Ein gefährliches Urteil Ein Zuckergebäck könnte in den USA erneut vor dem Supreme Court landen – mit möglicherweise verheerenden Folgen
Religionsfreiheit oder doch Gleichberechtigung von Menschen – was zählt mehr in den USA? Mehrfach wanderten in den letzten Jahren Prozesse rund um diese Frage bis hinauf zum Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika, dem Supreme Court.
In einem Fall fällten die Richter eine Einzelfallentscheidung zugunsten der Religionsvertreter, geklagt hatte ein christlicher Bäcker aus Colorado, der sich 2018 geweigert hatte, eine Hochzeitstorte für ein schwules Paare zu backen. In einem anderen Fall bekräftigten die Richter diese Sichtweise noch und gaben einer Webdesignerin aus Denver recht, die ihre Dienste nicht von Homosexuellen in Anspruch genommen sehen wollte. Ein Präzedenzfall, bereits jetzt mit Folgen für das ganze Land.
Neuer Streit ums Zuckergebäck
Nun scheint sich erneut ein Streitfall anzubahnen, der vor dem Supreme Court landen könnte. Geklagt hatte in diesem Fall ein lesbisches Paar aus Kalifornien, abermals gegen eine Bäckerei. Die Besitzerin Cathy Miller weigerte sich im Jahr 2017, die Hochzeitstorte anzufertigen, denn diese dürfte nicht „im Widerspruch zu Gottes Sakrament“ stehen.
Was folgte war erneut eine Klage durch die Instanzen, zuletzt erklärte nun das kalifornische Berufungsgericht im fünften Bezirk, dass die Bäckerei in Kern County gegen kalifornisches Recht verstieß, als sie sich geweigert hatte, Eileen und Mireya Rodriguez-Del Rio eine Hochzeitstorte zu verkaufen. Ein klarer Fall von Diskriminierung. Noch dazu, so die Richter, da das lesbische Paar eine einfache weiße Torte bestellt hatte, sprich, die Bäckerin nicht einmal bei der Produktion der Köstlichkeit auf eine lesbische Lebensweise hätte eingehen müssen.
Gefährliches Spiel der Justiz
Es ist kaum anzunehmen, dass der Streitfall damit beendet sein dürfte, denn hinter der Bäckermeisterin steht die konservative Becket Fund for Religious Liberty, eine Organisation, die gezielt Urteile gegen Homosexuelle anstrebt. Man wolle für Müller weiterkämpfen, um sicherzustellen, dass „die Freiheit, ihren Glauben durch ihre kreative Arbeit auszuleben, gewahrt bleibt und der Gerechtigkeit in vollem Umfang Genüge getan wird“, so der Verband in einer ersten Stellungnahme.
Das Kernproblem geht dabei weit über den aktuellen Fall hinaus: Wir der inzwischen mehrheitlich stark konservative Supreme Court ein drittes Mal beauftragt, ein Urteil in ähnliches Causa zu sprechen, könnte dies schlussendlich so allumfassend geschehen, dass die Diskriminierung von Schwulen Lesben landesweit komplett und weitreichender als bisher legal wird.