Ein Jahr Queere Nothilfe Auch nach einem Jahr Krieg wird dringend noch Hilfe für LGBTI*-Flüchtlinge benötigt!
Am kommenden Freitag jährt sich zum ersten Mal der Kriegsbeginn in der Ukraine – bereits kurz nach Kriegsbeginn gründete sich in Deutschland das Aktionsbündnis Queere Nothilfe Ukraine, ein Zusammenschluss von rund 50 LGBTI*-Organisationen in der Bundesrepublik. Nach einem Jahr zieht das Bündnis eine erste Bilanz: Bisher konnten knapp eine Million Euro für homosexuelle und queere Menschen aus der Ukraine gesammelt werden, um damit bei Evakuierung, Flucht, Unterbringung und Versorgung zu helfen. Eine höhere Spendensumme ist bisher bei keiner anderen LGBTI*-Aktion zusammengekommen.
Weitere Hilfe dringend nötig!
Trotz des Spendenrekords stellt das Aktionsbündnis dabei klar: Nach einem Jahr ist weitere Hilfe so nötig wie vor einem Jahr. Ein Kernanliegen ist es dabei, die dringend benötigte Versorgung und Evakuierung queerer Menschen zu unterstützen, daher arbeitet das Bündnis auch mit über fünfzehn lokalen Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) vor Ort zusammen, beispielsweise dem KyivPride, der Gay Alliance Ukraine sowie auch lokalen Gruppen wie Sphere in Charkiw: „Zur dringend notwendigen Versorgung gehört die Grundversorgung mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Medikamenten wie Schmerzmitteln, aber auch Kleidung, Matratzen, Drogerie- sowie Hygieneartikel und Powerbanks oder Generatoren. In Kooperation mit Apotheker ohne Grenzen unterstützt die Queere Nothilfe Ukraine darüber hinaus bei der Beschaffung und Belieferung mit Hormonpräparaten für trans* Menschen und Gehhilfen“, so das Bündnis weiter.
Zudem finde auch Einzelfallhilfe statt – so bezahlte die Queere Nothilfe Ukraine zum Beispiel einem schwulen Paar ohne ukrainische Staatsangehörigkeit die Krankenversicherung, deren Nachweis für Ukraine-Flüchtlinge aus Drittstaaten notwendig ist, um ein Visum zu beantragen. Somit konnte das Paar schlussendlich doch ausreisen und nach Deutschland flüchten.
Tausende LGBTI*-Ukrainer brauchen Unterstützung
„Nach zwölf Monaten dürfte uns allen klar geworden sein, dass Geduld und Resilienz die wichtigsten Ressourcen sind, um diesen Krieg zu gewinnen. Die Spenden der deutschen Community tragen dazu bei, unsere Widerstandskraft zu stärken und für diese Solidarität sind wir sehr dankbar. Denn mit diesen Geldern unterstützen wir eine vulnerable Gruppe, die neben Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten oft eines besonderen Schutzes bedarf. Es sind Tausende, die in diesen dunklen Tagen hoffnungsvoll nach Deutschland blicken. Ihre Not dürfen wir nicht aus den Augen verlieren“, so Stanislav Mishchenko, Vorstandsmitglied bei KyivPride und Gründungsmitglied von Munich Kyiv Queer, einer Mitgliedsorganisation des Bündnis Queere Nothilfe Ukraine.
Medikamente und Kommunikation
Das Aktionsbündnis beteiligt sich zudem an Gemeinschaftsprojekten für eine schnelle und nachhaltige Hilfestellung für Betroffene. So finanzierte das Bündnis unter anderem auch 5.000 Erste-Hilfe-Sets zur Erst- und Nachversorgung nach Vergewaltigungen, um Vergewaltigungsopfer mit notwendigen Medikamenten zu versorgen. Mitfinanziert wurde auch der vom Queer Spaces Network in Prag initiierte LGBT Ukraine Chatbot, über den LGBTI*-Flüchtlinge schnell und zuverlässig Informationen zu Serviceangeboten auch in Deutschland erhalten können.
Versorgungsengpässe im Winter
“Wir haben viel erreicht, doch wir merken langsam, dass sich die Spendenbereitschaft erschöpft. Viele Menschen sind auch nach einem Jahr noch auf der Flucht und in Not. Hinzu kommen aktuell noch gefährliche Versorgungsengpässe mit Heizmaterial und Strom im harten ukrainischen Winter. Wir machen die Bedürfnisse von queeren Menschen in der Ukraine und auf der Flucht weiter sichtbar und helfen, wo wir können. Dafür sind wir weiterhin dringend auf Spenden von Privatpersonen und Unternehmen angewiesen”, so Sasha Gurinova vom Bündnismitglied Deutsche Aidshilfe abschließend. Spenden sind direkt HIER möglich.