Direkt zum Inhalt
Kampf gegen Homosexuelle
Rubrik

Kampf gegen Homosexuelle Russland setzt weitere Verbote für Schwule in drastischer Weise um

ms - 10.11.2022 - 11:00 Uhr

Russlands Präsident Wladimir Putin lässt offensichtlich keine Möglichkeit aus, um Homosexuellen im Land deutlich zu machen, dass sie nicht erwünscht sind. Nachdem zunächst die Staatsduma in erster Lesung Ende Oktober bereits beschlossen hatte, das Anti-Homosexuellen-Propaganda-Gesetz noch einmal zu verschärfen, sodass künftig LGBTI*-Themen nicht mehr nur für Minderjährige, sondern alsbald für alle Russen verboten sein wird, wurde wenige Tage später bekannt, dass Putin homosexuelle Russen inzwischen dazu zwingt, entweder als Soldaten in den Krieg zu ziehen oder ansonsten aufgrund ihrer Sexualität im Gefängnis zu landen. Nun also der nächste Schritt: Putin unterzeichnete ein Dekret, dass sich der “Homo-Propaganda“ des Auslands widmet.

Russen sollen vom Westen abgeschottet werden

Einmal mehr soll nun auch mit dem neuen Dekret die “traditionellen Werte als Grundlage der russischen Gesellschaft" geschützt werden. Dabei legt Putin fest, dass sich Russland noch mehr gegen den Einfluss und die angebliche “Homo-Propaganda“ des Westens zur Wehr setzen müsse, es bedürfe dringender Maßnahmen, um die Bedrohungen von Medien aber auch den USA abzuwehren. Ein ähnlich hartes Vorgehen betonte der russische Machthaber auch gegenüber all jenen im eigenen Land, die diese liberalen Gedanken in die russische Gesellschaft hineintragen würden.

Explizit betonte Putin dabei einmal mehr, wie sehr “nicht-traditionelle sexuelle Beziehungen“ die traditionelle Familie zerstören würden. Das neue Dekret in Verbindung mit der Ausweitung des Anti-Homosexuellen-Propaganda-Gesetzes von 2013 dürfte die Lebensrealität von russischen Homosexuellen noch dramatischer werden, es tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft. Gleichzeitig hat Putin in den letzten Wochen die Grenzen komplett geschlossen, sodass eine Flucht für Schwule und Lesben beinahe unmöglich geworden ist.

Ablenkung von den eigenen Misserfolgen?

LGBTI*-Organisationen bewerten Putins erneuten Kampf und den gezielten Angriff auf Homosexuelle als Zeichen für den Misserfolg des Ukraine-Krieges. Einmal mehr wolle Putin Homosexuelle als Schuldige diffamieren und so von den eigenen Fehlern ablenken. Damit ihm das gelingt, ist ein wesentlicher Aspekt sowohl des Dekrets wie aber auch der Verschärfung des bereits bestehenden Gesetzes gegen Homosexuelle, Online-Dienste und digitale News-Portale weitestmöglich ganz zu unterbinden, sodass Russen Informationen künftig nur noch über die Staatsmedien erhalten können. Lob zu dem neuen Dekret kam wenig verwunderlich einmal mehr von Vertretern der Russisch-Orthodoxen Kirche.

Auch Interessant

Kulturkampf in den USA

Extreme auf beiden Seiten

Der Kulturkampf in den USA wird immer extremer, auf beiden Seiten allerdings. Die Opfer dieses politischen Gefechts könnten LGBTI*-Jugendliche sein.
Homosexuelle im Alter

Hohes Risiko für Demenz

Beunruhigende neue Studiendaten: Homosexuelle haben im Alter ein deutlich höheres Risiko, an Demenz oder Depressionen zu erkranken.
Hassverbrechen in England

23.000 Angriffe auf Homosexuelle

Rund 23.000 Hassverbrechen auf Homosexuelle, religiös motivierte Taten auf Rekordhoch - so die neusten Daten der Polizei von England und Wales.
Jugendliche und Online-Dating

LGBTI*-Apps werden immer wichtiger

Eine internationale Studie zeigt jetzt auf: Die Mehrheit der LGBTI*-Jugend outet sich online immer früher, nicht immer mit positiven Erfahrungen.
Coming Out - jetzt oder nie?

Keine Freude am Coming-Out-Day

Heute ist internationaler Coming-Out-Tag. Doch von Gelassenheit rund ums persönliche Outing ist die junge Generation weit entfernt - aus gutem Grund.
Orbáns Outingwünsche

Parteimitglieder sollen sich outen

Ungarns Ministerpräsident Victor Orban soll Mitglieder seiner Regierungspartei aufgefordert haben, sich als homosexuell zu outen. Was steckt dahinter?
35 Jahre Queer Film Festival

Tolle Filme und ein queeres Publikum

Das Internationale Queer Film Festival Hamburg feiert 35. Geburtstag - inklusive tollen Filmen und spannenden Veranstaltungen! Wir feiern mit!
Klares Veto gegen Georgien

Bundestag beschließt Resolution

Der Bundestag fordert nun offiziell die Bundesregierung auf, mehr Einsatz gegen Georgiens homophobes Hass-Gesetz zu zeigen. Sven Lehmann begrüßt dies.
Rücktritt nach Flaggenverbot

Keine Regenbogenflagge in Neubrandenburg

Neubrandenburgs schwuler Oberbürgermeister Witt hat seinen Rücktritt angekündigt. Zuvor beschloss der Stadtrat ein Regenbogenflaggen-Verbot am Bahnhof