Direkt zum Inhalt
Geschlechterfrage

Geschlechterfrage Gleichstellungsministerin Bjerre stellt sich Fragen zur Trans-Debatte

ms - 19.02.2024 - 12:00 Uhr
Loading audio player...

Dänemarks Gleichstellungsministerin Marie Bjerre von der liberalkonservativen Partei Venstre hat nun während einer Parlamentssitzung Stellung zur umstrittenen Frage nach Geschlechtern und Trans-Rechten bezogen. Ungewohnt deutlich erklärte die führende Politikern dabei, es gibt nur zwei Geschlechter und niemand könne sein biologisches Geschlecht ändern.

Paradigmenwechsel der Regierung

Mit Blick auf Trans-Personen betonte Bjerre zudem: „Trans-Männer sind keine biologischen Männer. Transfrauen sind keine biologischen Frauen.“ Männer blieben dabei immer biologische Männer, Frauen immer biologische Frauen. Zudem verwehrte sich die 37-Jährige gegen ein „bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht“. Das Geschlecht eines Menschen werde nicht zugewiesen, sondern schlicht nach der Geburt festgestellt, so Bjerre. Zuletzt betonte sie noch ihre Definition einer Frau: Ein weibliches, erwachsenes, menschliches Wesen.

Die dänische Presse geht davon aus, dass Bjerre dabei im Namen der Regierung spricht, ein Alleingang der Ministerin scheint äußerst unwahrscheinlich. In den letzten Wochen war es immer wieder zu Aufforderungen an Parlamentarier gekommen, wie sich die Regierung zu diesen umstrittenen Fragen nun positioniert. Mit den jüngsten Aussagen von Bjerre wird ein Paradigmenwechsel der dänischen Regierung erwartet.

Andere Parteien schlossen sich inzwischen dem Statement der Gleichstellungsministerin an. Sólbjørg Jakobsen von der Liberalen Allianz bekräftigte so beispielsweise auch, dass es zwei biologische Geschlechter gebe, man müsse der kleinen Gruppe von Menschen, die sich keinem der beiden Geschlechter zuordnen können, dabei mit Verständnis begegnen, allerdings ohne zu bekräftigen, dass das Geschlecht ein soziales Konstrukt sei.

Verbot von Geschlechtsumwandlungen

Dänemark geht dabei den neuen eingeschlagenen politischen Kurs im Bereich Trans klar weiter, bereits im Sommer des letzten Jahres hatte das dänische Gesundheitsministerium erklärt, dass Geschlechtsumwandlungen bei Kindern und Jugendlichen vollständig verboten werden. Im Jahr 2018 wurde bei 65 Prozent aller Minderjährigen, die sich selbst als trans definierten, eine operative Geschlechtsumwandlung vorgenommen – im Jahr 2022 waren es nur noch sechs Prozent. Mit dem Verbot dürften die Zahlen weiter fallen. Dem Beispiel folgte zuletzt auch Norwegen, dass inzwischen ebenso Geschlechtsumwandungen bei Kindern verboten hat.

In Dänemark regieren die Sozialdemokraten gemeinsam mit der liberal-konservativen Partei Venstre und der sozialliberalen Partei Moderaterna. Die Koalition unter der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen beschreitet allerdings in vielen Aspekten einen komplett anderen Kurs als die SPD sowie die Ampel-Koalition in Deutschland. Immer wieder sorgte so auch der strenge Kurs gegen Migranten in Dänemark für Gesprächsstoff.

Dänemark gilt bis heute als Vorreiter für Rechte von Homosexuellen: Bereits 1933 entkriminalisierte das Land gleichgeschlechtliche Beziehungen, 1955 wurde die älteste Schwulenbar der Welt dort gegründet, seit 1989 sind eingetragene Partnerschaften legalisiert, seit 2009 ist die Adoption von Kindern möglich, im Jahr 2012 schließlich folgte die gleichgeschlechtliche Ehe, die auch in der Kirche vollzogen werden darf.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Opfer mit Böller angegriffen

Verdächtige 16 und 18 Jahre alt

Vor zwei Monaten kam es im Hamburger Stadtpark zu einem schwulenfeindlichen Angriff. Zwei Brüder wurden nun als Hauptverdächtige festgenommen.
Bilanz ESC 2025

Mehrwert für die Schweiz

Die Schweiz zieht ein positives Fazit über den ESC 2025 in Basel: Die Kassen klingelten und das Image hat sich deutlich verbessert.
Schwules Paar überfahren

Homophober Angriff in London

Mordprozess in London: Am Weihnachtsabend 2024 raste ein 30-Jähriger in eine Menschenmenge, darunter ein schwules Paar. Ein Mann starb dabei.
Lügen vor Millionenpublikum

Anti-LGBTIQ+-Rhetorik von rechts

In der „Tucker Carlson Show“ mit dem rechten Aktivisten Milo Yiannopoulos entlud sich wieder einmal eine Welle LGBTIQ+-feindlicher Rhetorik.
Lynchversuch an Universität

Student in Uganda angegriffen

Eine Gruppe homophober Studenten versuchte an der größten Universität in Uganda einen Kommilitonen zu ermorden. Jetzt hat der Fall erste Konsequenzen.
Neue Vorwürfe in England

Homophobie unter Polizisten

Erneut steht die britische Polizei in der Kritik: Verschleppte sie die Aufklärung von Raubüberfällen auf Schwule aufgrund von Homophobie?
Italiens neue Zensur

Verbotspläne schreiten voran

"Gott, Vaterland und Familie“: Nur Sexualkunde und LGBTIQ+ soll es an vielen Schulen Italiens bald nicht mehr geben, beschlossen die Parlamentarier.
Jugend unter Druck

Psychische Probleme stark vertreten

Viele queere Jugendliche haben Zukunftsängste, neuerdings auch mit Blick auf die Spaltung der Gesellschaft. Details offenbart eine neue Studie.