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Impfung gegen Affenpocken beginnt
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Impfung gegen Affenpocken beginnt MPX-Epizentrum in Deutschland: Berlin mit bis zu 50 neuen Infektionen täglich!

ms - 29.06.2022 - 09:30 Uhr
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Berlin hat sich in den letzten zwei Wochen immer mehr zum Epizentrum der Affenpocken (MPX) entwickelt – inzwischen werden mehr als zwei Drittel aller deutschlandweiten Fälle aus der Hauptstadt gemeldet. Nach Angaben von Gesundheitssenatorin Ulrike Gote infizieren sich aktuell zwischen 30 und 50 Menschen in Berlin täglich neu mit dem Virus, mehr als jeder zehnte Patient muss aufgrund sehr starker Schmerzen stationär im Krankenhaus behandelt werden. Nach übereinstimmenden Angaben der Deutschen Aidshilfe sowie auch von Gesundheitssenatorin Gote sind in Deutschland bisher nur schwule und bisexuelle Männer betroffen (MSM), grundsätzlich kann das Virus aber durch engen Körperkontakt jeden Menschen gleichermaßen befallen. Nach rund 20 Tagen klingen die Symptome der Erkrankung wieder ab. Klassische Anzeichen sind Hautausschläge, Fieber und starke, grippeähnliche Ermüdungserscheinungen. Zuletzt bestätigte ein Forscherteam aus Portugal auch, dass das derzeit grassierende Virus ungewöhnlich schnell und häufig mutiert.   

Die ersten 40.000 Dosen des Impfstoffes sollen jetzt in Deutschland zunächst an HIV-Schwerpunktpraxen, die Charité und an die Klinik für Infektiologie des St. Joseph Krankenhauses in Tempelhof geliefert werden. Nach Recherche des RBB sollen die ersten Einheiten bevorzugt Kontaktpersonen von Erkrankten angeboten werden, um eine weitere Ausbreitung schrittweise zu minimieren. Damit folgt die Stadt Berlin der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), die nebst den Kontaktpersonen aber auch jene Menschen in den Fokus der Impfungen nehmen möchte, die ein erhöhtes Infektionsrisiko haben. Die Deutsche Aidshilfe forderte ebenso bereits zu Beginn der Woche, schwule und bisexuelle Männer bei der Vergabe des Impfstoffes zu priorisieren – vor allem jene Männer, die Sex mit mehreren Partnern haben. Aktuell gibt es fast 600 MPX-Fälle allein in Berlin.

Der genaue Verteilschlüssel wird ab heute konkretisiert und Schwerpunktzentren informiert. Nach Angaben von Gote soll nächste Woche mit den Impfungen gestartet werden. "Für mich zählt hier jeder Tag", so Gote weiter. Berlin soll sowohl von der ersten Charge des Impfstoffes die meisten Einheiten bekommen, wie dann auch von den zusätzlich bestellten, weiteren rund 200.000 Einheiten, die Mitte Juli erwartet werden. Nach Angaben der Gesundheitssenatorin sind 80.000 Dosen davon für Berlin gedacht. Der Impfstoff selbst wurde ursprünglich für eine andere Art von Pocken (Humane Pocken) entwickelt, wirkt aber in hohem Maß auch gegen MPX.

Auch die Europäische Union hat heute mit der Auslieferung der ersten Impfstoff-Dosen begonnen, dabei sollen die ersten Einheiten zunächst an die am stärksten betroffenen Länder gehen, nebst Spanien sind dies aktuell Deutschland, Portugal und Belgien. Im Juli und August sollen weitere Impfdosen verteilt werden. Großbritannien verzeichnet in Europa zwar die höchsten Infektionsquoten, ist aber nicht mehr Mitglied der EU. Die EU hatte Mitte Juni rund 110.000 Impfdosen der dritten Generation beim Unternehmen Bavarian Nordic bestellt - der Impfstoff soll den 27 EU-Staaten sowie Norwegen und Island zur Verfügung stehen. Deutschland hat nach Aussagen der Deutschen Aidshilfe sehr schnell und effektiv reagiert und bereits deutlich früher ein Kontingent an Impfstoffen eingekauft.

In den Vereinigten Staaten von Amerika sind landesweit rund 300 Fälle offiziell registriert – halb so viele wie allein in Berlin. Die ersten Impfdosen wurden diese Woche bereits in New York und Washington verteilt. Das Weiße Haus kündigte zudem diese Woche an, ebenso sehr zeitnah mit der weiteren Lieferung des MPX-Impfstoffes an die einzelnen Bundesstaaten beginnen zu wollen. Das US-Gesundheitsministerium wird mit der Verteilung von 56.000 Dosen des Jynneos-Zweidosenimpfstoffs beginnen, aktuell haben die USA rund 64.000 Dosen auf Vorrat, bis zum Sommer sollen 1,25 Millionen Einheiten zur Verfügung stehen.

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