Kein Stigma beim Thema Drogen Diskriminierungsfreie Sprache als Türöffner für eine Verbesserung der Drogenproblematik in Deutschland.
„Sprache ist das Mittel, mit dem wir die Welt und die Menschen um uns herum wahrnehmen und beschreiben. Durch unsere Sprache einschließlich Wortwahl, Betonung, Körperhaltung, Gesichtsausdruck, Emotionen und Distanz vermitteln wir unsere Einstellungen, Überzeugungen und Werte“, so die Deutsche Aidshilfe zum Start des neuen Projektes „Gegen Stigma“ in Zusammenarbeit mit weiteren Vereinen wie dem Therapieverbund Ludwigsmühle, der Initiative MyBrainMyChoice sowie auch dem akzept Verein. Ziel ist es dabei, gerade auch durch eine neue, ent-stigmatisierende Sprache im Bereich Drogenkonsum das Leben der Menschen positiv zu beeinflussen, den Umgang miteinander zu verbessern und es so zu schaffen, das Thema Drogengebrauch sachlich statt wertend und mit mehr Wertschätzung und Vertrauen anzugehen.
Sprache kann ermutigen oder ausgrenzen
Die jüngsten Zahlen im Bereich Drogenkonsum sowie auch der erneute Anstieg der Zahl der Drogentoten in Deutschland zeigen dabei klar auf, dass ein Umdenken dringend nötig wäre – die Deutsche Aidshilfe fordert dies seit Jahren. „Sprache hat das Potenzial, Menschen zu ermutigen. Sie ist aber auch ein mächtiges Instrument, um Menschen auszugrenzen und zu einer Gefahr zu erklären. Zum Beispiel in politischen Reden, in Zeitungen, anonym im Internet oder in persönlichen Gesprächen“, bekräftigt die DAH die Wichtigkeit, bei der Sprache anzufangen, um die Situation nachhaltig zu verbessern.
Klischees von Drogenkonsumenten in unseren Köpfen
Die negativen Bilder über Menschen, die illegale Drogen nehmen, hätten die meisten von uns dabei oft vor Augen, so die Initiative weiter. Gerade dies bewirke aber eine Stigmatisierung und Ausgrenzung der Betroffenen, dabei gelte es auch zu beachten: „Menschen, die illegale Drogen gebrauchen, sind sehr unterschiedlich. Ebenso wie die Bedingungen, unter denen sie leben. Die derzeitige Verbotspolitik trägt wenig dazu bei, eine Sprache zu entwickeln, die diese Vielfalt anerkennt. Stattdessen werden weiterhin negative Stereotype aufrechterhalten, die sie als unmoralisch, minderwertig, unzuverlässig oder gar gefährlich darstellen.“
Das Stigma ist dabei gerade auch in der schwulen Community – Stichwort Chemsex – weit verbreitet. Zudem würden viele Drogensüchtige oftmals dann auch erneut Diskriminierung im Gesundheitssystem erleben, so die DAH weiter. Das schaffe weitere Hürden für den Zugang zu Behandlungen und anderen Gesundheitsdiensten.
Leitfaden für ein besseres Miteinander
Die Aidshilfe sowie die weiteren beteiligten Vereine haben deswegen über Monate hinweg mit Konsumenten und drogenerfahrenen Menschen darüber gesprochen, welche Wörter und Sätze genau oder besonders stark stigmatisieren – das Ergebnis ist ein Leitfaden für ein besseres verbales Miteinander.
Zu den zehn Grundsätzen, die künftig für eine bessere Kommunikation führen sollen, zählen dabei unter anderem Aspekte wie eine Begriffsbenutzung, die ermutigt und bestärkt, keine Banalisierung der Situation sowie ein Gespräch auf Augenhöhe. Ebenso wichtig ist, einem anderen Menschen nicht die eigene Sprache aufzudrängen, keine vorschnellen Annahmen zu fällen und auch bei der Körpersprache darauf zu achten, nicht einschüchternd oder wertend aufzutreten.