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Disney gegen DeSantis

Disney gegen DeSantis Mit einem Trick wird der Konzern jetzt quasi zum eigenen Staat

ms - 31.03.2023 - 16:00 Uhr

Sie mögen sich nicht – so kurz könnte man das Verhältnis zwischen der Chefetage von World Disney in Florida und Gouverneur Ron DeSantis zusammenfassen. Nachdem sich der Konzern im vergangenen Jahr nach längerem Zaudern schlussendlich gegen das berüchtigte „Don´t Say Gay“-Gesetz ausgesprochen hatte, welches Themen rund um Homosexualität an Schulen verbietet, griff der politische Hardliner das Mäuseimperium direkt an. Zum einen will er noch einmal das bisherige Gesetz verschärfen, zum anderen beschloss er vorab bereits, die bisherigen Sonderechte Disney zu entziehen.

Ein neuer Sheriff in der Stadt – wirklich?

Das Entertainment-Unternehmen genießt seit Jahrzehnten als größter Arbeitgeber des Bundesstaates besondere Rechte, darf sich autonom verwalten und zahlt auch weniger Steuern. DeSantis verkündete, damit sei nun Schluss, denn „ein neuer Sheriff sei in der Stadt.“ Der sogenannte Disneys Reedy Creek Improvement District mit einer Größe von rund 25.000 Hektar wird abgeschafft, das Gebiet selbst solle künftig von einem Gremium überwacht werden. Disney schien das stillschweigend hinzunehmen – dachte man.

Disneys schaltet Verfügung mit einem Trick aus

Ähnlich wie in den Zeichentrickfilmen scheint Disney in letzter Minute auch hier noch ein Ass im Ärmel gehabt zu haben, denn der Verwaltungsvorstand des Distrikts hatte kurz vor Ablauf seiner Zuständigkeit eine Entwicklungsvereinbarung mit dem Unternehmen Disney abgeschlossen. Damit gingen alle Sonderrechte vom gewählten Vorstand auf den privatwirtschaftlichen Konzern über, Disney wird damit sozusagen rechtlich in gewisser Weise selbst zu einem Staat. Der von DeSantis eingesetzte neue Vorstand des Distrikts ist damit de facto machtlos. Kleinlaut erklärte dieser daraufhin nur, man wolle die Sachlage prüfen.

Punktsieg für Mickey Mouse

Mit einem Augenzwinkern ist in der Übergabevereinbarung auch festgehalten, dass diese Gültigkeit hat, bis „21 Jahre nach dem Tod des letzten Überlebenden der Nachkommen von König Charles III, König von England.“ Ein Mitarbeiter von Donald Trump schrieb daraufhin süffisant: „Präsident Trump hat 'Art of the Deal' geschrieben und den Frieden im Nahen Osten vermittelt. Ron DeSantis wurde gerade von Mickey Mouse ausgehandelt.“ Beide, Trump und DeSantis, wollen der nächste Präsidentschaftskandidat der Republikaner für die nächste Präsidentschaftswahl 2024 werden. Passend zum Wahlkampfbeginn im Herbst dieses Jahres wird Disney in Florida übrigens auch Gastgeber der weltweit größten LGBTI*-Konferenz sein. 

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