Grindr-Masche in Irland 24-jähriger mutmaßlicher Täter steht vor Gericht
Die sogenannte Grindr-Masche greift weiter um sich – sowohl in den USA wie auch in Europa werden immer mehr Fälle publik, in denen schwule Männer mittels einer Dating-App in eine Falle gelockt und ausgeraubt werden, auch in Deutschland. Der neuste Fall ereignete sich in Irland. Hier konnte die Polizei einen Fahndungserfolg verzeichnen.
Todesdrohungen mit dem Messer
Vor Gericht in Dundalk muss sich seit dieser Woche der 24-jährige Michael Quinn aus Dublin verantworten, der im Sommer 2023 drei homosexuelle Männer über Grindr angeschrieben und mit ihnen ein Sex-Treffen vereinbart haben soll. Beim eigentlichen Treffen soll der gutaussehende Angeklagte dann in allen drei Fällen äußerst brutal vorgegangen sein.
Im ersten Fall besuchte der junge Täter sein späteres Opfer zuhause – im Schlafzimmer soll der 24-Jährige dann eine Waffe gezogen und den schwulen Mann bedroht haben. Er schneide ihn von „einem Ohr zum anderen auf“, wenn er nicht tue, was er sage, so die Drohung von Quinn laut Aussage des Ermittlers Sergeant Mick Sheridan. Gemeinsam fuhren sie daraufhin zum Geldautomaten, um dort Geld abzuheben – in letzter Sekunde konnte das Opfer fliehen und Hilfe alarmieren, der junge Täter flüchtete mit dem Auto, der Geldbörse und zwei Smartphones. Das Auto wurde kurz darauf aufgefunden, der mutmaßliche Täter hatte damit einen Unfall gebaut.
Ein anderes Mal soll sich der 24-Jährige in einer dunklen Gasse mit seinem Opfer getroffen haben – abermals drohte er dabei offenbar mit einem Messer und fügte dem schwulen Mann Schnittverletzungen im Gesicht und an den Ohren zu. Bei dem Überfall erbeutete der Täter erneut ein Smartphone.
Im dritten Vorfall fand das Treffen in einem Auto statt, das der Fahrer in einer Sackgasse geparkt hatte. Abermals soll der 24-Jährige sein Messer gezückt und Geld gefordert haben. Der schwule Mann konnte aber aus seinem Auto fliehen und um Hilfe rufen – der Täter flüchtete daraufhin ohne Beute und schrie zuvor seinem Opfer noch zu: „Du bist tot!“
Freiheitsstrafe ist sicher
Vor Gericht muss sich Quinn nun des zweifachen Raubes und des versuchten Raubs verantworten – er hat sich inzwischen in allen drei Punkten schuldig bekannt. Das Urteil soll Mitte Januar veröffentlicht werden, so lange bleibt er in Untersuchungshaft. Der 24-Jährige ist in Irland bereits wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung, Einbruch und Diebstahl verurteilt worden. In England hatte er zuletzt seit 2019 fünfeinhalb Jahre wegen Raubes im Gefängnis verbracht. Sein Verteidiger Stephen Faulkner erklärte, sein Mandant habe in seiner Kindheit ein Trauma erlitten, als sich die Eltern in jungen Jahren hatten scheiden lassen. Richterin Dara Hayes betonte indes, es werde definitiv zu einer Freiheitsstrafe kommen.
Lebenslange Schäden bei den Opfern
Vor Gericht hatten die drei Opfer erklärt, dass sich ihr Leben seit den Überfällen radikal verändert habe. Das erste Opfer berichtete so beispielsweise: „Ich dachte mir, warum nicht diesen netten Typen treffen? Ich habe ja nichts zu verlieren. Ich habe mich sehr, sehr getäuscht. Er hat mir die Liebe zum Leben, mein Selbstvertrauen und meine Unabhängigkeit genommen. Mein Leben hat sich für immer verändert. Ich habe noch immer Schlafstörungen und Angstzustände. Bei dem Versuch eines neuen Dates war ich wie gelähmt. Ich esse bis heute kaum etwas. Die ersten Wochen habe ich mich nicht einmal mehr aus meiner Wohnung getraut. Ich glaube nicht, dass ich jemals darüber hinwegkommen werde.“
Ähnliches beschrieben auch die zwei anderen Opfer – einer erklärte, es sei die „schrecklichste Erfahrung“ seines Lebens gewesen. Es fühle sich wie Verrat innerhalb der eigenen Community an. Das dritte Opfer gab zu Protokoll: „Es ist schwer zu beschreiben, wie tief es mich getroffen hat. Als er das Messer hervorholte, änderte sich alles, und mein Leben wurde auf den Kopf gestellt. Jeder Atemzug fühlte sich an wie mein letzter. Ich wusste nicht, ob ich es lebendig schaffen würde. So etwas habe ich noch nie erlebt. Es hat Wunden hinterlassen, die tiefer sind, als man sehen kann. Ich lebe mit ständigen Ängsten. Alltägliche Dinge erfüllen mich jetzt mit Angst und Schrecken. Ich schäme mich und es ist mir peinlich. Ich habe das Gefühl, dass ich nie aufhören kann, über meine Schulter zu schauen. Es ist schwer, Menschen überhaupt noch zu vertrauen.“