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Diskriminierung in der Community

Asiatische Männer US-Studien belegen: Viele Asiaten werden beim Gay-Dating aussortiert

ms - 19.08.2025 - 14:00 Uhr
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Die LGBTIQ+-Community ist vielfältig, bunt und respektiert alle queeren Menschen – so ganz stimmt das Klischee mitunter nicht immer, wie jetzt die queere Recherche-Plattform Uncloseted Media in ihrer neusten Untersuchung nahelegt. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf asiatische Männer, die auch innerhalb der Szene immer wieder verstärkt mit Diskriminierung und Ablehnung konfrontiert sind. 

Diskriminierungen gegenüber Asiaten 

Das Recherche-Team befragte schwule und queere Asiaten in den USA, viele davon berichteten über rassistische und diskriminierende Erfahrungen von anderen Menschen aus der Community. Untermauert werden die Berichte durch eine Befragung des Trevor Projekts, der größten queeren Jugendorganisation in den Vereinigten Staaten von Amerika. 

Mehr als die Hälfte der LGBTIQ+-Jugendlichen mit „asiatisch-amerikanischer und pazifischer Herkunft“ (AAPI) gaben an, diskriminiert zu werden. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine Untersuchung des Williams Instituts, demnach insgesamt jeder fünfte LGBTIQ+-Mensch mit AAPI-Hintergrund Rassismus und Diskriminierung erlebt hat und sich auch innerhalb der Szene nicht sicher fühlt. Eine dritte Forschungsarbeit zu diesem Thema vom Australian Research Center for Sex, Health and Society kommt zu einem ähnlichen Ergebnis, laut Forschungsleiter Gene Lim handele es sich um eine „stille Epidemie“. Eine vierte Befragung ging dann den Partnerpräferenzen in der schwulen Community nach: Nur 12 Prozent der Schwulen bevorzugen asiatische Männer. Zum Vergleich: Schwarze Männer werden von 48 Prozent der Homosexuellen präferiert.  

Psychische Probleme

Das große Problem dabei: Das Gefühl der Ausgrenzung hat negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit: 40 Prozent der queeren AAPI-Jugendlichen in den USA haben bereits 2021 ernsthaft über Suizid nachgedacht, 16 Prozent haben einen Selbstmordversuch auch tatsächlich unternommen. Lim dazu: „Es ist mit viel Scham verbunden, sexuellen Rassismus zu erleben, ganz abgesehen davon, dass es sich um eine von Natur aus belastende Situation handelt. Das führt zu einem Gefühl der Isolation.“

Während Rassismus gegenüber Asiaten die amerikanische Gesellschaft seit der Ankunft der ersten chinesischen Einwanderer in Kalifornien im 19. Jahrhundert durchdringe, sei sexueller Rassismus bei der Partnerwahl zuletzt verstärkt unter schwulen und bisexuellen Männern (MSM) aufgetreten, so Thomas Le, Assistenzprofessor für Psychologie am Bryn Mawr College. „Viele asiatisch-amerikanische Männer berichten in den USA von Ausgrenzung aufgrund der Überhöhung weißer Männer und der Wertschätzung von Männlichkeit und Muskelkraft. Asiatische MSM müssen sich in einem sexuellen Umfeld zurechtfinden, in dem die Hierarchie der Begierde stark rassistisch geprägt ist. Und sie können sich in einer Weise benachteiligt fühlen, die unüberwindbar ist.“ 

Kleine Penisse und Bottoms 

Dazu kommen stark verbreitete Vorurteile und Klischees über asiatische schwule Männer: Allesamt hätten sie kleine Penisse und seien beim Sex durchwegs passiv. „Alle schwulen Dating-Partner gehen einfach automatisch davon aus, dass ich ein Bottom und unterwürfig bin, weil ich ein Asiate bin. Ich finde das demoralisierend und sehr einschränkend“, so einer der Befragten. Ein anderer junger Asiate ergänzt mit Blick auf sein sexuell passives Verhalten: „Erfülle ich diese Rolle, weil es mir tatsächlich Spaß macht? Oder wurde mir das einfach auferlegt und ich habe mich daran gewöhnt?“ Gerade auch das Klischee des „femininen Ladyboys“ sei auch bei Dating-Apps nach wie vor weit verbreitet. 

Hollywoods langer Schatten 

Immer wieder wurde in den Befragungen unter asiatischen Homosexuellen auch das Klischeebild kritisiert, das bis heute Hollywood reproduziert – beispielsweise in der „Hangover“-Reihe, wo der asiatische Kriminelle Leslie Chow, dargestellt von Ken Jeong, nackt als Pointe herhalten muss. „Darstellung ist wirklich wichtig. Sie hat einen unterschätzten Einfluss auf den erotischen Habitus vieler queerer Männer. Viele queere asiatische Männer wachsen implizit damit auf, sich an einem eurozentrischen Standard messen zu müssen“, so Le weiter. 

Auch in der schwulen Pornobranche setze sich dieser Trend fort, asiatische Männer sind Mangelware. Um dem Archetyp jener Männer zu entgehen, die in der Community als besonders begehrenswert gelten, schließen sich inzwischen immer mehr schwule asiatische Männer zu eigenen Gruppen zusammen – gerade auch beim Online-Dating. Das Ziel ist klar: Hier können sie offen und frei von Vorurteilen andere Männer kennenlernen, wenngleich sie dabei auch unter sich bleiben. Ein 21-jähriger Koreaner betonte dabei: „Wir verdienen es, Raum einzunehmen, anstatt uns klein zu machen.“ Langfristig wäre ein Dating jenseits des Safe Space daher die bessere Alternative. 

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