Hoffnung für schwule Afghanen? Eine Einreise nach Deutschland soll für homosexuelle Afghanen „bald“ wieder möglich sein!
Für homosexuelle Afghanen gibt es aktuell ein wenig neue Hoffnung – das Auswärtige Amt erklärte jetzt, dass „bald“ wieder über das neue Bundesaufnahmeprogramm gefährdete Menschen aus Afghanistan nach Deutschland einreisen dürfen. Einen konkreteren Zeitplan abseits des erklärten „bald“ wurde nicht bekanntgegeben.
Systematische Jagd auf Homosexuelle
Das im Herbst 2022 gestartete und zwischendurch gestoppte Aufnahmeverfahren soll allerdings baldmöglichst wieder anlaufen, so ein Sprecher des Ministeriums weiter. Über ein Jahr lang hatte die Bundesregierung nichts unternommen, um nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 besonders gefährdeten Menschen vor Ort zu helfen.
Nebst Regimekritikern gehören dazu vor allem auch homosexuelle Männer, die systematisch inzwischen wieder gejagt, gefoltert und ermordet werden. Die Taliban durchsuchen dabei schrittweise ganze Dörfer, um Schwule ausfindig zu machen. Seit vergangenem Jahr gibt es auch bereits eigene Gefängnisse für Homosexuelle. Nach Informationen direkt vor Ort sollen allein in einem solchen, ehemaligen Militärgefängnis inzwischen über 800 homosexuelle Menschen ermordet worden sein.
Hunderte Homosexuelle warten auf die Ausreise
Kaum angelaufen, war das Bundesaufnahmeprogramm im März dieses Jahres wegen Sicherheitsbedenken wieder ausgesetzt worden. Mehrere Nichtregierungsorganisationen (NGO) sollen dabei Anträge ohne Überprüfung der Personen an die entsprechenden Behörden in Deutschland weitergereicht haben.
Nach Informationen des NDR warten derzeit insgesamt rund 14.000 gefährdete Menschen aus Afghanistan trotz Aufnahmezusage auf die Ausreise nach Deutschland, darunter auch eine dreistellige Anzahl von Homosexuellen. Bisher wurden gerade einmal ein gutes Dutzend von LGBTI*-Afghanen nach Deutschland ausgeflogen. Sie wurden in Bremen, Düsseldorf und Berlin untergebracht.
Deutsche Bürokratie bleibt weiterhin große Hürde
Nebst dem zwischenzeitlichen Aufnahmestopp gestaltet sich die deutsche Bürokratie nach wie vor als besonders große Hürde für gefährdete Schwule aus Afghanistan. Sowohl das Bundesinnenministerium wie auch das Auswärtige Amt müssen dem Antrag zunächst hintereinander zustimmen, nachdem dieser von NGOs eingereicht worden ist. Erst danach dürfen die betreffenden Personen das Land Richtung Pakistan verlassen, nur von dort fliegt die Bundesrepublik dann gefährdete Afghanen aus – allerdings auch das nur, wenn die betreffenden Personen alle Dokumente, Pässe und Ausreise-Visa vorzeigen können.