelpunkt steht immerzu die Frage über den Umgang mit homosexuellen Paaren.
Der Tanz auf dem Drahtseil
Bereits Ende letzten Jahres stimme der Zusammenschluss aus Bischöfen, Geistlichen und Laien – die Synode – mit knapper Mehrheit für die probeweise Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in Gottesdiensten, allerdings nur unter gewissen Bedingungen. Das Ziel war es dabei, sowohl fundamental Gläubige einerseits wie auch moderne Freidenker andererseits zufriedenzustellen.
In einem nächsten Schritt soll es jetzt den Priestern gestattet werden, eigenständige Segnungsgottesdienste für schwule und lesbische Paare durchzuführen – im Grunde also eine kirchliche Trauung, auch wenn dieser Begriff so nicht fällt aus Angst davor, erneut die Hardliner in der Kirche aufzuschrecken. Es ist einmal mehr ein Tanz auf einem Drahtseil, bei dem schlussendlich aber alle bereits jetzt wissen, dass beide konträr zueinander liegenden Fronten niemals gleichzeitig zufriedengestellt werden könnten. Damit Homosexuelle an einem solchen, eigens für sie gestalteten Segnungsgottesdienst teilnehmen können, müssen sie zudem zuvor zivilrechtlich verheiratet sein.
Zwischen Tradition und Moderne
Trotz dieses erneuten kleinstmöglichen Schrittes in Richtung Zukunft regt sich bereits Widerstand, seitens der Traditionalisten der Kirche mit ihren 85 Millionen Gläubigen weltweit wurde so nunmehr kritisiert, dass all jene Menschen die Kirche damit verlassen könnten, die der Auffassung sind, dass eine Ehe nach wie vor nur eine Verbindung zwischen Mann und Frau sein darf.
Justin Welby, der Erzbischof von Canterbury, plädierte folgerichtig dann auch dafür, ein neues Bündnis von Traditionalisten zu schmieden, um die Machtposition zu stärken und sie in der Kirche halten zu können: „Ich kann mir die Kirche von England ohne das Netzwerk, die Mitglieder und Freunde der Alliance nicht vorstellen. Dass sie alle in dieser Kirche gedeihen, einschließlich derjenigen, die fest in der Alliance sind, ist für das Evangelium in diesem Land unerlässlich.“
Stephen Cottrell, der Erzbischof von York, versuchte indes, die Wogen zu glätten: „Was uns vorliegt, ist ein Kompromiss. Keine Gemeinde, kein Priester muss diese Gebete anbieten, aber sobald die Details ausgearbeitet sind – das ist noch nicht geschehen, wir sind noch auf dem Weg – kann ein eigenständiger Gottesdienst stattfinden.“ Für alle jene, die das aus „Gewissensgründen und theologischer Überzeugung“ nicht unterstützen können, soll es zudem ein breiteres Angebot der „Seelsorge und der sakramentalen Betreuung“ geben.
Heirat unter schwulen Priestern?
Die Kirche von England ist das weltweite Oberhaupt der anglikanischen Gemeinschaft, die Bischöfe aus Afrika stellten sich dabei bereits mehrfach gegen jedwede Reformpläne – ein wenig mehr Seelsorge dürfte sie jetzt auch nicht besänftigen. Die neusten Entwicklungen haben indes das Potenzial dazu, abermals für viel Ärgernis sorgen. Dazu kommt ein weiterer Plan, der mit Sicherheit erneute Entrüstung hervorrufen wird: Derzeit befassen sich die Geistlichen in England mit der Frage, ob es homosexuellen Priestern erlaubt sein sollte, ihre Partner zu heiraten.
Bischof Ian Paul brachte das finale Dilemma so auf den Punkt: „Dieser Vorschlag würde das Vertrauen zerstören, die Kirche spalten und zu einem noch größeren Niedergang führen.“ Die Spaltung indes ist bereits längst in vollem Gange.