Direkt zum Inhalt
Japan in Bedrängnis
Rubrik

Japan in Bedrängnis Das G7-Treffen und die Frage nach der gleichgeschlechtlichen Ehe

ms - 22.05.2023 - 10:00 Uhr

Gestern Abend endete das diesjährige G7-Treffen in Hiroshima – ein Thema war dabei omnipräsent, obgleich es offiziell nicht angesprochen worden ist. Die japanische Presse attackierte Premierminister Fumio Kishida direkt mehrfach und fragte, wann nun endlich auch in Japan die gleichgeschlechtliche Ehe für Schwule und Lesben eingeführt würde. Japan ist das letzte Land der G7-Staaten, das bisher keine gleichberechtigte Ehe oder Partnerschaft für Homosexuelle eingeführt hat.

Mehrheit der Japaner will die Homo-Ehe

Für die Japaner selbst scheint nach Angaben der japanischen Tageszeitung klar zu sein, dass dies vor allem am zweifelnden und zurückhaltenden Premierminister liegt, der eine Entscheidung offenbar bewusst immer weiter nach hinten verschiebt. Auch die heimische Gay-Community und zahlreiche Aktivisten machten seit vergangenem Freitag besonders viel Druck, um international auf die Missstände hinzuweisen.

Sie wissen dabei die Einwohner Japans hinter sich, die sich zu 64 Prozent für die Homo-Ehe ausgesprochen haben. Nur noch knapp 25 Prozent der Bevölkerung lehnen diese ab, zumeist Menschen aus den ländlichen Regionen des Landes. In den letzten Jahren war es immer wieder zu Gerichtsurteilen und Verfahren gekommen, die regional und in Einzelfällen gleichgeschlechtliche Partnerschaften einmal erlaubten, ein anderes Mal verboten – eine Entscheidung für ganz Japan ist also mehr denn je dringend geboten.

Ermutigung von den G7-Staaten

Auch von den G7-Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kanada und den USA wurde Japan bereits mehrfach ermutigt, die gleichgeschlechtliche Ehe zu legalisieren. Selbst Kishidas Liberaldemokratische Partei (LDP) überprüft die Angelegenheit bereits seit geraumer Zeit, bisher offensichtlich vergebens, obwohl auch viele Anhänger der Partei dafür votieren. Immer wieder wird vermutet, für den Premierminister habe das Thema kaum Bedeutung, andere Medien spekulieren hingehen, Japans Regierungschef fürchte um Wählerstimmen aus den ländlichen Regionen.

An seinem Tatendrang dürfte es jedenfalls nicht mangeln, Kishida hat zahlreiche Reformen für das Land angekündigt, darunter auch eine neue Familienpolitik, bedingt durch die niedrige Geburtenrate in Japan. Direkt auf die Homo-Ehe angesprochen, hatte er in diesem Jahr zuletzt erklärt: „Das würde die Gesellschaft verändern.“ Eine Aussage, die viel Raum für Spekulationen lässt.    

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Schwulen Rückenansichten

Amüsante Spekulationen in den USA

Amüsante Spekulationen: Die US-Presse fragt sich derzeit, ob in Caspar David Friedrichs Bildern eine homoerotische Komponente mitschwingt.
Bedenken bei E-Patientenakte

Kritik von LSVD+ und Aidshilfe

Ende April kommt die E-Patientenakte bundesweit. Bedenken aus der queeren Community wurden kaum ausgeräumt, so LSVD+ und Hamburger Aidshilfe.
Forderungen an die EU

Pride-Verbot in Mitteleuropa

Wann und wie reagiert die EU auf das Pride-Verbot in Ungarn? Mehrere EU-Parlamentarier fordern jetzt ernsthafte Konsequenzen seitens der EU.
Neue Fälle der Dating-Masche

Opfer aus Hessen und Österreich

Erneut wurden zwei Schwule Opfer der Dating-Masche, die mutmaßlichen Täter sind junge Männer. Die Taten geschahen in Wiesbaden und Wien.
"Wir verlieren dadurch an Akzeptanz"

Kritik von Valerie Wilms

Die vermutlich erste trans* Frau im Deutschen Bundestag, Valerie Wilms, übt Kritik am Selbstbestimmungsgesetz sowie an den Grünen.
Haftstrafe für Gayclub-Chef

Erpressung von schwulen Gästen

Ein Schwulenclub-Betreiber in Niederbayern erpresste und betrog seine Gäste. Das Landgericht Regensburg verurteilte ihn nun zu einer Haftstrafe.
Ende im Fall Anastasia Biefang

Klage scheitert final vor Gericht

Seit 6 Jahren kämpfte trans* Soldatin Anastasia Biefang gegen einen Disziplin-Verweis, nun hat das Bundesverfassungsgericht die Klage abgewiesen.
Widerstand in der Karibik

Rufe nach mehr Homosexuellenrechten

Nachdem in Trinidad und Tobago Homosexualität wieder verboten wurde, nehmen Forderungen nach Gleichberechtigung in der ganzen Karibik an Fahrt auf.
Gefängnisse in Russland

Berichte über dramatische Lage

Berichte über die Lage in russischen Gefängnisse schockieren: Unmenschliche Bedingungen für verurteilte „Extremisten“, darunter auch LGBTIQ+-Menschen.