Fatale Entscheidung in den USA Radikal und gefährlich: US-Regierung schließt die weltweit führende Einrichtung im Kampf gegen Geschlechtskrankheiten
Es ist ein radikaler Rückschritt im Kampf gegen Geschlechtskrankheiten (STI) in den Vereinigten Staaten von Amerika: Die US-Regierung hat das wichtigste Bundeslabor für STI kurzfristig und ohne jedwede Vorwarnung von einem Tag auf den anderen geschossen. Die Einrichtung ist eine von dreien weltweit, die zusammen mit den Kollegen in Australien und Schweden bisher alle STI-Ausbrüche untersucht und überwacht haben. „Wir sind jetzt blind“, so einer der leitenden Forscher des Labors des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zur gefährlichen Lage der Nation.
Wissenschaftler sind fassungslos
Es ist nicht neu, dass die Trump-Regierung gnadenlos und rigoros Einsparungen im Gesundheitsbereich vornimmt, beispielsweise auch im weltweiten Einsatz gegen HIV-Neuinfektionen. Nun aber tatsächlich eines der wichtigsten Labore weltweit zu schließen, lässt viele US-Wissenschaftler fassungslos und ratlos zurück, wie die New York Times berichtet. Die USA sind damit nicht mehr in der Lage, gefährliche STI wie beispielsweise medikamentenresistente Gonorrhoe zu erkennen oder zu überwachen – und das in einer Zeit, in der die Zahl der Geschlechtskrankheiten in den USA durch die Decke schießen.
Zuletzt waren 2,4 Millionen neue STI-Fälle binnen eines Jahres diagnostiziert worden, darunter allein 600.000 Fälle von Gonorrhoe – eine Million mehr als noch vor zwanzig Jahren. Gonorrhoe ist in den USA gegen fast alle verfügbaren Antibiotika resistent geworden, sodass es nur noch eine einzige Klasse von Antibiotika gibt, die die Krankheit überhaupt erfolgreich bekämpfen können – es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Brandmauer fällt, so Forscher der Harvard University in Zusammenarbeit mit dem Labor der CDC. Forschung gerade in diesem Bereich wäre also lebensrettend.
Entscheidung kam aus dem Nichts
Die kurzfristig jetzt gefeuerten 77 Wissenschaftler der CDC gehören zu den Besten ihrer Art, keine andere Einrichtung verfügte über mehr Fachwissen und mehr Daten. Die rund dreißig Kühlschränke sind derzeit voll mit weit über 1.000 Proben von Tripper und anderen sexuell übertragbaren Krankheitserregern, die nun keiner mehr bearbeitet. „Wir wurden einfach aus dem Nichts heraus abgeschaltet, es gab keine Vorwarnung. Es war völlig ungeplant und chaotisch. Wer auch immer das Labor final abgeschafft hat, versteht einfach nicht, wie wichtig das Labor ist“, so ein CDC-Mitarbeiter. Unklar ist auch, was mit dem gigantischen Laborarchiv nun geschehen soll, die weltweit größte Sammlung von STI-Erregern, ein enormer Wissensschatz.
Klar ist bereits jetzt, dass unter der Schließung vor allem auch die LGBTIQ+-Community in den USA leiden wird, die Fälle von STI sind hier überproportional vertreten. „Das ist ein großer Verlust. Wir können kein nationales Überwachungssystem ohne ein nationales Labor haben“, so Dr. Jenell Stewart, eine der leitenden STI-Expertinnen am Hennepin Healthcare in Minneapolis. Und Professorin Ina Park von der UCSF School of Medicine, eine der Koryphäen im Kampf gegen Syphilis, erklärte, sie sei zutiefst schockiert und fassungslos.