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Hetze gegen Homosexuelle
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Hetze gegen Homosexuelle Verschlechtert sich die Lage für Schwule im nächsten westafrikanischen Land?

ms - 24.06.2024 - 10:00 Uhr

Im westafrikanischen Staat Benin ist Homosexualität legal, aber wird dennoch in weiten Teilen der Gesellschaft bis heute tabuisiert. Jetzt mehren sich die Befürchtungen, dass das Land ähnlich wie andere afrikanische Länder, allen voran Uganda, zeitnah neue Gesetze einführen könnte, die Schwule und Lesben gezielt kriminalisieren. Einen ersten Vorstoß unternahm jetzt der ehemalige Präsident des Landes, Boni Yayi. 

Aufruf zu Hass-Kampagnen

Yayi ist bis heute Vorsitzender der Demokratischen Partei und Ehrenbürger von Montreal – sein Wort findet auch nach seiner zehnjährigen Amtszeit als Präsident noch viel Gehör unter den rund 13,5 Millionen Einwohnern im Land. Via Facebook verteufelte der 71-Jährige jetzt Homosexualität, begleitet von Bibelpassagen aus Levitikus, in denen Sodom und Gomorra erwähnt werden. Darüber hinaus rief er seine Landsleute dazu auf, Anti-Homosexuellen-Kampagnen ins Leben zu rufen und sich unnachgiebig gegenüber der gesamten LGBTI*-Community zu zeigen. 

Fragile Lage für junge Homosexuelle

Die Lage für Homosexuelle ist bis heute eine ziemlich fragile im Land, wie die LGBTI*-Organisation All-Out erklärt: „Die LGBTI*-Community in Benin stellt einen wichtigen Teil der Jugend des Landes dar und ist oftmals verschiedenen Angriffen ausgesetzt. Obwohl sie Staatsbürger sind und in den Genuss der verfassungsmäßigen Rechte und Menschenrechtskonventionen kommen, wurden von der beninischen Regierung unter der Führung von Präsident Patrice Talon keine Entscheidungen oder Erklärungen zugunsten der Gemeinschaft abgegeben.“

Eine der wenigen Anlaufstationen für schwule Jugendliche, die zu Hause nicht mehr willkommen sind, ist der Hirondelles Club. Seit rund vier Jahren unterstützt das ehrenamtliche Team LGBTI*-Menschen, rund 400 Personen aus Benin betreute das Zentrum bis heute – bei gerade einmal zwanzig Unterbringungsplätzen. Inzwischen hat die NGO-Einrichtung internationale Zweigstellen in Togo, Burkina-Faso und Niger.

Gründer Luc Agblakou gegenüber Erasing 76 Crimes: „Die Organisation wurde gegründet, nachdem ein Vater seinen Sohn ermordet hatte, weil er erfahren hatte, dass er schwul ist. In Benin gibt es genauso viel Homophobie wie anderswo in Westafrika, obwohl sie nicht kriminalisiert wird. Die große Mehrheit der Beniner ist homophob, Gewalt und Lynchmorde sind an der Tagesordnung.“

Worte mit fataler Wirkung

Die Gefahr sei daher groß, dass die Worte des ehemaligen Präsidenten ihre fatale Wirkung nicht verfehlen, besonders bei stark religiösen Menschen: „Die Mehrheit der Bevölkerung in Benin ist religiös, aber ich möchte darauf hinweisen, dass Evangelikale und Muslime LGBTI*-Menschen gegenüber am feindlichsten eingestellt sind. Religiöse Führer sind auch einflussreiche Meinungsführer in der Bevölkerung, die sie als Vertreter Gottes auf Erden sehen. In Moscheen und evangelikalen Tempeln wird viel über Homophobie gepredigt.“

Die Forderung von All-Out ist daher klar: „Vor diesem Hintergrund ist es von größter Bedeutung, dass die beninischen Behörden sofortige Maßnahmen ergreifen, um die verfassungsmäßigen Rechte von LGBTÍ*-Personen zu gewährleisten und den ehemaligen Präsidenten Dr. Boni Yayi zur Ordnung zu rufen.“ Konkret wünscht sich der LGBTI*-Verband zusammen mit Partnerorganisationen in Benin zudem eine klare Politik zum Schutz von LGBTI*-Personen in der Republik und mehr Engagement der Regierung für den sozialen Zusammenhalt und die Achtung der Rechte von Homosexuellen. 

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