Eskalation bei Chicago Pride Pride-Teilnehmer griffen Polizisten an und randalierten im Gay-Viertel
In Chicago im US-Bundesstaat Illinois sorgt aktuell eine Massenverhaftung von Pride-Teilnehmern für Aufregung in der LGBTI*-Community – offenbar kam es zu massiven Ausschreitungen am späten Abend.
Ausschreitungen bei Pride-Feierlichkeiten
Nach bisherigen Informationen kam es am vergangenen Sonntag gegen halb zwei Uhr morgens im Stadtteil Lakeview zu ersten Verhaftungen, die 53. Chicago Pride-Parade war am frühen Nachmittag noch friedlich zu Ende gegangen. Offenbar heizte sich dann die Situation nach dem Ende des Marsches immer weiter auf, nach ersten Berichten über Schlägereien in einem Bus verstärkte die Polizei daraufhin massiv ihre Präsenz vor Ort und setzte dabei auch Polizeihubschrauber ein. Dabei eskalierten laut ABC7 Chicago die Pride-Feierlichkeiten am späten Abend immer weiter, Menschen sprangen auf Autos und warfen Flaschen nach der Polizisten. Schlussendlich ordnete die Polizei deswegen Massenverhaftung an.
Die Chicagoer Polizei erklärte inzwischen, insgesamt 53 Personen festgenommen zu haben, darunter auch neun Jugendliche, dabei wurden auch vier Schusswaffen sichergestellt. 24 Personen wurden inzwischen aufgrund verschiedener Vergehen angeklagt, darunter Körperverletzung, tätlicher Angriff, Widerstand oder Behinderung eines Beamten, Sachbeschädigung und illegaler Waffenbesitz.
Bürgerkriegsähnliche Zustände
Nach Angaben von CWB Chicago kam es dabei vor allem im Gay-Viertel Boystown in der North Side der Stadt zu „weit verbreiteten Kämpfen“, Schlägereien und Störungen. Das Szeneviertel gilt als eines der größten schwul-lesbischen Anlaufpunkte im Mittleren Westen der USA. Immer wieder kam es dabei wohl auch zu Auseinandersetzungen zwischen Pride-Teilnehmern und Polizisten, zahlreiche Videos von der Nacht kursieren inzwischen auf der Online-Plattform X. Die Szenen erinnern teilweise an bürgerkriegsähnliche Zustände, immer wieder ist zu sehen, wie die Polizei Menschen zu Boden wirft oder zur Seite schubst, andere Personen rennen offenbar panisch vom Tatort weg.
Anwohner berichteten ABC7, dass die Gesamtsituation „ziemlich wild“ war, ein anderer Zeuge und Pride-Teilnehmer zeigte sich schockiert von den Vorgängen: „Das hier ist etwas, das meiner Meinung nach dem, worum es hier insgesamt eigentlich beim Pride geht, schadet.“ Die Barbesitzerin Chris Karountzos bestätigte ebenso, dass nach der Pride-Parade das „pure Chaos“ ausbrach und sie schlussendlich mit ihren Mitarbeitern Holzplatten vor allen Fensterscheiben anbringen musste, um „die Leute davon abzuschalten, die Fenster einzuschlagen.“
Wo endet der Spaß?
Einige andere Pride-Teilnehmer fühlten sich offenbar im Gegenzug von der starken Polizeipräsenz provoziert: „Ich würde sagen, dass es bei der Pride gar keine Polizisten geben sollte. Die starke Polizeipräsenz hat den Geist der Pride zerstört“, so Pride-Besucher Ethan Schatz aus Lakeview. Barbesitzerin Karountzos erwidert indes: „Wir wollten ja alle Spaß haben. Ich denke aber, unsere Vorstellungen von Spaß gehen sehr weit auseinander. Das Verhalten war einfach unfair, da waren einige faule Äpfel unter den Feierenden!“
Stadtrat Bennett Lawson erklärte inzwischen, er sei sehr enttäuscht von den Ausschreitungen nach der Pride – die Stadt werde nun in den kommenden Wochen prüfen, wie derartige Eskalationen bei künftigen Pride-Events verhindert werden könnten.