Gedenkstunde im Bundestag Queer-Beauftragter Lehmann betont zur Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus die heutige Vielfältigkeit in Deutschland
Der Deutsche Bundestag gedenkt zur Stunde der Opfer des Nationalsozialismus. Neben der Holocaust-Überlebenden Eva Szepesi spricht auch Sportjournalist Marcel Reif, dessen Vater die Shoah überlebte. Zu Beginn der Gedenkstunde sprach bereits Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. Ebenso zu Wort meldete sich schriftlich der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, sowie auch der Lesben- und Schwulenverband Deutschland.
Ein Recht auf ein Leben ohne Diskriminierung
Lehmann erklärte: „Kein Mensch in unserem Land darf jemals um die eigene Sicherheit fürchten müssen, weil er einer Gruppe angehört, gegen die sich menschenfeindliche und mörderische Ideologien richten. Alle Menschen haben ein Recht auf ein Leben ohne Diskriminierung. Dieses Recht ist unverzichtbar, unteilbar und unveräußerlich, so regelt es unser Grundgesetz. Deutschland 2024, das ist ein Land der Vielfalt: Jüdinnen und Juden, Musliminnen und Muslime, Sinti und Roma, Schwarze Menschen, Menschen mit Einwanderungsgeschichte, Menschen mit Behinderungen, queere Menschen. Sie alle gehören untrennbar zur pluralen Bundesrepublik.“
Dabei betont der Queer-Beauftragte auch die besondere Verpflichtung, die aus der Geschichte und dem Gedenktag für die aktuelle Ampel-Regierung erwachse – so müsse die Arbeit gegen jede Form von Ausgrenzung und Diskriminierung verstärkt vorangebracht werden. Zudem sagte Lehmann: „Wir verurteilen die menschenverachtenden Deportations- und Vertreibungspläne, die von Rechtsextremisten wieder geplant werden und rufen gemeinsam dazu auf, die in der gegenwärtigen Situation erschreckend angestiegenen antisemitischen, antiziganistischen, antimuslimischen, rassistischen, queerfeindlichen oder durch andere menschenfeindliche Ideologien motivierten Straftaten konsequent zu ahnden.“ In den letzten Jahren sind so die Fälle von Hasskriminalität gegen LGBTI*-Menschen immer weiter in Deutschland angestiegen.
Keine Verfolgung von Menschen
Auch der Lesben- und Schwulenverband Deutschland betont, wie wichtig gerade jetzt der Einsatz gegen Hass und Hetze ist. Henny Engels aus dem Bundesvorstand: „Rechtsextremer Terror und Hasskriminalität gegen lesbische, schwule, bisexuelle, trans*- und intergeschlechtliche sowie weitere queere Menschen nehmen seit Jahren zu. Diese Entwicklungen sollten alle Demokrat*innen beunruhigen, denn die Verteidigung von Minderheitenrechten ist ein Grundstein der Demokratie. Gedenken an das Verfolgungsregime des Nationalsozialismus ist jeden Tag. Die massenhafte Verfolgung von Menschen in Deutschland darf nie wieder Realität werden, woran uns der Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Wir dürfen angesichts des Rechtsrucks nicht in einer gesellschaftlichen Schockstarre verharren, sondern müssen aktiv und laut für den Schutz von Menschenrechten eintreten.“
Der Gedenktag wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt und findet jährlich rund um den 27. Januar statt in Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Armee der Sowjetunion am 27. Januar 1945. Zwischen 1935 und 1944 wurden rund 50.000 homosexuelle Männer aufgrund des Paragrafen 175 verurteilt, etwa 10.000 Schwule kamen in NS-Konzentrationslager.