Gratiskondome gegen STI Gonorrhö, Chlamydien und Syphilis auf dem Vormarsch
In Europa sind Geschlechtskrankheiten mit kurzen Unterbrechungen seit Jahren auf dem Vormarsch, insbesondere dabei Gonorrhö, Chlamydien und Syphilis – ein Hotspot dabei ist Frankreich. Die Corona-Pandemie konnte mit ihren Kontaktbeschränkungen den Siegeszug der bakteriellen Erkrankungen zwar kurzzeitig verlangsamen, Medizinier befürchten nun aber spätestens ab diesem Jahr wieder einen starken Anstieg, ähnlich wie das beispielsweise auch in den USA bereits zu verzeichnen ist.
Gratiskondome für junge Menschen
Frankreich hat in einem ersten Schritt darauf reagiert, seit einer guten Woche gibt es Kondome für alle jungen Menschen unter 26 Jahren kostenfrei. Präsident Emmanuel Macron nennt die neue Politik eine "kleine Revolution bei der Prävention" – ein dringend notwendiger Schritt, nachdem die Infektionszahlen in Frankreich zuletzt binnen eines Jahres um 30 Prozent angestiegen sind. In der Europäischen Union beziehungsweise dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) ist die Anzahl der gemeldeten Geschlechtskrankheiten (STI) in den vergangenen Jahren ebenso stetig gestiegen (ECDC), auch wenn die Verläufe von Land zu Land durchaus unterschiedlich sind.
Junge Menschen am meisten betroffen
Die am stärksten betroffene Altersgruppe europaweit wie auch in Frankreich sind zumeist junge Menschen bis zu 34 Jahren. Bei der Gonorrhö wurden die meisten Fälle in Frankreich, Spanien und den Niederlanden verzeichnet. Bei den Chlamydien-Infektionen ist ebenso ein Anstieg zu verzeichnen, auch wenn es keine EU-weiten Daten gibt. Ähnlich wie in Amerika bereit derzeit die Syphilis den Medizinern am meisten Sorge, zum einen, weil die Fälle wieder stark ansteigen, zum anderen, weil die Erkrankung lange unerkannt bleiben und dann zu massiven Schädigungen im Gehirn sowie am Nervensystem führen kann.
Bessere Sexualkundeaufklärung
Nebst dem Gratisangebot von Kondomen will Frankreich auch im Bereich Bildung mehr leisten, wie Präsident Macron bekräftigte. Lehrer müssten besser in puncto Sexualkundeunterricht fortgebildet werden. Ähnlich wie in Deutschland wird zwar auch in Frankreich seit Jahrzehnten Sexualkundeunterricht angeboten, zumeist werden dabei aber nur oberflächlich oder unzureichend und vor allem nicht landesweit flächendeckend auf Geschlechtskrankheiten und mögliche Übertragungswege eingegangen. Das will die französische Regierung jetzt ändern, Gesundheitsminister Pap Ndiaye betonte, eine bessere Aufklärung über sexuell übertragbare Krankheiten sei eine "Pflicht des öffentlichen Gesundheitswesens".