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Islamistische Gewalt
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Islamistische Gewalt Scharfe Vorwürfe gegen queere Aktivisten – wie sehr wird bei Gewalt von Muslimen gegen LGBTI*-Menschen weggesehen?

ms - 07.10.2024 - 13:00 Uhr

Am heutigen Jahrestag des Massakers in Israel wird weltweit den Opfern der Terrororganisation Hamas gedacht, die am 07. Oktober 2023 über 1.200 Menschen brutal ermordet und über 250 Personen in Geiselhaft genommen hat. Noch immer ist das Schicksal von über 100 Geiseln unklar. Kritik kommt jetzt auch an der queeren Community auf, die islamistische Positionen in Deutschland mitunter verharmlosen würde. 

Verharmlosung in der queeren Community

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, erkennt eine zunehmende Verharmlosung des Überfalls der Hamas auf Israel, dabei seien „die Schleusen gebrochen“, so Klein gegenüber der Rheinischen Post. Der Diskurs in Deutschland habe sich radikalisiert und verhärtet. 

Inzwischen werden auch Menschen angegriffen, die mit dem Nahostkonflikt überhaupt nichts zu tun hätten: „Beteiligt daran sind nicht nur Islamisten, sondern auch linke Gruppen, selbst queere Menschen, die die islamistische Gefahr verharmlosen und Israel ausschließlich als Täter sehen“, so Klein. Auch Kollegen und Kolleginnen von Klein wie die Antisemitismusbeauftragte Nordrhein-Westfalens, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, äußerte sich besorgt über den wachsenden israelbezogenen Antisemitismus gerade bei jungen Menschen. 

Pantisano kritisiert Kühnert 

Für hitzige Debatten und Empörung sorgt dabei aktuell auch Kommentare in den sozialen Medien des bis heute stark umstrittenen Berliner Queer-Beauftragten Alfonso Pantisano (SPD). Pantisano greift dabei den schwulen SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert an, der zuvor in einem Spiegel-Interview von seinen Erfahrungen mit Homophobie seitens muslimischer Männer berichtet hat. Er betonte dabei den religiösen Fundamentalismus und die aggressive Homophobie, die ein „klar männliches Gesicht“ habe. 

„Und so kommt es in meinem Erleben aus muslimisch gelesenen Männergruppen häufiger zu einem homophoben Spruch, als man es sonst auf der Straße erlebt. Natürlich ist der Großteil der Muslime in meinem Wahlkreis nicht homophob. Aber die, die es sind, schränken meine Freiheit ein und haben kein Recht darauf. Und darüber werde ich nicht aus taktischen Gründen schweigen.“

Rassismus-Vorwürfe

Pantisano, der auch schon früher bei Gewalt seitens Muslimen gegen Homosexuelle eine sehr eigene Sicht der Dinge vertrat, teilte daraufhin kräftig gegen Kühnert aus. Der SPD-Generalsekretär würde ein Bild erzeugen, demnach der Großteil der muslimischen Community schwulenfeindlich sei – Kühnert hatte in seinem Kommentar dabei allerdings genau das Gegenteil erklärt, offenbar allerdings ohne, dass Pantisano dies nachvollziehen konnte. 

Der Berliner Queer-Beauftragte indes betonte, er sei „echt enttäuscht“ und „auch sauer“, spricht von „rassistischen Erzählungen“ und zeigte sich dabei online mit einem Foto, auf dem er ein arabisches Kopftuch, eine Kufiya, trägt. Für Pantisano werde „Gewaltbereitschaft auch gegen Queers immer mehr in populistischen Debatten instrumentalisiert, um ausgrenzende Debatten gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen zu füttern.“ 

Unverständnis gegenüber Queer-Beauftragten

Online werfen viele schwule Männer Pantisano inzwischen vor, er habe jedweden Bezug zur Realität verloren und bieten ihm an, er solle doch einmal „händchenhaltend mit seinem Freund durch die Sonnenallee“ gehen oder „mit einer Regenbogenfahne am Fahrrad durch Neukölln“ radeln. 

Erik Jödicke, Mitglied im Vorstand des Verbands Queere Vielfalt (LSVD+), erklärte: „Was Kevin Kühnert benennt, erleben so viele LGBTIQ* am eigenen Leib in so vielen Teilen Berlins und selbst im Regenbogenkiez. Darüber müssen wir doch reden.“ Und weiter: „Vor 25 Jahren war der Nollendorfplatz ein absoluter Safe-Space für schwule Männer, heute ist es genau das Gegenteil.“ Die Täter seien dabei fast immer männlich und Muslime. 

Der schwule Grünen-Politiker Volker Beck ergänzte in der Diskussion: „Problemlagen verleugnen oder aufhübschen, ist halt gefährlich. Bin froh, dass die SPD Berlin hier ihren Kurs neu justiert. Linke Politik muss die Probleme lösen, um die Hegemonie der Rechten zu verhindern.“ 

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