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Hassverbrechen in Österreich

Hassverbrechen in Österreich Landeskriminalamt Steiermark appelliert an weitere Opfer, sich zu melden – mindestens 17 schwule Männer waren von einem Mob schwer misshandelt worden

ms - 09.04.2025 - 10:00 Uhr
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Die Staatsanwaltschaft Graz hat jetzt mitgeteilt, dass dreizehn Tatverdächtige im Fall der Angriffswelle gegen homosexuelle Männer in Österreich weiter in Untersuchungshaft bleiben. Die mutmaßlichen Täter waren Ende März festgenommen worden, weil sie mittels der Dating-Masche Schwule zu Treffen an abgelegenen Orten gelockt haben, um sie dort auszurauben und schwer zu misshandeln. Die Brutalität der Taten schockt bis heute weit über die Staatsgrenzen hinaus die Community. Die Polizei richtet sich derweil jetzt mit einem Appell an weitere Opfer. 

Grausame Details 

Inzwischen hat die Polizei weitere Details zu den Vorgängen bekannt gegeben: Die Opfer wurden demnach immer wieder geschlagen, erniedrigt und sehr schwer misshandelt. Unter anderem zwang man die Männer überdies, Familienangehörige und Freunde anzurufen und ihnen intime Details über ihre Sexualität zu erzählen. Sie wurden als pädophil und pädosexuell beschimpft, beides entspricht nach Aussage des stellvertretenden Polizeichefs des Bundeslandes Steiermark, Joachim Huber, in keinem einzigen Fall der Wahrheit. Die Täterbande wurde von Fall zu Fall dabei offenbar immer brutaler, die Misshandlungen der schwulen Männer wurden gefilmt und in Online-Gruppen hochgeladen. Bisher sind der Polizei 17 homosexuelle Opfer bekannt, die Ermittler gehen davon aus, dass es weitere Misshandlungen gegeben hat, die Betroffenen aber bisher aus Angst und Scham schweigen. Nach Angaben der Behörden handele es sich klar um „schwerste Hasskriminalität“, systematisch sei Jagd auf schwule Männer gemacht worden. 

„Spaß an roher Gewalt“

Die Polizei war den Tätern durch Ermittlungen im Rahmen von Raubüberfällen im Umland der Stadt Graz auf die Spur gekommen. Ende März kam es dann zu bundesweiten Razzien, rund 400 Einsatzkräfte waren bei den 23 Hausdurchsuchungen vor Ort. Die Polizei nahm fünfzehn mutmaßliche Täter fest, zwölf Männer und drei Frauen im Alter zwischen 14 und 26 Jahren. Neben Hassverbrechen steht in einem Fall sogar der Verdacht eines Mordversuchs im Raum. Bei den Durchsuchungen fanden die Polizisten zwar auch NS-Devotionalien, von einem rechtsextremen Hintergrund gehen die Ermittler nach neustem Stand allerdings nicht mehr aus. 

Die Tatverdächtigen seien „ideologisch unterschiedlich veranlagt“, sie verbinde einzig „der Spaß an roher Gewalt“. Nach den bisher erfolgten Vernehmungen zeigen sich die Inhaftierten weitestgehend geständig, gleichzeitig betonen die Ermittler, dass es so gut wie keine Anzeichen von Reue gibt. Nach den Auswertungen der Chatverläufe und der Sichtung der Videos von den Taten verstärkte sich zudem inzwischen die Annahme, dass die Gewaltakte von langer Hand geplant worden sind. In dieser Woche hat sich die Polizei nun erneut an die schwule Community gewandt, das Landeskriminalamt Steiermark bittet um Hinweise und ermutigt weitere Opfer, sich zu melden unter der Telefonnummer 059133/60-3333 oder direkt per E-Mail (LPD-ST-LKA-AG-VENATOR@polizei.gv.at).

Besondere Dimension der Verbrechen

Die LGBTIQ+-Gruppe der Menschenrechtorganisation Amnesty International, Queeramnesty, verurteilte die Taten aufs Schärfste: „Was schockiert ist nicht nur die perfide und detailreich geplante Welle der Gewalt, die offenbar geworden ist, sondern auch oder noch viel mehr der dahinter liegende Hass. Wir haben es nicht mit zufälligen Einzeltäter*innen zu tun, sondern mit einem strukturellen Problem der Gewalt gegen LGBTQIA+ Menschen,“ so Aktivistin Mariam Vedadinejad. 

Die Organisation befürchtet dabei, dass die Dimension dieser Verbrechen vielen Menschen noch immer nicht bewusst ist: „Der mediale Aufschrei – und ebenso der in der Gesellschaft – ist bereits nach einem Wochenende mehr oder weniger verebbt. Wie kann das sein? Sind wir nicht mehr in der Lage, die Dimension zu erfassen, die hinter diesen Kriminalfällen steht? In diesem Fall: Ist uns bewusst, dass dies nicht ´einfach nur´ Verbrechen sind, sondern eine Entwicklung in der Gesellschaft, bei der es um einen Angriff auf die ´Anderen´ geht, weil sie ´anders´ sind? Diese Verbrechen sind kein abstraktes Problem, sondern sie sind ein direkter Angriff auf die Menschenwürde und die fundamentalen Rechte, für die wir jeden Tag kämpfen. Hassverbrechen wachsen dort, wo Menschen schweigen.“  

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