HIV-Diskriminierung Aidshilfe Köln: „Wir sind nicht mehr willkommen!“
Die Aidshilfe Köln beklagt einen besonderen Fall von Diskriminierung von Menschen mit HIV – Ausgangspunkt ist das Frauen- und Familienzentrum (FFZ) der Aidshilfe. Im Sommer dieses Jahres hatte das FFZ für Klientinnen und ihre Kinder im Rahmen einer Wochenendfahrt ein Tagungshaus in Nordrhein-Westfalen gebucht. Die Aidshilfe ging nun in die Planungen für das kommende Jahr und bekam daraufhin eine Absage der Tagungsstätte, die das Team der Aidshilfe „fassungslos“ macht.
Wir sind nicht mehr willkommen!
Der zuständige Leiter der Einrichtung soll demnach nach Auskunft der Aidshilfe Köln in einer Antwort-Mail die Zusammenarbeit für beendet erklärt haben. Begründung: „Ich habe nach eurer letzten Veranstaltung bei uns viele Gespräche mit meinen Mitarbeitern und der Familie geführt und bin — auch wenn du mir versichert hast, dass es kein Risiko gibt — zu dem Entschluss gekommen, dass mit diesem Schritt alle beruhigter sind.“ Die Aidshilfe Köln dazu: „Wir sind nicht mehr willkommen!“
Unkenntnis über HIV
Rückblickend habe sich dabei bereits vor Ort gezeigt, dass der Leiter des Hauses offenbar ein Problem mit HIV-positiven Menschen habe. Bei der Ankunft soll er so die Frauen gefragt haben, ob denn alle HIV hätten und wie es mit dem Ansteckungsrisiko aussehen würde. Eine Kollegin des FFZ habe den Mann daraufhin zum Thema aufgeklärt und erklärt, dass unter erfolgreicher Therapie HIV nicht mehr übertragbar ist, vor allem nicht in Alltagssituationen. Dem Anschein nach scheint das den Leiter des Hauses und sein Team nur bedingt beruhigt zu haben, wie die jetzt erfolgte Absage für 2024 nahelegt.
Diskriminierung bleibt Alltag für HIV-Positive
Die Aidshilfe Köln attestiert, dass dieser Fall einmal mehr zeige, dass HIV-positive Menschen nach wie vor mitten in Deutschland und überall im Alltag mit Diskriminierungserfahrungen rechnen müssen. Man habe den Vorfall auch inzwischen an die Anti-Diskriminierungsstelle der Deutschen Aidshilfe gemeldet, erklärte Jacob Hösl vom Vorstand der Aidshilfe in Köln.
„Wir merken vermehrt, dass Menschen mit HIV in immer mehr Bereichen des Lebens negative Erfahrungen machen müssen, weil Personen meinen, sie würden sich einem Infektionsrisiko aussetzen. Wir müssen eher mehr aufklären, damit sich diese Ängste auflösen“, so Oliver Schubert, Geschäftsführer der Aidshilfe Köln, zu dem jüngsten Vorfall.
HIV-Lage in Köln
In der Domstadt haben 2022 insgesamt 174 Menschen ein positives HIV-Testergebnis erhalten, ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr, begründet auch durch neue HIV-Meldungen von Flüchtlingen aus der Ukraine, die inzwischen in Deutschland leben, so die Aidshilfe zu den aktuellen Zahlen. Die Beratungs- und Testangebote der Checkpoints besuchen dabei jährlich bis zu 5.000 Personen, die 10.000 Tests zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen machen.