Freispruch! Tränen der Erleichterung nach Urteilsspruch in London bei Kevin Spacey
Der schwule Hollywood-Schauspieler und zweifache Oscarpreisträger Kevin Spacey („American Beauty“, „Die üblichen Verdächtigen“) wurde gestern an seinem 64sten Geburtstag auch im finalen Prozess in London am Southwark Crown Court in allen Anklagepunkten freigesprochen – zuvor hatten sich die Ankläger offenbar immer wieder in Widersprüche verwickelt.
Demütig und dankbar
Nachdem die zwölf Geschworenen das Urteil gesprochen hatten, seufzte Spacey laut auf und brach danach in Tränen aus. Dankbar nickte er der Jury zu, bevor er den Gerichtsaal verließ. Auch in seinem kurzen Statement vor der Presse zeigte sich der Charaktermime tief bewegt: „Ich kann mir vorstellen, dass viele von Ihnen verstehen können, dass ich nach dem heutigen Tag viel verarbeiten muss. Aber ich möchte sagen, dass ich der Jury enorm dankbar dafür bin, dass sie sich die Zeit genommen hat, alle Beweise und Fakten genau zu prüfen, bevor sie eine Entscheidung getroffen hat. Und ich bin demütig über den Ausgang heute.“
Einvernehmlicher Sex
Spacey wurde damit in allen Prozessen rund um angeblichen sexuellen Missbrauch an Männern freigesprochen. In London hatten zuletzt vier Männer behauptet, Spacey sei während seiner Zeit als Direktor des Old Vic Theaters in London zwischen 2001 und 2013 zwölf Mal übergriffig geworden. Spacey gab zwei Begebenheiten zwar grundsätzlich zu, darunter einmal Sex mit einem der Männer sowie „romantische Berührungen“ mit einem zweiten, erklärte aber, dass diese Begebenheiten in beidseitigem Einvernehmen stattgefunden hatten. Einer der Männer habe sich sogar bei ihm gemeldet und soll Geld von ihm erpresst haben – Spacey selbst habe das abgelehnt.
Cancel Culture ohne Beweise
Die ersten Vorwürfe gegen Spacey kamen 2017 auf und beendeten binnen kürzester Zeit seine internationale Karriere, noch bevor er selbst auch nur ein einziges Mal zu der Sache gehört worden war. Er wurde aus einem bereits fertigen Film rausgeschnitten und durch den Kollegen Christopher Plummer ersetzt, Netflix warf ihn trotz seiner Hauptrolle mit sofortiger Wirkung aus der bis dahin sehr erfolgreichen Serie „House of Cards“, während die Produzenten ihn auf 30 Millionen US-Dollar Schadenersatz verklagten.
Im Oktober 2022 war Spacey zuletzt vor einem New Yorker Gericht ebenso freigesprochen worden, nachdem ihn der Schauspieler Anthony Rapp beschuldigte hatte, ihn in den 1980er-Jahren belästigt zu haben – Rapp hatte sich auch im Prozess immer wieder in Widersprüche verwickelt und gab in einem Fall zu, direkt gelogen zu haben.
Schwuler Sex ist kein Verbrechen
Spaceys Anwalt Patrick Gibbs hatte jetzt in London erklärt, es sei kein Verbrechen, Sex zu mögen oder Gelegenheitssex zu haben, selbst wenn man eine berühmte Person sei. Zudem sei es kein Verbrechen, Sex mit jemandem des gleichen Geschlechts zu haben, so Gibbs weiter, denn „wir schreiben das Jahr 2023 und nicht das Jahr 1823“. Im Prozess in London hatten per Videoschaltung auch Popstar Elton John und sein Ehemann für Spacey ausgesagt. Spacey selbst hat zuletzt mehrfach betont, er hoffe im Falle eines Freispruchs dann wieder an seine Schauspielkarriere anknüpfen zu können.