Direkt zum Inhalt
Wird die gleichgeschlechtliche Ehe zur Grundvoraussetzung für EU-Beitritt?
Rubrik

Homo-Ehe in der Ukraine? Wird die gleichgeschlechtliche Ehe zur Grundvoraussetzung für EU-Beitritt?

ms - 11.07.2022 - 11:30 Uhr

Inmitten der Kriegswirren fordern nun verschiedene LGBTI*-Aktivisten in einer Petition die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in der Ukraine – bisher ist es dort für Homosexuelle nicht möglich, zu heiraten oder eine eingetragene Lebenspartnerschaft einzugehen. Binnen kurzer Zeit kamen über 25.000 Unterschriften für die Forderung zusammen, die jetzt an Präsident Wolodymyr Selenskyi übermittelt worden ist. Die Direktorin von Amnesty International Ukraine, Oksana Pokalchuk, erklärte dazu: „Ein herausragender Sieg für die ukrainische LGBTI*-Community. Die Petition zur Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen hat über 25.000 Unterschriften erreicht - jetzt muss Präsident Selenskyi darauf reagieren. Es ist ein kleiner Schritt, aber er ebnet den Weg für die notwendigen Gesetzesänderungen. Die Gleichstellung der Ehe ist in der Ukraine längst überfällig und hat angesichts der russischen Invasion noch an Bedeutung gewonnen. Viele LGBTI*-Menschen setzen sich für die Ukraine ein, aber wenn sie sterben, können ihre Partner kein Erbe erhalten und sie nicht einmal beerdigen.“

25.000 Ukrainer fordern Präsident Selenskyi zum Handeln auf

Die Lage für homosexuelle und queere Menschen hat sich in den letzten zehn Jahren vor Ausbruch des Krieges zwar schrittweise in der Ukraine langsam verbessert, noch immer ist gerade aber auch Homosexualität in weiten Teilen der Gesellschaft tabuisiert. Immer wieder erlebten LGBTI*-Verbände wie beispielsweise die Organisatoren des Pride in der Hauptstadt Kiew massive verbale und physische Angriffe. Trotzdem waren vor Ausbruch des Krieges zuletzt im Jahr 2021 rund 7.000 Teilnehmer beim Pride in Kiew mit dabei. Seit 2014 gibt es in der Ukraine auch ein Diskriminierungsschutz aufgrund der sexuellen Orientierung. Trotzdem wurde immer wieder versucht, Themen rund um Homosexualität zu verbannen – noch im Jahr 2012 wurde ein entsprechender Gesetzentwurf zum “Schutz der Moral“ von der Regierung verabschiedet, der die Verbreitung von Informationen über Homo- und Bisexualität für Pressevertreter und Verlage unter Strafe stellt. Auch der Europarat warnte noch 2017 davor, dass in der Ukraine eine “deutliche Zunahme“ gewalttätiger Übergriffe auf Homosexuelle zu verzeichnen sei – mindestens sechs Menschen waren in den acht Jahren vor dem Ausbruch des Krieges aufgrund ihrer Homosexualität ermordet worden.

Bei allen Bemühungen, die Ukraine auch in die EU aufnehmen zu wollen, wird dabei auch von Seiten von LGBTI*-Aktivisten erklärt, dass ein solcher Schritt nur dann erfolgen kann, wenn sich das Land auch für die grundlegenden Menschen- und Minderheitenrechten der Union ausspricht, dazu gehören insbesondere auch die Gleichberechtigung von Homosexuellen. Der Direktor der europäischen LGBTI*-Organisation Forbidden Colours, Rémy Bonny, erklärte zu der aktuellen Petition so auch: „Die Ukraine hat sich für Menschenrechte, Demokratie und Europa entschieden. Ein erster, kleiner, aber wichtiger Schritt zur Gleichstellung der Ehe in der Ukraine. Die Gleichstellung von LGBTIQ+ ist Teil der europäischen Normen und Werte!“ Eine Reaktion von Präsident Selenskyi auf die Petition gibt es bisher noch nicht.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Die digitale Gefahr

Gefährdungslage für Jugendliche

Corona ist längst vorbei, doch für LGBTIQ+-Jugendliche sind digitale Anfeindungen noch immer Alltag, vor allem auch sexuelle Attacken.
Neue Kritik an der FIFA

Appell von queeren Verbänden

Queere Verbände wollen nun mittels einer Petition die Fußballmeisterschaft 2034 in Saudi-Arabien verhindern und rufen zum Boykott auf.
Späte Rache

High Noon im Lehrerzimmer

Rache wird am besten kalt serviert? Das dachte sich wohl eine ehemalige lesbische College-Schülerin, die sich nun für den Job ihres Peinigers bewirbt.
Keine Lust auf Jobs vor Ort

Gen-Z setzt besondere Prioritäten

Streaming während der Arbeitszeit im Home Office? Für die junge queere Generation denkbar - aber auch sinnvoll oder nicht?! Experten sind sich uneins.
Schwulen Rückenansichten

Amüsante Spekulationen in den USA

Amüsante Spekulationen: Die US-Presse fragt sich derzeit, ob in Caspar David Friedrichs Bildern eine homoerotische Komponente mitschwingt.
Bedenken bei E-Patientenakte

Kritik von LSVD+ und Aidshilfe

Ende April kommt die E-Patientenakte bundesweit. Bedenken aus der queeren Community wurden kaum ausgeräumt, so LSVD+ und Hamburger Aidshilfe.
Forderungen an die EU

Pride-Verbot in Mitteleuropa

Wann und wie reagiert die EU auf das Pride-Verbot in Ungarn? Mehrere EU-Parlamentarier fordern jetzt ernsthafte Konsequenzen seitens der EU.
Neue Fälle der Dating-Masche

Opfer aus Hessen und Österreich

Erneut wurden zwei Schwule Opfer der Dating-Masche, die mutmaßlichen Täter sind junge Männer. Die Taten geschahen in Wiesbaden und Wien.
"Wir verlieren dadurch an Akzeptanz"

Kritik von Valerie Wilms

Die vermutlich erste trans* Frau im Deutschen Bundestag, Valerie Wilms, übt Kritik am Selbstbestimmungsgesetz sowie an den Grünen.