Homosexuelle anfälliger für Covid-19? US-LGBTI*s stärker betroffen von schlimmen Verläufen
Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC hat bezüglich den Impf-Quoten gegen Covid-19 darauf aufmerksam gemacht, dass Lesben und Schwule ein deutlich stärkeres Vertrauen in die moderne Medizin und die Wissenschaft haben – aber gleichzeitig auch stärker von dramatischen Verläufen der Viruserkrankung betroffen sein können.
Rund 86 bis 92 Prozent aller Homosexuellen über 18 Jahren haben in den USA mindestens die erste Impfung zum Schutz gegen das Corona-Virus bekommen, am stärksten vertreten sind dabei schwule Männer. Bei heterosexuellen Menschen ist der Wert um zehn Prozent niedriger. Warum? Das CDC stellt hier Vermutungen auf, basierend auf früheren Studien, die durchaus logisch klingen: Da Minderheiten wie die LGBTI*-Community nach wie vor häufiger von Diskriminierung betroffen sind, sind jene Gruppen auch anfälliger für Krankheiten. Das CDC berichtet, dass einige Gesundheitsprobleme, die in Verbindung mit schweren Covid-Krankheitsfällen stehen, in der queeren US-Community häufiger aufgetreten sind: „Aufgrund der höheren Prävalenz von Komorbiditäten (Unter Komorbidität versteht die Medizin eine oder mehrere Erkrankungen, die zu einer Grunderkrankung hinzukommen), die das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung erhöhen, sind LGBTI*-Personen möglicherweise einem unverhältnismäßig hohen Risiko einer COVID-19-Erkrankung ausgesetzt. Obwohl das Bewusstsein für diese Risiken und Ungleichheiten für Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens von entscheidender Bedeutung ist, sind Daten über diese Bevölkerungsgruppen derzeit nicht allgemein flächendeckend verfügbar.“

Vielleicht, so die weiteren Überlegungen, gibt es in der Community durch die Erfahrungen mit HIV und dem oftmals gerade für queere Amerikaner schlechten Gesundheitsangebot eine besondere Sensibilität, die Homosexuelle vermehrt eine Impfung durchführen lässt. Auch die Tatsache, dass viele Homosexuelle durch den Umgang mit Geschlechtskrankheiten generell ein höheres Vertrauen in präventive Schutzmaßnahmen haben – Stichwort PrEP -, könnte eine Rolle spielen.
Übrigens ist die erhöhte Impfquote laut CDC nur bei homosexuellen Menschen nachzuweisen, bisexuelle Personen sowie trans-Menschen entsprechen quotentechnisch dem heterosexuellen Durchschnitt. Ziel der nationalen stichpunktartigen Datenerhebung der sexuellen Orientierung sowie der Geschlechtsidentität in Bezug auf die Impfquote ist, zu versuchen, die positiven Verhaltensweisen von Homosexuellen genauer zu verstehen und diese als Motivationsschub für andere marginalisierte Bevölkerungsgruppen zu verwenden.
Ein nobles Vorhaben, was sich angesichts der Tatsache, dass gerade in republikanischen Hochburgen die Todesrate aufgrund von Covid-19 dreimal höher ist als in demokratischen Bundesstaaten (Quelle: New York Times), als schwierig erweisen könnte. Eine ähnliche Entwicklung zeigt auch eine Umfrage der Kaiser Family Foundation von Ende Oktober 2021: Nur 61 Prozent der Republikaner sind geimpft, bei den Demokraten liegt der Wert bei rund 90 Prozent. Ähnliche Erhebungen in Bezug auf sexueller Orientierung und Impfquote gibt es in Deutschland nicht – vielleicht aber auch eine zu komplexe Aufgabe für Gesundheitsämter, die mehrheitlich noch immer mit einem Faxgerät als innovative Datenübermittlung arbeiten müssen. Durch die bessere und flächendeckende Gesundheitsversorgung auch von LGBTI*-Menschen in Deutschland, kann allerdings angezweifelt werden, ob ein direkter Vergleich der Situation gerade mit Bezug auf schwere Verläufe gezogen werden kann.